Auszug aus dem Brief:
Sehr geehrter Herr Minister Di Bartolomeo
Mit Bestürzung habe ich vernommen, dass im Rahmen eines Modernisierungskonzeptes des CHdN die „Maternité“ der Wiltzer Klinik geschlossen werden soll.
Derweil diese geplante Schlieβung der Geburtsabteilung am Wiltzer Standort von CHdN-Generaldirektor Professor Dr. Hans-Joachim Schubert als „bittere Pille“ abgetan wird, die man aber im Zuge der Arbeitseinteilung der fusionierten Krankenhäuser schlucken müsse, sehe ich allerdings zahlreiche Nebenwirkungen aufgrund dieses Entscheids, die nicht nur auftreten können, sondern auftreten werden!
Ich mache mir darüber Sorgen, welche Richtung Luxemburg im Gesundheitswesen immer mehr einschlägt. Wie Sie wissen, hat die „Maternité“ des Wiltzer Standortes den Anspruch, sich an den Richtlinien der WHO über bedarfgerechte Geburtstechnologie zu orientieren. Sie hat sich auch schon stark an die prozentualen Vorgaben angenähert. Sie hat eine niedrige Rate an medikalen Geburtseinleitungen (2010: zirka 8%) und an Kaiserschnitten (2010: zirka 17%). Zudem hat sie relativ wenige Peridural-Anästhesien (PDA), auch weil sie Wassergeburten (2010: zirka 45%) gefördert hat und sich wegen Infektionsgefahr eine PDA und eine Wassergeburt gegenseitig ausschliessen. Die wertvolle und aus Eigenantrieb aufgebaute Erfahrung vom Wiltzer „Geburtshelfer“-Personal wird mit ihrem Wechsel in die Ettelbrücker Geburtsabteilung verloren gehen, denn die Philosophien dieser beiden Geburtsabteilungen können unterschiedlicher nicht sein: Der Ettelbrücker Standort strebt keine WHO-Labels an, ist nicht stillfreundlich eingestuft und macht praktisch keine Wassergeburten.
Wenn es Ihnen wirklich um Einsparungspotentiale geht, die Sie erörtern wollen, müsste man die Kosteneindämmung dahingehend angehen, die überbordende Anzahl an Geburten mittels medikalen Hilfsmitteln und chirgurgischen Eingriffen stark zu reduzieren, z. B. indem nur noch Kaiserschnitte zurückvergütet werden, die medizinisch effektiv notwendig sind. So ist beispielsweise für die WHO eine Kaiserschnitts-Rate von mehr als 15% keineswegs mehr medizinisch begründbar. In Luxemburg hat die durchnittliche Rate bereits bei die 30%-Marke überschritten und mit der Schlieβung des Wiltzer Standorts wird diese sich noch mehr erhöhen. Leider suggeriert die Welt der Prominenten, die für die Leute durchaus auch Vorbildcharakter haben, immer mehr, dass geplante Kaiserschnitt-Geburten angesagt sind, sodass diese in rezenter Zeit immer mehr in Mode gekommen sind.
Dass sich Kosten-Effizienz und sanfte Geburtsmethoden nicht gegenseitig ausschliessen, sondern gar einen direkten Zusammenhang haben, das hat Kanada erkannt und ihre Massnahmen gehen in Richtung der Minimierung des Einsatzes von Geburtstechnologien, Förderung von Geburtshäusern und Hausgeburten.
Der allgemeine Trend in der Gesellschaft bewegt sich weg von natürlichem Umgang der Geburt, obwohl der natürliche Weg in der Regel nachweislich der bessere und günstigere ist:
•Ein medikales Einleiten der Geburt, das Setzen einer PDA und die kontinuierliche Wehen- und Herztonüberwachung kann das Risiko eines Kaiserschnittes vergröβern.
•Das Gebären im Wasser vermeidet Dammrisse, weil der Damm geschont wird, lindert durch das Element Wasser Geburtsschmerzen und ermöglicht dem Neugeborenen einen sanften und gedämpften Übergang ins Leben.
•Die Wiltzer Geburtsabteilung hat beim Verlassen der Klinik der Mütter mit Ihren Neugeborenen eine Stillrate von 99%, was sehr beachtlich ist und nachhaltig zur gesunden Entwicklung der Kinder beiträgt: Stillen stärkt nachweislich das Immunsystem und schützt damit vor Krankheiten und Allergien. Es ist auch wissenschaftlich belegt, dass gestillte Kinder viel weniger zu Übergewicht neigen. Durch das Stillen wird zudem die Kiefermuskulatur gestärkt, was auch zur positiven Sprachentwicklung beiträgt. Und der innige Körperkontakt ist logischerweise auch etwas immens Wichtiges, dass das Kind ein gesundes Körpergefühl entwickelt, welches im Hirn fürs ganze Leben verankert bleibt.
Ich bin mir bewusst, dass eine sanfte oder natürliche Geburt für eine Klinik weniger ertragsam ist, denn in Deutschland hat man ausgerechnet, dass ein Kaiserschnitt der Klinik doppelt so viel Geld einbringt wie eine natürliche Geburt: Anästhesie, Medikamente und längere Klinikaufenthalte, denn man darf nie vergessen, dass ein Kaiserschnitt eine OP ist! Eine bessere Planbarkeit zu Regelarbeitszeiten (keine Nacht- oder Sonntagszuschläge) ist dabei zudem ein Plus.
Die Hauptgründe der Schlieβung der Wiltzer „Materinté“ sind wohl Einsparungen von Personalkosten, weniger Kosten durch das Zusammenführen von Abteilungen und der Anspruch, das neue Gesundheitskonzept von Luxemburg umzusetzen.
Doch mit dem Wegfall des Wiltzer Standortes wird den werdenen Müttern gänzlich die Möglichkeit genommen, sich bewusst für eine Klinik zu entscheiden, die von der WHO als „Baby and Motherfriendly Hospital“ ausgezeichnet ist. Da es hierzulande keine Geburtshäuser gibt, hauptsächlich weil die werdenen Mütter keine Rückvergütung der mit der Geburt verbundenen Ausgaben erhalten würden, und Hausgeburten lediglich geduldet werden, ist der Erhalt der Wiltzer „Maternité“ die einzige Chance, den Schwangeren eine Türe offen zu lassen, ihr Kind auf möglichst natürlichem Weg auf die Welt bringen zu dürfen – dies mit einem Minimum an Technologien und Medikamenten. Der Wiltzer Standort hat sich in letzter Zeit einen guten Namen gemacht, sodass sich auch Familien aus dem Süden und sogar aus dem grenznahen Ausland für die Geburt auf den Weg nach Wiltz machen.
Michel Odent, der französische Pionier der Wassergeburt, der notabene kürzlich auch in Luxemburg ein dreitägiges Seminar hielt, war als Arzt bereit, von den Frauen zu lernen. Er ist auch der Meinung, dass eine Geburt etwas Instinktives sein muss. Und wenn eine der ersten Fragen einer Hebamme ist, ob eine Frau, die vor der Geburt ihres Kindes steht, eine PDA gesetzt bekommen will, ist dies für den postitiven Energiefluss, ihrem Instinkt zu folgen, alles andere als förderlich.
Die Schlieβung der Wiltzer „Maternité“ wäre mehr als eine bittere Pille, es wäre ein Bauernopfer, mit dem eine Chance auf einen natürlichen Einstieg ins Leben für die kommenden Generationen verloren geht, und zwar unwiderruflich. Und wenn es um Nachhaltigkeit geht, dann wäre es sinnvoller, sich in Luxemburg auf das Natürliche zurückzubesinnen, nicht zuletzt darum, damit Gelder in der Kasse des Gesundheitswesens gespart werden können. Lassen Sie sich, Herr Minister Di Bartolomeo, bitte nicht von Trendsettern leiten, sondern haben Sie den Mut, eine Richtung einzuschlagen, die für die Gesundheit der Bevölkerung wirklich etwas Positives bringt. Setzen Sie ein Zeichen und geben Sie der Wiltzer Geburtsabteilung eine Chance, damit die Familien sich weiterhin frei entscheiden können, ihrem Kind einen natürlichen Start in ein gesundes Leben zu ermöglichen!
Sehr geehrter Herr Minister Di Bartolomeo
Mit Bestürzung habe ich vernommen, dass im Rahmen eines Modernisierungskonzeptes des CHdN die „Maternité“ der Wiltzer Klinik geschlossen werden soll.
Derweil diese geplante Schlieβung der Geburtsabteilung am Wiltzer Standort von CHdN-Generaldirektor Professor Dr. Hans-Joachim Schubert als „bittere Pille“ abgetan wird, die man aber im Zuge der Arbeitseinteilung der fusionierten Krankenhäuser schlucken müsse, sehe ich allerdings zahlreiche Nebenwirkungen aufgrund dieses Entscheids, die nicht nur auftreten können, sondern auftreten werden!
Ich mache mir darüber Sorgen, welche Richtung Luxemburg im Gesundheitswesen immer mehr einschlägt. Wie Sie wissen, hat die „Maternité“ des Wiltzer Standortes den Anspruch, sich an den Richtlinien der WHO über bedarfgerechte Geburtstechnologie zu orientieren. Sie hat sich auch schon stark an die prozentualen Vorgaben angenähert. Sie hat eine niedrige Rate an medikalen Geburtseinleitungen (2010: zirka 8%) und an Kaiserschnitten (2010: zirka 17%). Zudem hat sie relativ wenige Peridural-Anästhesien (PDA), auch weil sie Wassergeburten (2010: zirka 45%) gefördert hat und sich wegen Infektionsgefahr eine PDA und eine Wassergeburt gegenseitig ausschliessen. Die wertvolle und aus Eigenantrieb aufgebaute Erfahrung vom Wiltzer „Geburtshelfer“-Personal wird mit ihrem Wechsel in die Ettelbrücker Geburtsabteilung verloren gehen, denn die Philosophien dieser beiden Geburtsabteilungen können unterschiedlicher nicht sein: Der Ettelbrücker Standort strebt keine WHO-Labels an, ist nicht stillfreundlich eingestuft und macht praktisch keine Wassergeburten.
Wenn es Ihnen wirklich um Einsparungspotentiale geht, die Sie erörtern wollen, müsste man die Kosteneindämmung dahingehend angehen, die überbordende Anzahl an Geburten mittels medikalen Hilfsmitteln und chirgurgischen Eingriffen stark zu reduzieren, z. B. indem nur noch Kaiserschnitte zurückvergütet werden, die medizinisch effektiv notwendig sind. So ist beispielsweise für die WHO eine Kaiserschnitts-Rate von mehr als 15% keineswegs mehr medizinisch begründbar. In Luxemburg hat die durchnittliche Rate bereits bei die 30%-Marke überschritten und mit der Schlieβung des Wiltzer Standorts wird diese sich noch mehr erhöhen. Leider suggeriert die Welt der Prominenten, die für die Leute durchaus auch Vorbildcharakter haben, immer mehr, dass geplante Kaiserschnitt-Geburten angesagt sind, sodass diese in rezenter Zeit immer mehr in Mode gekommen sind.
Dass sich Kosten-Effizienz und sanfte Geburtsmethoden nicht gegenseitig ausschliessen, sondern gar einen direkten Zusammenhang haben, das hat Kanada erkannt und ihre Massnahmen gehen in Richtung der Minimierung des Einsatzes von Geburtstechnologien, Förderung von Geburtshäusern und Hausgeburten.
Der allgemeine Trend in der Gesellschaft bewegt sich weg von natürlichem Umgang der Geburt, obwohl der natürliche Weg in der Regel nachweislich der bessere und günstigere ist:
•Ein medikales Einleiten der Geburt, das Setzen einer PDA und die kontinuierliche Wehen- und Herztonüberwachung kann das Risiko eines Kaiserschnittes vergröβern.
•Das Gebären im Wasser vermeidet Dammrisse, weil der Damm geschont wird, lindert durch das Element Wasser Geburtsschmerzen und ermöglicht dem Neugeborenen einen sanften und gedämpften Übergang ins Leben.
•Die Wiltzer Geburtsabteilung hat beim Verlassen der Klinik der Mütter mit Ihren Neugeborenen eine Stillrate von 99%, was sehr beachtlich ist und nachhaltig zur gesunden Entwicklung der Kinder beiträgt: Stillen stärkt nachweislich das Immunsystem und schützt damit vor Krankheiten und Allergien. Es ist auch wissenschaftlich belegt, dass gestillte Kinder viel weniger zu Übergewicht neigen. Durch das Stillen wird zudem die Kiefermuskulatur gestärkt, was auch zur positiven Sprachentwicklung beiträgt. Und der innige Körperkontakt ist logischerweise auch etwas immens Wichtiges, dass das Kind ein gesundes Körpergefühl entwickelt, welches im Hirn fürs ganze Leben verankert bleibt.
Ich bin mir bewusst, dass eine sanfte oder natürliche Geburt für eine Klinik weniger ertragsam ist, denn in Deutschland hat man ausgerechnet, dass ein Kaiserschnitt der Klinik doppelt so viel Geld einbringt wie eine natürliche Geburt: Anästhesie, Medikamente und längere Klinikaufenthalte, denn man darf nie vergessen, dass ein Kaiserschnitt eine OP ist! Eine bessere Planbarkeit zu Regelarbeitszeiten (keine Nacht- oder Sonntagszuschläge) ist dabei zudem ein Plus.
Die Hauptgründe der Schlieβung der Wiltzer „Materinté“ sind wohl Einsparungen von Personalkosten, weniger Kosten durch das Zusammenführen von Abteilungen und der Anspruch, das neue Gesundheitskonzept von Luxemburg umzusetzen.
Doch mit dem Wegfall des Wiltzer Standortes wird den werdenen Müttern gänzlich die Möglichkeit genommen, sich bewusst für eine Klinik zu entscheiden, die von der WHO als „Baby and Motherfriendly Hospital“ ausgezeichnet ist. Da es hierzulande keine Geburtshäuser gibt, hauptsächlich weil die werdenen Mütter keine Rückvergütung der mit der Geburt verbundenen Ausgaben erhalten würden, und Hausgeburten lediglich geduldet werden, ist der Erhalt der Wiltzer „Maternité“ die einzige Chance, den Schwangeren eine Türe offen zu lassen, ihr Kind auf möglichst natürlichem Weg auf die Welt bringen zu dürfen – dies mit einem Minimum an Technologien und Medikamenten. Der Wiltzer Standort hat sich in letzter Zeit einen guten Namen gemacht, sodass sich auch Familien aus dem Süden und sogar aus dem grenznahen Ausland für die Geburt auf den Weg nach Wiltz machen.
Michel Odent, der französische Pionier der Wassergeburt, der notabene kürzlich auch in Luxemburg ein dreitägiges Seminar hielt, war als Arzt bereit, von den Frauen zu lernen. Er ist auch der Meinung, dass eine Geburt etwas Instinktives sein muss. Und wenn eine der ersten Fragen einer Hebamme ist, ob eine Frau, die vor der Geburt ihres Kindes steht, eine PDA gesetzt bekommen will, ist dies für den postitiven Energiefluss, ihrem Instinkt zu folgen, alles andere als förderlich.
Die Schlieβung der Wiltzer „Maternité“ wäre mehr als eine bittere Pille, es wäre ein Bauernopfer, mit dem eine Chance auf einen natürlichen Einstieg ins Leben für die kommenden Generationen verloren geht, und zwar unwiderruflich. Und wenn es um Nachhaltigkeit geht, dann wäre es sinnvoller, sich in Luxemburg auf das Natürliche zurückzubesinnen, nicht zuletzt darum, damit Gelder in der Kasse des Gesundheitswesens gespart werden können. Lassen Sie sich, Herr Minister Di Bartolomeo, bitte nicht von Trendsettern leiten, sondern haben Sie den Mut, eine Richtung einzuschlagen, die für die Gesundheit der Bevölkerung wirklich etwas Positives bringt. Setzen Sie ein Zeichen und geben Sie der Wiltzer Geburtsabteilung eine Chance, damit die Familien sich weiterhin frei entscheiden können, ihrem Kind einen natürlichen Start in ein gesundes Leben zu ermöglichen!