Aufgrund des Pressegesprächs, zu dem das CHdN am Montag geladen hat und in den Medien breit darüber berichtet wurde, möchten wir von der Initiative „NEE zur Fermeture vun der Maternité Wolz“ unsere Standpunkte erläutern.
Bevor wir jedoch näher darauf eingehen, möchten wir unsere Stellungnahme in Kurzform abgeben:
Insbesondere zwei Aspekte wurden sowohl beim Pressegespräch wie auch in Kommentaren des Gesundheitsministers als elementar eingestuft. Das Thema Sicherheit und die finanzielle Tragbarkeit.
Unserer Ansicht nach spielen sowohl das CHdN als auch der Gesundheitsminister mit der Angst der Leute in puncto Sicherheit. Schenkt man ihnen Glauben, dann stellt eine Geburt als solches ein potentielles Risiko dar und man müsse für das Auffangen dieser Gefahren mit einem hoch technologisierten Umfeld und einem Grossaufgebot von medizinischen Fachkräften bereit stehen. Doch selbst Prof. Dr. Schubert sagte beim Pressegespräch, dass bei 85% aller Geburten keine Komplikationen auftreten, sodass keine ärztliche Interventionen in den natürlichen Geburtsverlauf von Nöten sind. Wenn dem landesweit und in der Maternité Ettelbruck eine Kaiserschnittrate von zirka 30% gegenüber stehen, sind „rein rechnerisch“ die verbleibenden 15% Geburten mit der Notwendigkeit ärztlicher Interventionen darin enthalten. Dieses Rechenbeispiel soll insbesondere aufzeigen, dass doch mancher Kaiserschnitt – nämlich jeder Zweite – medizinisch nicht gerechtfertigt ist. Nichts desto trotz ist auch die Maternité Wiltz für Notsituationen wie ein Notfall-Kaiserschnitt u.ä. gerüstet, obwohl uns insbesondere der Gesundheitsminister immer wieder das Bild vermitteln will, dass die Maternité Wiltz für solche Fälle nicht gewappnet sei. Fakt ist hingegen, dass in Wiltz verhältnismässig wenige Frauen davon Gebrauch machen müssen, gerade weil die Wiltzer Hebammen viele Geburten natürlich begleiten. Folglich werden die Anästhesisten in Wiltz während Ihren Bereitschaftsdiensten kaum gerufen, was eigentlich ein gutes Zeichen ist. Doch da in Luxemburg die Anästhesisten für ihren Bereitschaftsdienst keine Pauschale vergütet bekommen, weil sie immerhin auf Zuruf innert 10 Minuten in der Maternité sein müssen, ist der Anästhesist darauf angewiesen im Bereitschaftsdienst zum Einsatz zu kommen. Dies ist jedoch weder ein Problem der Maternité noch ein Problem der Klinik, sondern müsste vielmehr anders gehandhabt werden. Denn es hat eine unmoralische Komponente, dass bei einer Maternité darauf gelauert wird, dass eine ärztliche Intervention von Nöten ist, welche die CNS dann auch ohne Weiteres finanziell übernimmt.
Wir bedauern weiter, dass das CHdN keinerlei WHO/Unicef-Label anstrebt, laut Aussagen von Prof. Dr. Schubert nur deswegen, weil das CHdN einerseits ohnehin die meisten der geforderten Punkte schon erfülle und andererseits die werdenden Mütter nicht unter Druck gesetzt werden sollen. Bei uns kommt die Vermutung auf, dass sich eher das CHdN nicht unter Druck setzen lassen will. Obwohl im Norden die Maternité Wiltz, im Zentrum das CHL und im Süden das CHEM das Label „Mother and Baby Friendly Hospital“ haben und Prof. Dr Schubert sagt, dass Stillen laut Studien das Beste für das Baby sei, wird für den Standort Ettelbruck leider das Label nicht angestrebt. Diese Haltung entspricht eigentlich auch nicht den Richtlinien, die 2006 vom Comité National pour l’Allaitement Maternel aufgestellt wurden, um landesweit gesunde Ernährung und physische Bewegung zu fördern. Diese Richtlinien sind im Plan national pour la protection, la promotion et le soutien de l’allaitement maternel au Luxembourg nachzulesen.
Die Geburtsphilosophie einer Klinik wird sehr stark konditioniert durch die politische Haltung und deswegen sehen wir uns darin bestärkt, dass unsere weiteren Maßnahmen in die richtige Richtung schlagen. Mit unserer Petition zum Erhalt der Maternité Wiltz haben wir bereits jetzt knapp 3000 Unterschriften gesammelt, welche in den Petitionsausschuss der Chambre des Députés eingereicht wurden. Dieser hat uns für Mitte September eingeladen, um mehr über die Beweggründe unserer Initiative zu erfahren. In der Zwischenzeit wurde von dem Ratsvorsitzenden der Chambre des Députés verkündet, dass künftig aufgrund von 4’500 Unterschriften eine Parlamentsdebatte geführt werden muss. Deswegen sind wir gewillt, unsere Unterschriftenaktion weiterzuführen, um eine Debatte zu ermöglichen.
Zusammen mit dem LCGB planen wir zudem, den Gesundheitsminister zusammen mit dem Wiltzer Bürgermeister und dem Verwaltungsrat des CHdN zu einer Informationsveranstaltung einzuladen, um den Entscheidungsträgern eine Plattform zu bieten, ihren Sachverhalt bezüglich der Schließung der Wiltzer Maternité darzustellen, damit die Bürger des Nordens die Entscheidungsgrundlage auch transparent erklärt bekommen und ihre noch immer offen stehenden Fragen beantwortet erhalten.
Im Folgenden gehen wir noch etwas profunder auf unsere Punkte ein, um die Nachvollziehbarkeit unserer Aussagen zu gewähren:
Es kommt uns so vor, dass seitens der Entscheidungsträger zur Schliessung der Maternité in Wiltz mit der Angst der Leute in puncto Sicherheit gespielt wird. Es wird uns Bürgern vorgegaukelt, dass eine Geburt als solches ein potentielles Risiko darstellt. Vergessen wir dabei aber nicht, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit ist, die behandelt werden muss. Und eine Geburt ist (im Prinzip) auch keine Operation, obwohl in doch manchen Ländern, durch die immer höher schnellenden Kaiserschnittsraten von 30 und mehr Prozentpunkten, eine Geburt immer mehr zur klinischen OP verkümmert. Sogar Prof. Dr. Schubert hat anlässlich des Pressegesprächs gesagt, dass 85% aller Geburten komplikationslos verlaufen. Dies deckt sich mit der Aussage der WHO, dass eine höhere Kaiserschnittsrate als 15% medizinisch nicht begründbar sei. Wir dürfen hier auch nicht ausser Acht lassen, dass eine OP – also auch ein Kaiserschnitt – immer ein Risiko darstellt und unerwünschte Komplikationen auftreten können. Ebenso ist das Setzen einer Peridural-Anästhestie (PDA) in den Rücken keineswegs risikofrei. Deswegen empfinden wir die ganze Verharmlosung von Anästhesien als Augenwischerei. Vielleicht ist hier ein ganz anderer Aspekt wichtig zu durchleuchten: Da eine Geburt auch ausserhalb der Regelarbeitszeiten von statten geht, ist aus Sicherheitsgründen ein Anästhesist immer in Bereitschaft. Dieser Bereitschaftsdienst wird allerdings nicht mit einer Pauschale vergütet, sondern ein Anästhesist wird nur dann bezahlt, wenn er zum Einsatz kommt. Ergo ist eine Klinik durchaus daran interessiert, regelmässige Anästhesie-Geburten ausserhalb der Regelzeiten zu haben, denn die Anästhestisten arbeiten frei schaffend, haben einen Akkreditierungsvertrag mit einer Klinik und sind somit auf Einsätze angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Wir sehen, dass es durchaus einen fließenden Übergang vom Thema Sicherheit zur Finanzierung gibt.
Prof. Dr. Schubert sieht eine Kaiserschnittsrate von mehr als 30% keineswegs als problematisch an, zudem man sich mit diesem Schnitt in guter Gesellschaft anderer europäischer Länder bewegt, was nicht von der Hand zu weisen ist. Doch wir fragen uns, ob eine Geburt künftig für ein Baby kein natürliches und sanftes auf die Welt kommen mehr sein soll, sondern ein technologisiertes, steriles und abruptes auf die Welt setzen. Wir haben durchaus moralische Bedenken, wenn geplante Wunschkaiserschnitte sich mehr auszahlen als eine spontane Geburt. Die CNS zahlt all diese Kaiserschnitte ohne Weiteres, denn es ist keinesweg eine günstige Geburtsart: Anästhesie, Medikamente und längere Klinikaufenthalte. Für die Klinik und den Arzt ist zudem als positiver Aspekt eine bessere Planbarkeit zu Regelarbeitszeiten interessant. So macht die CNS quasi eine Rückfinanzierung zugunsten der hoch technisierten Kliniken mit den medizinischen Fachkräften. In Deutschland hat man ausgerechnet, dass ein Kaiserschnitt einer Klinik finanziell doppelt so viel einbringt als eine natürliche Geburt. Punkto Kosteneinsparung wurde aber rund um die Schliessung der Maternité in Wiltz nur von den Hebammen geredet. Eine Hebamme muss im Jahr 103 Geburten begleiten, damit sie sich rentiert. So ist die Rechnung auch ganz einfach: Wenn die CNS die Hebammenarbeit nur an der Anzahl Geburten misst, ist eine Geburtenrate von 850 – wie sie das CHdN (Ettelbrück und Wiltz zusammen) im Moment aufweisen kann – schon eine geringe Zahl, um eine in unseren Augen ernst zu nehmende Geburtsbegleitung über Stunden hinweg zu gewährleisten. So haben wir die Befürchtung, dass der Griff zu einer medikalen Einleitung der Geburt und die Durchführung eines Kaiserschnitts rein aus Effizienzgründen nahe liegt. Prof. Dr. Schubert will die ganze Palette an Geburtspraktiken von der Wassergeburt bis hin zum Wunschkaiserschnitt in seiner Klinik im Angebot haben, wobei nur zwei Gynäkologen Wassergeburten „anbieten“ werden. Prof. Dr. Schubert sagte auch, dass er die Wassergeburten als eine gewisse Modeerscheinung sieht, an der 50 – 60% aller Schwangeren gar nicht erst interessiert sind. Somit liegt die Wiltzer Maternité mit 45% Wassergeburten genau in diesem Schnitt, welcher unseres Erachtens und zu unserem Bedauern in der Ettelbrucker Maternité weder angestrebt noch erreicht werden wird.
Prof. Dr. Schubert wie auch Mars Di Bartolomeo haben in letzter Zeit immer wieder erwähnt, dass es in erster Linie um die Sicherheit der Mütter und Babys geht, welche in Wiltz nicht mehr garantiert werden kann. Risikoschwangere werden in der Wiltzer Klinik nicht zur Geburt aufgenommen. Wenn z. B. das Gestationsalter des Ungeborenen weniger als 36 Schwangerschaftswochen (SSW) beträgt, wird gleich ein Transfer in eine andere Klinik vorgenommen. In der Ettelbrucker Maternité werden zusätzlich Frühgeburten zwischen der 34. und 36. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Die Wahl der Klinik, in die die Frühgeburten von Wiltz transferiert werden, basiert auf den Kriterien des Gestationsalters und des Wohnortes der Familie. Wenn man sich aber auf die in der EU grassierenden Richtwerte für die perinatale Medizin (Quelle Deutschland) bezieht, insbesondere bezüglich der Sicherheit und einem 24/24-Bereitschaftsdienst, dann sollte man aber auch erwähnen, dass in denselben Dokumenten steht, dass in allgemeinen Geburtskliniken ohne angeschlossene Kinderklinik sowieso nur Babys mit einem Gestationsalter ab der 36. SSW und ohne bekanntes Risiko (wie z.B. Wachstumsretardierung, Diabetes der Mutter, Zwillinge) zur Welt kommen sollen. Neugeborenentransporte sollen durch rechtzeitige präventive Verlegung von Risikoschwangeren vermieden werden. Genau so hat sich die Wiltzer Maternité verhalten. Deswegen denken wir, dass diese Seitenhiebe gegenüber der Wiltzer Maternité ungerechtfertigt sind. In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder erwähnt, dass Wiltz keinen Notfalldienst mehr verrichte. Dies bezieht sich auf die allgemein medizinische Notfallaufnahme, obwohl man mit dieser Aussage den Anschein erwecken will, dass damit die Maternité gemeint sei, die rund um die Uhr Dienst hat.
Wir bedauern weiter, dass das CHdN keinerlei WHO/Unicef-Labels anstrebt, laut Aussagen von Prof. Dr. Schubert nur deswegen, weil das CHdN einerseits ohnehin die meisten der geforderten Punkte schon erfülle und andererseits die werdenden Mütter nicht unter Druck gesetzt werden sollen. zu stillen, obwohl sie es gar nicht wollen, z.B. weil sie berufstätig sind. Bei uns kommt eher die Vermutung auf, dass sich eher das CHdN nicht unter Druck setzen lassen will, haben doch hierzulande die Mütter mit dem Mutterschutz und dem anschließenden 6-monatigen Elternurlaub doch eine komfortable Situation, ihr Kind zu stillen. Und diese Auszeit wird von Müttern auch durchaus genutzt. Obwohl im Norden die Maternité Wiltz, im Zentrum das CHL und im Süden das CHEM das Label „Mother and Baby Friendly Hospital“ haben und Prof. Dr. Schubert sagt, dass Stillen laut Studien das Beste für das Baby sei, wird für den Standort Ettelbruck leider das Label nicht angestrebt.
Bevor wir jedoch näher darauf eingehen, möchten wir unsere Stellungnahme in Kurzform abgeben:
Insbesondere zwei Aspekte wurden sowohl beim Pressegespräch wie auch in Kommentaren des Gesundheitsministers als elementar eingestuft. Das Thema Sicherheit und die finanzielle Tragbarkeit.
Unserer Ansicht nach spielen sowohl das CHdN als auch der Gesundheitsminister mit der Angst der Leute in puncto Sicherheit. Schenkt man ihnen Glauben, dann stellt eine Geburt als solches ein potentielles Risiko dar und man müsse für das Auffangen dieser Gefahren mit einem hoch technologisierten Umfeld und einem Grossaufgebot von medizinischen Fachkräften bereit stehen. Doch selbst Prof. Dr. Schubert sagte beim Pressegespräch, dass bei 85% aller Geburten keine Komplikationen auftreten, sodass keine ärztliche Interventionen in den natürlichen Geburtsverlauf von Nöten sind. Wenn dem landesweit und in der Maternité Ettelbruck eine Kaiserschnittrate von zirka 30% gegenüber stehen, sind „rein rechnerisch“ die verbleibenden 15% Geburten mit der Notwendigkeit ärztlicher Interventionen darin enthalten. Dieses Rechenbeispiel soll insbesondere aufzeigen, dass doch mancher Kaiserschnitt – nämlich jeder Zweite – medizinisch nicht gerechtfertigt ist. Nichts desto trotz ist auch die Maternité Wiltz für Notsituationen wie ein Notfall-Kaiserschnitt u.ä. gerüstet, obwohl uns insbesondere der Gesundheitsminister immer wieder das Bild vermitteln will, dass die Maternité Wiltz für solche Fälle nicht gewappnet sei. Fakt ist hingegen, dass in Wiltz verhältnismässig wenige Frauen davon Gebrauch machen müssen, gerade weil die Wiltzer Hebammen viele Geburten natürlich begleiten. Folglich werden die Anästhesisten in Wiltz während Ihren Bereitschaftsdiensten kaum gerufen, was eigentlich ein gutes Zeichen ist. Doch da in Luxemburg die Anästhesisten für ihren Bereitschaftsdienst keine Pauschale vergütet bekommen, weil sie immerhin auf Zuruf innert 10 Minuten in der Maternité sein müssen, ist der Anästhesist darauf angewiesen im Bereitschaftsdienst zum Einsatz zu kommen. Dies ist jedoch weder ein Problem der Maternité noch ein Problem der Klinik, sondern müsste vielmehr anders gehandhabt werden. Denn es hat eine unmoralische Komponente, dass bei einer Maternité darauf gelauert wird, dass eine ärztliche Intervention von Nöten ist, welche die CNS dann auch ohne Weiteres finanziell übernimmt.
Wir bedauern weiter, dass das CHdN keinerlei WHO/Unicef-Label anstrebt, laut Aussagen von Prof. Dr. Schubert nur deswegen, weil das CHdN einerseits ohnehin die meisten der geforderten Punkte schon erfülle und andererseits die werdenden Mütter nicht unter Druck gesetzt werden sollen. Bei uns kommt die Vermutung auf, dass sich eher das CHdN nicht unter Druck setzen lassen will. Obwohl im Norden die Maternité Wiltz, im Zentrum das CHL und im Süden das CHEM das Label „Mother and Baby Friendly Hospital“ haben und Prof. Dr Schubert sagt, dass Stillen laut Studien das Beste für das Baby sei, wird für den Standort Ettelbruck leider das Label nicht angestrebt. Diese Haltung entspricht eigentlich auch nicht den Richtlinien, die 2006 vom Comité National pour l’Allaitement Maternel aufgestellt wurden, um landesweit gesunde Ernährung und physische Bewegung zu fördern. Diese Richtlinien sind im Plan national pour la protection, la promotion et le soutien de l’allaitement maternel au Luxembourg nachzulesen.
Die Geburtsphilosophie einer Klinik wird sehr stark konditioniert durch die politische Haltung und deswegen sehen wir uns darin bestärkt, dass unsere weiteren Maßnahmen in die richtige Richtung schlagen. Mit unserer Petition zum Erhalt der Maternité Wiltz haben wir bereits jetzt knapp 3000 Unterschriften gesammelt, welche in den Petitionsausschuss der Chambre des Députés eingereicht wurden. Dieser hat uns für Mitte September eingeladen, um mehr über die Beweggründe unserer Initiative zu erfahren. In der Zwischenzeit wurde von dem Ratsvorsitzenden der Chambre des Députés verkündet, dass künftig aufgrund von 4’500 Unterschriften eine Parlamentsdebatte geführt werden muss. Deswegen sind wir gewillt, unsere Unterschriftenaktion weiterzuführen, um eine Debatte zu ermöglichen.
Zusammen mit dem LCGB planen wir zudem, den Gesundheitsminister zusammen mit dem Wiltzer Bürgermeister und dem Verwaltungsrat des CHdN zu einer Informationsveranstaltung einzuladen, um den Entscheidungsträgern eine Plattform zu bieten, ihren Sachverhalt bezüglich der Schließung der Wiltzer Maternité darzustellen, damit die Bürger des Nordens die Entscheidungsgrundlage auch transparent erklärt bekommen und ihre noch immer offen stehenden Fragen beantwortet erhalten.
Im Folgenden gehen wir noch etwas profunder auf unsere Punkte ein, um die Nachvollziehbarkeit unserer Aussagen zu gewähren:
Es kommt uns so vor, dass seitens der Entscheidungsträger zur Schliessung der Maternité in Wiltz mit der Angst der Leute in puncto Sicherheit gespielt wird. Es wird uns Bürgern vorgegaukelt, dass eine Geburt als solches ein potentielles Risiko darstellt. Vergessen wir dabei aber nicht, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit ist, die behandelt werden muss. Und eine Geburt ist (im Prinzip) auch keine Operation, obwohl in doch manchen Ländern, durch die immer höher schnellenden Kaiserschnittsraten von 30 und mehr Prozentpunkten, eine Geburt immer mehr zur klinischen OP verkümmert. Sogar Prof. Dr. Schubert hat anlässlich des Pressegesprächs gesagt, dass 85% aller Geburten komplikationslos verlaufen. Dies deckt sich mit der Aussage der WHO, dass eine höhere Kaiserschnittsrate als 15% medizinisch nicht begründbar sei. Wir dürfen hier auch nicht ausser Acht lassen, dass eine OP – also auch ein Kaiserschnitt – immer ein Risiko darstellt und unerwünschte Komplikationen auftreten können. Ebenso ist das Setzen einer Peridural-Anästhestie (PDA) in den Rücken keineswegs risikofrei. Deswegen empfinden wir die ganze Verharmlosung von Anästhesien als Augenwischerei. Vielleicht ist hier ein ganz anderer Aspekt wichtig zu durchleuchten: Da eine Geburt auch ausserhalb der Regelarbeitszeiten von statten geht, ist aus Sicherheitsgründen ein Anästhesist immer in Bereitschaft. Dieser Bereitschaftsdienst wird allerdings nicht mit einer Pauschale vergütet, sondern ein Anästhesist wird nur dann bezahlt, wenn er zum Einsatz kommt. Ergo ist eine Klinik durchaus daran interessiert, regelmässige Anästhesie-Geburten ausserhalb der Regelzeiten zu haben, denn die Anästhestisten arbeiten frei schaffend, haben einen Akkreditierungsvertrag mit einer Klinik und sind somit auf Einsätze angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Wir sehen, dass es durchaus einen fließenden Übergang vom Thema Sicherheit zur Finanzierung gibt.
Prof. Dr. Schubert sieht eine Kaiserschnittsrate von mehr als 30% keineswegs als problematisch an, zudem man sich mit diesem Schnitt in guter Gesellschaft anderer europäischer Länder bewegt, was nicht von der Hand zu weisen ist. Doch wir fragen uns, ob eine Geburt künftig für ein Baby kein natürliches und sanftes auf die Welt kommen mehr sein soll, sondern ein technologisiertes, steriles und abruptes auf die Welt setzen. Wir haben durchaus moralische Bedenken, wenn geplante Wunschkaiserschnitte sich mehr auszahlen als eine spontane Geburt. Die CNS zahlt all diese Kaiserschnitte ohne Weiteres, denn es ist keinesweg eine günstige Geburtsart: Anästhesie, Medikamente und längere Klinikaufenthalte. Für die Klinik und den Arzt ist zudem als positiver Aspekt eine bessere Planbarkeit zu Regelarbeitszeiten interessant. So macht die CNS quasi eine Rückfinanzierung zugunsten der hoch technisierten Kliniken mit den medizinischen Fachkräften. In Deutschland hat man ausgerechnet, dass ein Kaiserschnitt einer Klinik finanziell doppelt so viel einbringt als eine natürliche Geburt. Punkto Kosteneinsparung wurde aber rund um die Schliessung der Maternité in Wiltz nur von den Hebammen geredet. Eine Hebamme muss im Jahr 103 Geburten begleiten, damit sie sich rentiert. So ist die Rechnung auch ganz einfach: Wenn die CNS die Hebammenarbeit nur an der Anzahl Geburten misst, ist eine Geburtenrate von 850 – wie sie das CHdN (Ettelbrück und Wiltz zusammen) im Moment aufweisen kann – schon eine geringe Zahl, um eine in unseren Augen ernst zu nehmende Geburtsbegleitung über Stunden hinweg zu gewährleisten. So haben wir die Befürchtung, dass der Griff zu einer medikalen Einleitung der Geburt und die Durchführung eines Kaiserschnitts rein aus Effizienzgründen nahe liegt. Prof. Dr. Schubert will die ganze Palette an Geburtspraktiken von der Wassergeburt bis hin zum Wunschkaiserschnitt in seiner Klinik im Angebot haben, wobei nur zwei Gynäkologen Wassergeburten „anbieten“ werden. Prof. Dr. Schubert sagte auch, dass er die Wassergeburten als eine gewisse Modeerscheinung sieht, an der 50 – 60% aller Schwangeren gar nicht erst interessiert sind. Somit liegt die Wiltzer Maternité mit 45% Wassergeburten genau in diesem Schnitt, welcher unseres Erachtens und zu unserem Bedauern in der Ettelbrucker Maternité weder angestrebt noch erreicht werden wird.
Prof. Dr. Schubert wie auch Mars Di Bartolomeo haben in letzter Zeit immer wieder erwähnt, dass es in erster Linie um die Sicherheit der Mütter und Babys geht, welche in Wiltz nicht mehr garantiert werden kann. Risikoschwangere werden in der Wiltzer Klinik nicht zur Geburt aufgenommen. Wenn z. B. das Gestationsalter des Ungeborenen weniger als 36 Schwangerschaftswochen (SSW) beträgt, wird gleich ein Transfer in eine andere Klinik vorgenommen. In der Ettelbrucker Maternité werden zusätzlich Frühgeburten zwischen der 34. und 36. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Die Wahl der Klinik, in die die Frühgeburten von Wiltz transferiert werden, basiert auf den Kriterien des Gestationsalters und des Wohnortes der Familie. Wenn man sich aber auf die in der EU grassierenden Richtwerte für die perinatale Medizin (Quelle Deutschland) bezieht, insbesondere bezüglich der Sicherheit und einem 24/24-Bereitschaftsdienst, dann sollte man aber auch erwähnen, dass in denselben Dokumenten steht, dass in allgemeinen Geburtskliniken ohne angeschlossene Kinderklinik sowieso nur Babys mit einem Gestationsalter ab der 36. SSW und ohne bekanntes Risiko (wie z.B. Wachstumsretardierung, Diabetes der Mutter, Zwillinge) zur Welt kommen sollen. Neugeborenentransporte sollen durch rechtzeitige präventive Verlegung von Risikoschwangeren vermieden werden. Genau so hat sich die Wiltzer Maternité verhalten. Deswegen denken wir, dass diese Seitenhiebe gegenüber der Wiltzer Maternité ungerechtfertigt sind. In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder erwähnt, dass Wiltz keinen Notfalldienst mehr verrichte. Dies bezieht sich auf die allgemein medizinische Notfallaufnahme, obwohl man mit dieser Aussage den Anschein erwecken will, dass damit die Maternité gemeint sei, die rund um die Uhr Dienst hat.
Wir bedauern weiter, dass das CHdN keinerlei WHO/Unicef-Labels anstrebt, laut Aussagen von Prof. Dr. Schubert nur deswegen, weil das CHdN einerseits ohnehin die meisten der geforderten Punkte schon erfülle und andererseits die werdenden Mütter nicht unter Druck gesetzt werden sollen. zu stillen, obwohl sie es gar nicht wollen, z.B. weil sie berufstätig sind. Bei uns kommt eher die Vermutung auf, dass sich eher das CHdN nicht unter Druck setzen lassen will, haben doch hierzulande die Mütter mit dem Mutterschutz und dem anschließenden 6-monatigen Elternurlaub doch eine komfortable Situation, ihr Kind zu stillen. Und diese Auszeit wird von Müttern auch durchaus genutzt. Obwohl im Norden die Maternité Wiltz, im Zentrum das CHL und im Süden das CHEM das Label „Mother and Baby Friendly Hospital“ haben und Prof. Dr. Schubert sagt, dass Stillen laut Studien das Beste für das Baby sei, wird für den Standort Ettelbruck leider das Label nicht angestrebt.