Im Mai 2011 wurde das Pilotprojekt rund um den „Rieder Bëschkierfecht“ in der Gemeinde Betzdorf gestartet.
Seitdem hat sich rund um das Vorhaben einiges getan. Mehrere Gemeinden, darunter die Hauptstadt, werden diesem Beispiel folgen. In Roodt/Syr wurden bereits 43 Personen auf diese, hierzulande neue Möglichkeit der Bestattung beigesetzt. In einem Kolloquium zogen die Verantwortlichen nun gestern Bilanz der vergangenen zwei Jahre.
Zum Projekt „Bëschkierfecht“ in Roodt/Syr: Der Waldfriedhof befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Friedhof und hat eine Gesamtfläche von 16,91 Hektar. Während der zweijährigen Pilotphase wurden vorerst 48 Bäume auf einer Fläche von zwei Hektar in dem Eichenwald ausgezeichnet. Bei der Bestattung wird eine Öffnung an den Baumwurzeln vorbereitet, wo die Asche beigesetzt wird. Pro Baum können zehn Personen bestattet werden. Wichtig ist es, dass das Grundstück naturbelassen und unverändert bleibt. Aus diesem Grund dürfen weder Pflanzen, Blumenkränze noch Steine niedergelegt werden. Damit die Verwandten dennoch den richtigen Baum finden, wird dieser nummeriert und mit einer kleinen Erinnerungsplakette mit dem Namen des Verstorbenen versehen. Die Bürger aus dem gesamten Land können auf dem „Bëschkierfecht“ bestattet werden. Die diesbezügliche Informationsbroschüre ist auf der Internetseite der Gemeinde Betzdorf und der Naturverwaltung abrufbar. Die Bilanz: Von 48 Bäumen sind mittlerweile 14 belegt, 43 Personen wurden beigesetzt.
„Die Nachfrage nach diesem Angebot hat uns besonders berührt“, betonte Frank Wolter, Direktor der Naturverwaltung, gestern anlässlich des Kolloquiums Besonders die soziale Komponente sei ein wichtiger Aspekt dieses Projektes, dessen zukünftige Gestaltung man nun planen werde. Laut Wolter besteht der Wunsch, weitere regionale Waldfriedhöfe anzulegen – ein Anliegen, das mittlerweile immer wahrscheinlicher wird. So laufen derzeit in der Hauptstadt bereits konkrete Pläne zur Umsetzung eines solchen Friedhofs im „Zéissenger Bësch“. Andere Gemeinden, wie Schifflingen und Ettelbrück befassen sich ebenfalls mit diesem Vorhaben.
Wert auf Erhalt des natürlichen Charakters gelegt
Wie ein solcher Waldfriedhof aussehen soll, erklärte die diplomierte Biologin der Naturverwaltung, Danièle Murat. Bei der Auswahl der Waldfläche gilt es nämlich darauf zu achten, dass es sich um ein flaches, ruhiges Grundstück mit einem mittelalten Laubholzbestand handelt und das Gelände leicht zugänglich ist. Nicht geeignet seien Natur- und Quellenschutzgebiete, so Murat. In puncto Beisetzung besteht die Möglichkeit in den Wäldern Streuwiesen oder, wie in der Gemeinde Betzdorf, vorgesehene Plätze bei Bäumen, anzubieten.
„Besonders wichtig ist der Erhalt des natürlichen Charakters des Waldes“, hieß es weiter. Deshalb müsste jegliche Grabgestaltung sowie das Aufstellen von Fotos und Kerzen verhindert werden. Auch die Jagd sei auf diesen Flächen nicht erlaubt, gab die Biologin zu verstehen, bevor der Schöffe der Gemeinde Betzdorf, Edgar Arendt, seine Sichtweise zum Pilotprojekt erläuterte. Dabei sprach er insbesondere einige Schwierigkeiten, die sich im Laufe der Zeit herausstellten, an. So sollen die Erinnerungsplaketten künftig neben dem Namen auch das Geburts- und Todesdatum aufweisen. Auch in puncto Bodenbeschaffenheit gelte es aufzupassen: Da es sich beim „Rieder Bësch“ hauptsächlich um einen Keuperboden handelt, sei ein großer Teil des Grundstücks bei heftigen Regenfällen überschwemmt gewesen. Auch habe man, laut Arendt, nicht damit gerechnet, „dass der Luxemburger nicht alleine beigesetzt werden will“ und somit des Öfteren gleich ein ganzer Baum mit zehn Plätzen reserviert worden sei. Nach der ersten Bilanz habe man aber festgehalten, die Reservierungen auf ein Maximum von fünf Plätzen zu beschränken.
Nach Abschluss des Pilotprojektes gelte es nun ein neues definitives Regelwerk festzulegen, so der Schöffe über die künftigen Pläne des „Bëschkierfecht“.
Während man den Friedhof in Roodt/Syr weiterhin für Bürger von außerhalb öffnen will ( Vereinbarungen mit den Gemeinden), sieht die Situation in der Hauptstadt anders aus.
Da die Zahl der Beisetzungen von Asche dort zwischen 300 und 350 pro Jahr variiert, sei es nach Aussagen von Jules Becker von der Stadt Luxemburg aufgrund der beschränkten Anzahl an Plätzen nicht möglich Bürger von außerhalb diese Bestattungsart anzubieten.
Besonders bewegend waren indes die Worte der Psychologin Jeanne Chomé von Omega90, die zu Beginn ihrer Rede auf den Ursprung zur Verwirklichung eines Waldfriedhofs einging. Im Rahmen der Krankheits- und Trauerbegleitung werde immer wieder die Frage gestellt, ob und welche Spuren man nach seinem Tod hinterlassen möchte. Der anonymen Verstreuung stehe der kalte Marmor gegenüber. Der Waldfriedhof hingegen stehe im Mittelpunkt dieser beiden Alternativen und werde dem Wunsch vieler gerecht, in der Natur beigesetzt zu werden, erklärte Jeanne Chomé. Der Baum habe für viele Menschen eine große Symbolik; er gebe den Hinterbliebenen eine Möglichkeit, den Verstorbenen an einem ruhigen Ort zu besuchen. „Wir sind mit dem Vorhaben überall auf offene Türen gestoßen“, so Jeanne Chomé.
Bevor die Anwesenden sich dann unter der Leitung des Försters Roland Lefèbre vor Ort den Waldfriedhof ansahen, berührte die Psychologin mit einem bewegenden Brief der verstorbenen Francine Esch, die selbst auf dem „Rieder Bëschkierfecht“ ihre letzte Ruhe fand.
(Foto: Guy Jallay)
Seitdem hat sich rund um das Vorhaben einiges getan. Mehrere Gemeinden, darunter die Hauptstadt, werden diesem Beispiel folgen. In Roodt/Syr wurden bereits 43 Personen auf diese, hierzulande neue Möglichkeit der Bestattung beigesetzt. In einem Kolloquium zogen die Verantwortlichen nun gestern Bilanz der vergangenen zwei Jahre.
Zum Projekt „Bëschkierfecht“ in Roodt/Syr: Der Waldfriedhof befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Friedhof und hat eine Gesamtfläche von 16,91 Hektar. Während der zweijährigen Pilotphase wurden vorerst 48 Bäume auf einer Fläche von zwei Hektar in dem Eichenwald ausgezeichnet. Bei der Bestattung wird eine Öffnung an den Baumwurzeln vorbereitet, wo die Asche beigesetzt wird. Pro Baum können zehn Personen bestattet werden. Wichtig ist es, dass das Grundstück naturbelassen und unverändert bleibt. Aus diesem Grund dürfen weder Pflanzen, Blumenkränze noch Steine niedergelegt werden. Damit die Verwandten dennoch den richtigen Baum finden, wird dieser nummeriert und mit einer kleinen Erinnerungsplakette mit dem Namen des Verstorbenen versehen. Die Bürger aus dem gesamten Land können auf dem „Bëschkierfecht“ bestattet werden. Die diesbezügliche Informationsbroschüre ist auf der Internetseite der Gemeinde Betzdorf und der Naturverwaltung abrufbar. Die Bilanz: Von 48 Bäumen sind mittlerweile 14 belegt, 43 Personen wurden beigesetzt.
„Die Nachfrage nach diesem Angebot hat uns besonders berührt“, betonte Frank Wolter, Direktor der Naturverwaltung, gestern anlässlich des Kolloquiums Besonders die soziale Komponente sei ein wichtiger Aspekt dieses Projektes, dessen zukünftige Gestaltung man nun planen werde. Laut Wolter besteht der Wunsch, weitere regionale Waldfriedhöfe anzulegen – ein Anliegen, das mittlerweile immer wahrscheinlicher wird. So laufen derzeit in der Hauptstadt bereits konkrete Pläne zur Umsetzung eines solchen Friedhofs im „Zéissenger Bësch“. Andere Gemeinden, wie Schifflingen und Ettelbrück befassen sich ebenfalls mit diesem Vorhaben.
Wert auf Erhalt des natürlichen Charakters gelegt
Wie ein solcher Waldfriedhof aussehen soll, erklärte die diplomierte Biologin der Naturverwaltung, Danièle Murat. Bei der Auswahl der Waldfläche gilt es nämlich darauf zu achten, dass es sich um ein flaches, ruhiges Grundstück mit einem mittelalten Laubholzbestand handelt und das Gelände leicht zugänglich ist. Nicht geeignet seien Natur- und Quellenschutzgebiete, so Murat. In puncto Beisetzung besteht die Möglichkeit in den Wäldern Streuwiesen oder, wie in der Gemeinde Betzdorf, vorgesehene Plätze bei Bäumen, anzubieten.
„Besonders wichtig ist der Erhalt des natürlichen Charakters des Waldes“, hieß es weiter. Deshalb müsste jegliche Grabgestaltung sowie das Aufstellen von Fotos und Kerzen verhindert werden. Auch die Jagd sei auf diesen Flächen nicht erlaubt, gab die Biologin zu verstehen, bevor der Schöffe der Gemeinde Betzdorf, Edgar Arendt, seine Sichtweise zum Pilotprojekt erläuterte. Dabei sprach er insbesondere einige Schwierigkeiten, die sich im Laufe der Zeit herausstellten, an. So sollen die Erinnerungsplaketten künftig neben dem Namen auch das Geburts- und Todesdatum aufweisen. Auch in puncto Bodenbeschaffenheit gelte es aufzupassen: Da es sich beim „Rieder Bësch“ hauptsächlich um einen Keuperboden handelt, sei ein großer Teil des Grundstücks bei heftigen Regenfällen überschwemmt gewesen. Auch habe man, laut Arendt, nicht damit gerechnet, „dass der Luxemburger nicht alleine beigesetzt werden will“ und somit des Öfteren gleich ein ganzer Baum mit zehn Plätzen reserviert worden sei. Nach der ersten Bilanz habe man aber festgehalten, die Reservierungen auf ein Maximum von fünf Plätzen zu beschränken.
Nach Abschluss des Pilotprojektes gelte es nun ein neues definitives Regelwerk festzulegen, so der Schöffe über die künftigen Pläne des „Bëschkierfecht“.
Während man den Friedhof in Roodt/Syr weiterhin für Bürger von außerhalb öffnen will ( Vereinbarungen mit den Gemeinden), sieht die Situation in der Hauptstadt anders aus.
Da die Zahl der Beisetzungen von Asche dort zwischen 300 und 350 pro Jahr variiert, sei es nach Aussagen von Jules Becker von der Stadt Luxemburg aufgrund der beschränkten Anzahl an Plätzen nicht möglich Bürger von außerhalb diese Bestattungsart anzubieten.
Besonders bewegend waren indes die Worte der Psychologin Jeanne Chomé von Omega90, die zu Beginn ihrer Rede auf den Ursprung zur Verwirklichung eines Waldfriedhofs einging. Im Rahmen der Krankheits- und Trauerbegleitung werde immer wieder die Frage gestellt, ob und welche Spuren man nach seinem Tod hinterlassen möchte. Der anonymen Verstreuung stehe der kalte Marmor gegenüber. Der Waldfriedhof hingegen stehe im Mittelpunkt dieser beiden Alternativen und werde dem Wunsch vieler gerecht, in der Natur beigesetzt zu werden, erklärte Jeanne Chomé. Der Baum habe für viele Menschen eine große Symbolik; er gebe den Hinterbliebenen eine Möglichkeit, den Verstorbenen an einem ruhigen Ort zu besuchen. „Wir sind mit dem Vorhaben überall auf offene Türen gestoßen“, so Jeanne Chomé.
Bevor die Anwesenden sich dann unter der Leitung des Försters Roland Lefèbre vor Ort den Waldfriedhof ansahen, berührte die Psychologin mit einem bewegenden Brief der verstorbenen Francine Esch, die selbst auf dem „Rieder Bëschkierfecht“ ihre letzte Ruhe fand.
(Foto: Guy Jallay)