Luxemburg. Die Odyssee ist, neben der Ilias, eines der Grundwerke der Weltliteratur. Und obwohl sie vor fast 3000 Jahren in Griechenland entstanden ist und eine Welt beschreibt, die noch viel älter ist, hat die Odyssee uns bis heute immer noch viel mitzuteilen. Handelt sie doch von Geschehnissen nach dem zehnjährigen Krieg um Troja in Kleinasien und von den Irrfahrten eines der Haupthelden, Odysseus, der noch einmal zehn Jahre unterwegs ist, bevor er seine Heimat Ithaka wieder erreicht.
Die Odyssee wurde von zahlreichen Schriftstellern seither immer wieder aufgegriffen und hat ihre Aktualität bis heute beibehalten, wie auf eindrucksvolle Weise der griechische Jurist und Linguist Petros Papakalos vor Kurzem seinem Publikum im Athenäum vor Augen führte. Erleben wir doch wieder Kriege und Flüchtlinge, auch in Europa. Die Irrfahrten des Odysseus erlauben es dem Menschen, sich selbst und auch seine Mitmenschen kennenzulernen.
Dr. André Muller stellte bei dieser Gelegenheit das Leben seines Vaters, des Professors Henri Muller (1913-2011), sehr einfühlsam und detailliert vor, ein reiches, beeindruckendes Leben. Henri Muller hat die Odyssee vom altgriechischen Originaltext direkt ins Luxemburgische übersetzt. Da Henri Muller selber ein herausragender Sprachenliebhaber war (er sprach zudem zehn moderne Sprachen), ist seine Übersetzung in seiner originellen Art eine Fundgrube für jeden, der sich für die luxemburgische Sprache des zwanzigsten Jahrhunderts interessiert.
Und gleichzeitig hat Professor Muller bewiesen, dass die luxemburgische Sprache ein reiches und wertvolles Instrument sein kann, da man ja mit ihr ein Monumentalwerk der Weltliteratur übersetzen kann. Und das, so unterstrich Professor Edy Wolter abschließend, sogar unter Berücksichtigung der Reimform des homerischen Originals.
Der äußerst gelungene Abend war organisiert von der Vereinigungen „Les Amis de la Grèce“ (mitgegründet von Henri Muller 1970) und von der griechischen Gemeinschaft in Luxemburg. Die zweisprachige Ausgabe der Odyssee kann bestellt werden per Mail an lesamisdelagrece@gmail.com (die sechs Bände zum Preis von 100 Euro; Band 1, der die Gesänge I-III umfasst, zum Preis von 20 Euro).
Les Amis de la Grèce
Unser Bild zeigt (v.l.n.r.) Professor Edy Wolter, Dr. André Muller, Petros Papakalos, Michel Decker, Präsident der Vereinigung „Les Amis de la Grèce“, sowie Eleni Fotineas, Präsidentin der „Communauté hellénique de Luxembourg“.