Gemeinde Ell feierte den 200sten Jahrestags ihres Bestehens
Großer Festtag unlänst in Ell, galt es doch, den 200. Jahrestag der Gründung der Gemeinde Ell „in ihrer heutigen Zusammensetzung“ zu feiern – wozu die Gemeindeverwaltung in das Centre Camille Ney eingeladen hatte.
Über 150 Gäste erwiesen der Jubilarin die Ehre, unter ihnen die Minister Léon Gloden und Éric Thill, Ehrenstaatsminister Jean-Claude Juncker sowie mehrere Nord-Abgeordnete und Schöffenratsdelegationen aus dem Kanton Redingen und der benachbarten belgischen Gemeinde Attert.
200 Jahre Gemeinde Ell „in der heutigen Zusammensetzung“ galt es eigentlich zu feiern, allerdings zwei Jahre nach dem exakten Jubiläumstermin von 2023! Sei’s drum, gefeiert wurde trotzdem.
Am Ursprung des Luxemburger Kommunalwesens stand die Französische Revolution. Zuhause und in einigen von ihnen besetzten Ländern führten die Franzosen 1795 administrativ u. a. das Gemeindewesen ein. Auch im besetzten Luxemburg. Ell und Roodt bildeten ursprünglich zusammen eine Gemeinde, die beiden Colpach und Kleinelcherodt eine zweite.
Vom 1. Oktober 1823 an
Von 1815 an gehörte Luxemburg zu den Niederlanden. Die neuen Herrscher reorganisierten die Landesverwaltung, legten 1823 recht viele Gemeinden zusammen, auch, vom 1. Oktober an, die Gemeinden Ell und Colpach zur heutigen Gemeinde Ell.
Zu Beginn der Akademischen Sitzung unterstrich Conférencier Ed Graf, nachdem er aus Goethes „Faust“ zitiert hatte, die Wichtigkeit, „uns das von unseren Vätern Ererbte nicht passiv anzueignen“, sondern „wir müssen uns damit auseinandersetzen, damit arbeiten und versuchen und es verstehen“. Etwas weiter ging er kurz auf die Schaffung der Gemeindewesens überhaupt ein, überließ es dann Claude Schmit, um näher die politische Historie der Jubilarin in Erinnerung zu rufen – die Henri Leyder recherchiert und aufs Papier gebracht hatte. Claude Schmit und Laurent Schaus blickten anschließend, geschickt untermalt mit einer Powerpoint-Projektion, auf 200 Jahre Leben, Feiern, Kultur und Sport in den fünf Ortschaften der Gemeinde zurück.
Die beiden Regierungsmitglieder beglückwünschten die Gemeinde und ihre Bürger zu ihrem Ehrentag und zur Idee, ihn festlich zu begehen. Léon Gloden würdigte die Wichtigkeit der Gemeinde im lokalen Zusammenleben und als deren Bindeglied zur Regierung. Eric Thill hob deren Bedeutung in allen kulturellen Bereichen vor. Glückwünsche auch seitens des „Eller Jong“ Jean-Claude Juncker, seine Wiege hatte in ihrem Ortsteil „Am Preiseschen“ gestanden. Als fast Dreijähriger war er mit seinen Eltern in die Minette-Region ausgewandert, als Bube immer wieder zu seiner Großmutter an die Attert zurückgekehrt. Erinnerungen an diese schönen Tage ließ er in seinem bekannten humoristischen Stil einige aufblitzen, sehr zur Freude der Festgesellschaft.
Camille Kergers Darling „Josefine“
An den Ufern der Attert ist das Volkslied „Un der Atert, no beim Waasser“ besonders beliebt. Der Steinforter Jean-Pierre Welter, oft zu Gast in der „Kropemann“-Hochburg Redingen, umschrieb 1945 den amerikanischen Evergreen „Oh My Darling, Clementine“ und dichte darauf die Geschichte der Josefine, die in die Attert glitscht. Der Luxemburger renommierte Musiker und Komponist Camille Kerger, auch „en Eller Jong“, hat jetzt auf der Basis des Originals eine eigene musikalische Version „Josefine“ komponiert; sie enthält zwei feine Gesangseinlagen. Der „Fanfare Gemeng Ell“, die den Festakt musikalisch umrahmte, war die Uraufführung gegönnt. Nicht von ungefähr. In ihren Reihen hatte der junge Camille, der Familientradition nachkommend, seine Liebe zur Musik entdeckt. „Josefine“ erntete starken Applaus.
Lebt längst „Vereintes Europa“
Nicht ohne Stolz skizzierte Schlussredner Bürgermeister Henri Rasqué „seine“ Gemeinde als „E staerkt Stéck Wëlle Westen“ innerhalb des Kantons Redingen – und bis ins benachbarte Belgien hinein! Die Gemeinde lebe längst „Vereintes Europa“ vor – sicher wurzele in dieser Tatsache Jean-Claude Junckers bekannte Europaliebe. Lokal gesehen, trug der Herr Mayeur die Gemeinde in eine ausgeprägt grüne Landschaft mit starken landwirtschaftlichen Aktivitäten ein. Und er würdigte das rege Vereinsleben als einen kraftvollen verbindenden Faktor. Abschließend in die Zukunft blickend, beschwor Henri Rasqué den Willen aller, das kollektive Leben noch zu stärken und stark zu behalten, das Digitale dürfe die Oberhand nicht erlangen, schließlich sei jeder Mensch ein soziales und kulturelles Wesen.
Die Feier klang mit einem Empfang durch die Gemeinde aus.