Franz Liszt und Mihály Munkácsy: Reminiszenz an eine große (Luxemburger) Zeit

Was hatten Franz Liszt und Mihály Munkácsy gemeinsam?

Beide waren in (damaligen) Gebieten des Königreichs Ungarn geboren.
Beide waren anerkannte Meister ihres Fachs: der eine galt schon früh als musikalisches Wunderkind, der andere wird bis heute als DER ungarische Nationalmaler des 19. Jahrhunderts gefeiert.
Und: Beide verband eine tiefe Freundschaft, welche sie im Laufe ihres Lebens immer wieder ihre Wege kreuzen ließ – dies auch und vor allem in Luxemburg!

Diese Intermezzi waren gekennzeichnet durch gegenseitige Besuche, wobei Munkácsy den Musiker in seiner Sommerresidenz, dem „Kolpacher Schloss“, empfing, und beidseitige Ehrbezeugungen artistischer Art. So widmete Liszt dem Maler eine seiner Ungarischen Rapsodien, während Letzterer über Jahre hinweg das Portrait des Ersten erstellte.

Auf Einladung der „Association pour l’Education Permanente“ und deren Präsidentin Martine Philippart hielt kürzlich Guy May einen Vortrag zum Thema „De Franz Liszt an d’Koppel Munkácsy-Papier“ im Walferdinger Kulturzentrum. Der Gastredner und Autor des Buches „Franz List, Luxemburg und die Munkácsys“ ging dabei nicht nur auf viele bekannte historische und biographische Fakten zu den Hauptakteuren ein, sondern beleuchtete insbesondere auch die Rolle, welche die Luxemburgerin Cécile Papier (Munkácsy’s Ehefrau und die Witwe seines verstorbenen Gönners, des Baron de Marches) in der Dreiecksbeziehung einnahm.
Nicht nur, dass sie immer wieder den Kontakt zwischen den beiden Künstlern aufrechterhielt, sondern sie begleitete den Komponisten auch mehrmals in Abwesenheit ihres Gatten bei Auslandsaufenthalten in Paris und London. Zudem ergriff sie öfters Partei für den alten Herrn, wenn jener sich gegen den Rat seiner Umgebung stemmte, beispielsweise wenn es um seine beschwerlichen Reisen oder den Konsum seines geliebten Cognac ging. Mit ein Grund dafür, weshalb sich die Munkácsys zu guter Letzt den Vorwurf gefallen lassen mussten, am Ableben des Meisters nicht ganz unschuldig gewesen zu sein...

Daneben erfuhren die Zuhörer in Walferdingen noch eine ganze Reihe weiterer spannender Details, so zum Beispiel, dass in Kolpach die mitunter einzigen nicht gestellten Fotografien von Franz Liszt entstanden (und die einzigen, wo er einen Zylinder als Kopfbedeckung trägt!), oder dass die gesamte Presse des Landes zu seinem großen Abschlusskonzert am 19. Juli 1886 im hauptstädtischen Bürgercasino nicht eingeladen wurde.

Diese und andere Anekdoten gilt es nachzulesen im Buch von Guy May „Franz Liszt, Luxemburg und die Munkácsys“, Editions St.Paul, 2011 (ISBN 978-2-87963-820-1). Preis: 35 Euro.

Weitere Konferenzen und Vorlesungen der „Association pour l’Education Permanente“ finden jeweils mittwochs um 15 Uhr im Walferdinger Kulturzentrum statt. Der Zyklus 1 endet am 12. Dezember 2012. Zyklus 2 beginnt am 23. Januar 2013 und dauert bis zum 6. März. Eintritt: 2,50 Euro.

Foto: Gastredner Guy May sowie Martine Philippart, Präsidentin der „Association pour l’Education Permanente“.

(Cy)