„Bopebistro“-Tour legte am Freitag (19.10.) einen Zwischenstopp im Merscher Literaturzentrum ein
Alte Kellergewölbe vermitteln oft etwas Beklemmendes, Bedrohliches. Sie lassen erschaudern, beim geringsten Geräusch zusammenzucken, während das Auge verzweifelt im Halbdunkel etwas zu erkennen sucht, und man seinem Begleiter höchstens hastig im heiseren Flüsterton ein paar Worte zuwirft. Anders jedoch am letzten Freitag (19.10) im Literaturkeller des Nationalen Literaturzentrums in Mersch. Hier herrschten ausgelassene Stimmung und vergnügliches Gelächter vor, denn an eben diesen Ort hatte es niemand Geringeren als Serge Tonnar und Legotrip auf ihrer „Bopebistro“-Tour verschlagen.
Wenn Popmusik auf Literatur trifft
Dass luxemburgische Pop- und literarische Printkultur sich durchaus nicht immer aus dem Weg gehen müssen, sondern sich manchmal gar in direkter Relation zueinander befinden, dies unterstrich Direktor Claude D. Conter in seiner Begrüßungsrede. Denn mit den Werken des Sängers und Komponisten Tonnar verhalte es sich ähnlich wie mit den Ausstellungsstücken der derzeitigen Ausstellung im Obergeschoss des Literaturzentrums, welche das Thema „Satirische Literatur in Luxemburg“ behandelten. Exponate hier, Lieder dort; sie brächten allesamt die Menschen zum Nachdenken, nähmen sie mit auf eine emotionale Achterbahn, provozierten manchmal bewusst, nähmen überdies die Politik gekonnt auf die Schippe. Die vier Künstler Serge Tonnar, Eric Falchero, Misch Feinen und Rom „De Wäissen“ Christnach nahmen den Inhalt der Ansprache gerne an, erklärten sie kurzerhand zu ihrer persönlichen „Laudatio“ und die versammelten (einige Dutzend – Kellermaße verpflichten) Gäste zu obligat satirischen Bistro-Gängern.
Und Direktor Conter sollte Recht behalten. Zwar durfte am Ende des Abends unter den gut 20 vorgestellten Titeln selbstredend auch die berühmte „Belsch Plaasch“ nicht fehlen. Jedoch klangen bisweilen durchaus auch nachdenklichere Töne an. Exemplarisch seien hier nur die Stücke „Klasseklown“ oder der für die Tour namensgebende „Bopebistro“ erwähnt.
Insgesamt vermochten die Musiker den ganzen Abend über gekonnt den Spagat zwischen Musik fürs Gehirn und jener für die Seele zu vollziehen. Mitunter griffen sie dabei auch – ganz profimäßig - auf das probate Mittel der Flachserei zurück. Kostprobe gefällig? „Dat nächste Lidd hu mir geknäipt vum Warke Fern. (…) Mä daat ass jo net schlëmm, well hien hat et jo och scho geknäipt.“ Der „Klenge Bistro“ lässt grüßen; mit ihm hatte sich auch schon Peter Alexander im deutschsprachigen Sprachraum ein Denkmal gesetzt hatte. Und spätestens als die Band die Zuschauer zum Tanz des „Leschte Slow“ aufforderte, und sich das erste Paar zögerlich von seinen Sitzen erhoben hatte, bald gefolgt von vielen weiteren Mutigen, ward das Eis an diesem Abend endgültig gebrochen.
In seiner Anfangsrede hatte Claude D. Conter das Literaturzentrum als „Lieu de rencontre“ bezeichnet. Dies war wohl niemals richtiger als an diesem Abend, als die „Bopebistro“-Tour hier haltmachte.(Cy)