Man hört die Klagen in allen Ecken. Nicht nur in Luxemburg. Überall im alten Europa: Man singt nicht mehr. Die so reden, wissen genau, wer schuld daran ist: Ja, es ist die Nonchalence der Menschen von heute und der mangelnde musikalische Unterricht in den Schulen!
Und wir erinnern uns: Nach 1950 waren es Auto und Zeitungen.
Und später das Fernsehen.
Heute wissen wir es besser: Die Sänger im Chor kommen mit dem Auto in die Probe. Demnach ohne Auto kein Verein. Die Sänger träumen davon, im Fersehen aufzutreten. Heute werden verdienstvolle Sänger mit einer Medaille geehrt und zwei Tage später ist bereits ein Bild mit den so Geehrten in der Zeitungen. Und obwohl in vielen Ortschaften die Musikerziehung in den Schulen mustergültig ist und zahlreiche Schüler den Musikunterricht in den Musikschulen und in den Musikkonservatorien besuchen, sind dafür nicht mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsen in dem lokalen Chor tätig.
Demnach müssen wir uns, die wir die Gesangvereine fördern möchten, uns endlich bewusst werden: Das Problem sitzt weit tiefer. Und am Mangel des männlichen Nachwuchses in unseren Chörern trägt der Sport keine Schuld. Vielmehr sind Kultur und Sport für die jungen Leute von heute eminent wichtig für ihre soziokulturelle Entwickung. Machen wir ganz einfach unsere Augen und Ohren weit auf, und was sehen und hören wir: Gesang überall. Noch nie hatten wir so viele Chorvereinigungen, die auf regionaler und insbesondere nationaler Ebene tätig sind. Die Jugendlichen in der UGDA-Schule und in den Lyzeen führen mit sehr viel Erfolg Musicals auf. Und wenn wir den jugendlichen Solisten intensiv zuhören, dann merken wir: Deren Stimmen sind nicht im geringsten verkümmert, wie leider so oft gejammert wird.
Auch ich habe keine Medizin für unsere Chöre. Aus kranken völlig gesunde Chöre
zu machen, scheint mir dennoch im Bereich des Möglichen zu sein.
Nur dürfen wir nicht tun, als wäre alles schlecht. Und besser könnte es auch nicht werden!.
Vielmehr glaube ich ganz fest an den Willen von vielen Menschen in unserem Land, alles zu tun, damit das Singen im lokalen Gesangverein wieder salonfähig wird.
Viele sprechen von dem hohen Wert des Ehrenamtlichen. Ich selbst spreche lieber mit Menschen, die mit beiden Füssen auf dem Boden der Realität stehen und mit den Mitteln eines guten Unternehmers, der von seinem Produkt überzeugt ist, agieren. Das kostet Geld. Aber Blumensträusse, Bier, Wein, Ausflüge.. kosten auch Geld. Demnach müsste auch genügende Finanzmittel bereitgestellt werden, damit Dirigenten und Vereinsmanager sich nicht wie Bettler vorkommen.
Da stellt sich die große Frage, ob wir schön lieb als Ehrenamtliche untergehen oder unseren Chor neu aufrichten möchten. Ob wir mit einigen wenigen Frauen und Männern in teuren Uniformen oder mit möglichst vielen Mitgliedern in schlichten Kleiderm auftreten? Ob wir fressen und saufen wie die Wilden oder singen wie die Engel?
O b wir einen Präsidenten möchten, der schön reden kann, oder der die Zeit hat, um von Haus zu Haus zu gehen, beste Kontakte zur Bevölkerung pflegt und neue Sänger in den Verein bringt?
Ob wir nur noch Bratwurst und Bier verkaufen, oder uns an großen Events im Luxemburger Musikleben beteiligen?.
Ob wir unsere Dirigenten schlecht bezahlen, so als wären sie die dümmsten Bettler, oder ihre Honorare so bemessen, dass sie nach schwerer Arbeit mit einem Blumenstrauss nach Hause kommen und ihrer Frau fröhlich sagen: Es hat sich gelohnt?
Ob wir die Arbeit im Verein auf ein höheres Level bringen. Oder ob wir die Diskussionen im Vorstand auf das Bestellen von Bier, Wein und belegten Brötchen beschränken möchten?
Wie auch immer: Ich sehe hoffnungsvoll in die Zukunft der lokalen Chöre, da wir in der Person von Paul Scholer, Direktor der UGDA-Musikschule, eine Persönlichkeit haben, die genau weiß, was in dieser nicht leichten Zeit zu machen ist. Wir brauchen nämlich in unseren Gemeinden, Dörfern und Ortschaften gut funktionierende Gesangschulen. Denn ein Armer, der eine sehr gute Ausbildung erhält, wird in seinem Leben nie wieder arm sein!
Und das Arme muß aus unseren lokalen Chören weg gepustet werden!
.
.