Vor 125 Jahren wurde Pierre Dupong in Heisdorf geboren

Am 1. November 1885 wurde der sozial orientierte Staatsmann Pierre Dupong in Heisdorf geboren. Er verschied am 23. Dezember 1953 an den Folgen eines Unfalls. Um sein Leben und Werk zu würdigen, hatte die Gemeinde Steinsel am Donnerstag, 11. November zu einer Festsitzung für diesen großen Politiker in das „Centre de loisirs“ eingeladen.

Dem Festakt wohnten u. a. Erzbischof Mgr. Fernand Franck, Ehrenparlamentspräsident Jean Spautz, Ehrenstaatsminister Jacques Santer, Ombudsman Marc Fischbach sowie Familienangehörige und Nachkommen von Pierre Dupong bei.

Laut Bürgermeister Jean-Pierre Klein wurde Pierre Dupong auf Nr. 7 in der „Wassergaass“ in Heisdorf, der heutigen Rue Pierre Dupong, geboren. Luxemburg habe diesem sozial orientierten Politiker, der seine Jugend in Kehlen verbrachte, viel zu verdanken. Er wurde 1915 inmitten der Wirren des Ersten Weltkrieges erstmals ins Parlament gewählt. 1926 wurde er zum Minister berufen, vom 5. November 1937 bis zu seinem Tode stand er der Regierung vor. So errang die CSV nach seinem Tod bei den Parlamentswahlen 1954 die Hälfte aller Sitze.

Der Festredner, Staatsminister Jean-Claude Juncker, bezeichnete Pierre Dupong als einen Staatsmann mit herausragenden Ideen, viel Mut und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Als sechstes von neun Kindern, geprägt vom Wissen um die Ungerechtigkeit gegenüber seinem Vater, wuchs er auf einem kleinen Bauernhof auf. Vater Henri hatte neun Jahre vor seiner Geburt seine Arbeit wegen eines Aufmuckens gegen seinen Hüttenherrn verloren.

Dem sozialen Ausgleich verpflichtet

Während seines Rechtsstudiums an den Universitäten von Freiburg, Paris und Berlin wurde sein Denken, besonders in Paris, von den Soziallehren der katholischen Kirche, u. a. der Enzyklika „Rerum Novarum“ von Papst Leo XIII., geprägt. Sozialpolitik stand stets im Mittelpunkt seines Handelns, so der Referent. Er handelte auf der Grundlage eines partnerschaftlichen Denkens nach dem Motto: Die Wirtschaft ist für den Menschen da.

Diese Überlegungen des friedlichen Miteinanders brachten ihm Anfeindungen seitens der damalig vorwiegend sowjetisch-kommunistisch orientierten linken Parteien ein, welche den Klassenkampf als Mittel zur Befreiung der Arbeiterschaft verstanden. Die Ereignisse vor 20 Jahren mit dem Niedergang dieser Ideologien gaben ihm im Nachhinein Recht.

Pierre Dupong war u. a. Mitbegründer der christlichen Gewerkschaftsbewegungen und der Rechtspartei – der Name war nicht als Ideologie, sondern als sozialfreiheitliche Abgrenzung nach links zu verstehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte Pierre Dupong die Rechtspartei zur CSV als ausgleichende Volkspartei. Sein 1917 eingebrachter Gesetzesvorschlag für Kollektivverträge wurde Ende der 1930er-Jahre Wirklichkeit. Sein nationaler Arbeiterrat war der Vorläufer der heutigen Tripartite. Mit Joseph Bech war er befreundet, allerdings hatten die beiden ganz unterschiedliche Charaktere.

Da Luxemburg nach dem Ersten Weltkrieg wegen des Verbleibens von Hof und Regierung im Land der Verlust der Unabhängigkeit drohte, war eine seiner schwierigsten Entscheidungen, mit Großherzogin Charlotte beim Einmarsch von Nazi-Deutschland am 10. Mai 1940 ins Exil zu gehen. Als moderner Staatsmann und Visionär begrüßte er nach dem Krieg die Pan-Europa-Bewegung und gab Luxemburg seinen Platz in der internationalen Völkergemeinschaft. Schlussfolgernd verlieh der Redner Pierre Dupong die Symbolik eines großen Architekten und Skulpturschaffenden, auf den man stolz sein kann.
(VON PIERRE MOUSEL - FOTOS:CARLOS ALMEIDA)