Und wieder hat sich ein größerer Teil der gallo-römischen Siedlung von Mamer-Tossenberg sang- und klanglos verabschiedet. Nicht wie das anderenorts oft der Fall ist, klammheimlich, sondern unter den Augen der Öffentlichkeit fiel wieder ein Teil des vicus dem Bagger zum Opfer – diesmal im Zuge der Anlage von Zufahrtsstraßen zu der im Bau befindlichen Europaschule.
Keinen scheint es gestört zu haben – weder die staatlichen noch die kommunale Stellen. Auch das breite Publikum schaut bloß zu und merkt nicht, dass hier fast 2ooojähriges Kulturerbe „einfach so“ verschwindet. Wie sollte es auch? Mangel an Information und Kommunikation? Oder pures Desinteresse? Schlimmer sind doch die Verkehrsbehinderungen, der Staub, der verlängerte Weg zum nationalen Einkaufszentrum.
Von keiner Seite wurden auch nur andeutungsweise Anstrengungen erbracht, wenigstens einen Teil der historischen Bausubstanz in die geplante Infrastruktur zu integrieren. Schon während des Baues des Mamer Lycée sollte dies geschehen (versprach die damalige Kulturministerin); ist es aber nicht!
Das Nationale Museum für Geschichte und Kunst schweigt, das Kulturministerium schweigt, die Gemeinden von Mamer und Bartringen schweigen. Irgendwie scheint es zur Gewohnheit geworden zu sein, dass man die Überreste der römerzeitlichen Ansiedlung auf dem Tossenberg wie gefährlichen Müll entsorgt. „Ni vu ni connu„.
„Es wurden doch Ausgrabungen gemacht.“ Ja, einige Euros an Steuergeldern wurden hier für wissenschaftliche Grabungen und Nachforschungen investiert – das Museum ist wieder reicher geworden an Funden, Aufzeichnungen, Plänen. Kann man denn jetzt darauf hoffen, dass die Resultat der Grabungen auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden oder geht das uns wieder einmal nichts an, was hier entdeckt wurde? Dass das Verhältnis zwischen Museum und Mamer Gemeinde nicht das Allerbeste ist, ist ja mittlerweile bekannt. Auch wenn es nicht die große Liebe ist, so wollen wir, das einfache Volk, doch nicht bestraft werden und meinen – nicht nur wegen der Steuergelder – Anspruch darauf zu haben, zu wissen, was die Ausgrabungen erbracht haben. Wie man hört soll es ja Ausgrabungen geben, wo es „Tage der offenen Tür“, Führungen und dergleichen gibt. Z. B. in Gasperich (dieselbe Verwaltung, andere Mitarbeiter). Aber nicht in Mamer! Dazu ist es ja jetzt auch zu spät. Seufzer der Erleichterung seitens des Museums?
Bis auf weiteres können wir uns ja trösten mit den älteren Publikationen und verbleiben, wie gewohnt, auf dem Wissensstand von 1973.
Aber was soll die Aufregung, ein Teil (ab jetzt der Rest) des gallo-römischen vicus, mit dem Tempelbezirk, liegt ja noch unter der Erde? Ja, Gottseidank, seit Jahrhunderten unberührt. Und nun wäre es so langsam an der Zeit, für diesen Bereich Maßnahmen zu treffen, ihn in vollem Masse zu schützen damit nicht eines Tages von einer der wenigen gallo-römischen Siedlungen in Luxemburg noch 0% erhalten sind.
Ein erster wichtiger Schritt wäre es, das gesamte Areal unter Denkmalschutz zu stellen (wo das ist und um welche Fläche es sich herbei handelt ist den zuständigen Stellen bekannt). Es wäre doch schön wenn dies in einem Gemeinderats-Wahljahr geschehen könnte.
Fotos (c) Jos Thiel:
1) Fundamente eines Hauses des Vicus von Mamer dicht an der Römerstrasse von Reims nach Trier - jetzt zugeschüttet infolge der Bauarbeiten.
2) Die geplanten Zufahrtswege zur Europaschule von Mamer
3) Guterhaltener Keller eines Hauses der Siedlung am "Tossenberg"
Link:
Geschichte der Ortschaft Mamer
www.mambra.lu