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Luxemburger Archäologin über ihr Projekt „Zweete Weltkrich an eise Bëscher“

Graffiti sind nicht nur an städtischen Hauswänden oder Zugwaggons zu finden. Zwei Archäologinnen von der englischen University of Bristol erforschen die Inschriften, die Soldaten während des Zweiten Weltkrieges in Baumstämme geritzt haben.

Auch in den Wäldern Luxemburgs sind diese historisch wertvollen „Baumgraffiti“ zu finden, mit denen sich deutsche und alliierte Soldaten in unterschiedlichster Form verewigten. Die Luxemburgerin Esther Breithoff untersucht gemeinsam mit ihrer englischen Kollegin Chantel Summerfield militärische „Arboglyphen“, wie die Eingravierungen von Namen, Daten oder sonstigen Zeichen in Baumrinden in der Fachsprache genannt werden.

Im Rahmen ihrer Doktorarbeiten beschäftigen sie sichmit mehr oder weniger einprägsamen Eingravierungen dieser Art. Vor allem im Norden des Landes wurden die Forscherinnen fündig. Dabei reichen die Baumgraffiti von simplen Initialen und Symbolen bis hin zu ganzen Texten oder aufwändigen Zeichnungen, wie etwa kurze Gedichte, Karikaturen oder Umrisse amerikanischer Bundesstaaten.

Auch wenn die Intention der Soldaten dabei nicht immer genau zu ermitteln sei, ob es sich also um bloße Produkte des soldatischen Zeitvertreibs oder bewusstes In-Erinnerung-Rufen handelt, sind die jungen Archäologinnen überzeugt, dass diese Arten von Arboglyphen als „nationales Kriegs- und Kulturerbe“ angesehen werden sollten. Die Besonderheit ihrer Forschungsobjekte liegt laut Breithoff vor allem darin, dass es sich im Gegensatz zu anderen archäologischen Funden um sehr persönliche Schätze handelt.

„Wie muss sich ein junger amerikanischer GI gefühlt haben“, beschreibt sie ihre persönliche Intention zum Thema, „der um die halbe Welt gereist ist, um in den Luxemburger Wäldern, weit weg von seiner Heimat, sein Leben zu lassen?“ Ebenso lasse das noch weitgehend unerschlossene archäologische Feld der militärischen Arboglyphen noch großen Raum für weitere Forschungsansätze in dieser Richtung, so die junge Luxemburgerin.

Das in Kooperation mit der Luxemburger Forstverwaltung, dem „Musée national militaire“ in Diekirch und dem „Musée nNational d'histoire et d'art“ vorangetriebene Projekt leidet jedoch grundlegend unter der Tatsache, dass Baumgraffiti sehr vergänglich sind. Darum ist die Wissenschaftlerin umso mehr bemüht, so viele Objekte wie möglich zu lokalisieren, zu dokumentieren und zu katalogisieren. Aus dem gleichen Grund bittet sie auch die Bevölkerung um Mithilfe bei der behutsamen und respektvollen Suche nach weiteren, bisher verborgenen Arboglyphen.

Die Kontaktdaten für jegliche Hinweise oder Fragen zum Projekt: Esther Breithoff (esther.breithoff@hotmail.co.uk), Roland Gaul vom „Musée national militaire“ (Tel. 80 89 09), Jean-Michel Muller von der Forstverwaltung (Tel. 691 841 151). (CBu)