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Toto feiern ihr 35-jähriges Bühnenjubiläum in der Escher Rockhal

Kennen Sie Konzert-Nervensägen? Nein? Konzert-Nervensägen schaffen es, während man ein Schlagzeug- oder Gitarrensolo oder die ganz persönliche Lieblingsballade genießt, vor und hinter einem durchzulaufen bzw. einen anzurempeln weil schließlich die Bar oder das WC ruft. Noch besser sind die Nervensägen, die für alle umher stehenden hörbar ihren Tag Revue passieren lassen.
Auf einem Toto Konzert stehen die Chancen relativ groß, dass man auf solche Zeitgenossen trifft. Sind Solis aller Art sowie zu Herzen gehende Balladen bei ihren Auftritten doch ein großer Bestandteil des Programms.
Und wer seinen Platz in der nicht ganz ausverkauften Escher Rockhal am Freitagabend auch nicht verließ, der sah einen starken Auftritt der Amerikaner, die Luxemburg als zweite Station Ihrer "35th Anniversary Tour" wählten. Gitarrist Steve Lukather gab während des Konzerts in Esch zu, dass man heute schon nicht mehr so nervös sei, wie beim Tournee-Auftakt am Donnerstagabend in Brüssel. Überhaupt waren die 6 Bandmitglieder – 3 davon sind Gründungsmitglieder – hoch motiviert und in bester Spiellaune. Man hatte sich zum nicht ganz so runden Jubiläum vorgenommen Songs live zu spielen, die bisher noch nie aufgeführt wurden. Warum nicht, man kann es sowieso nie allen Konzertbesuchern recht machen. Kommen die einen nur wegen den Blockbuster-Hits wie „Africa“, „Hold the line“, „Rosanna“ oder „99“, lechzt der eingefleischte Toto-Fan nach selten bis noch nie live gespielten Songs wie „Wings of time“, „It’s a feeling“, oder „Pamela“. Letzerer Titel – gewidmet einer High-School Bekanntschaft des aktuellen Toto Sängers Joseph Williams - war nur einer der vielen Stücke aus dem 1988 erschienenen Album „The seventh One“ mit eben dem genannten Williams als Frontman. Bei Toto lohnt es sich übrigens immer, im Vorfeld einmal einen Blick auf die aktuelle Besetzung zu werfen. Nicht wenige werden gestern Abend registriert haben, dass gerade bei „Hold the line“ und beim Refrain von „Africa“ stimmlich etwas fehlte – nämlich das eindringliche Organ von Bobby Kimball. Dieser war – mit einer kurzen Unterbrechung - bis 2008 Sänger von Toto und wurde 2010 von Joseph Williams (Sohn des erfolgreichen Hollywood-Filmkomponisten John Williams) wieder abgelöst. Williams machte seinen Job gut und auch Keyboarder David Paich und Gitarrist Steve Lukather konnten als Leadsänger bei ihren Songs noch immer überzeugen.
Musikalisch hatten Toto mit Schlagzeuger Simon Phillips (Asia, Jeff Back, The Who) sowie Neu-Bassist Nathan East (Phil Collins, Eric Clapton, Fourplay ) sowieso zwei Hochkaräter auf der Bühne, ebenso wie das letzte noch aktive Porcaro Familienmitglied Steve an den Keyboards.
Abgerundet mit 2 Backgroundsängern legte man eine 140 minütige Show hin, die den Reaktionen der Zuschauer nach dem Konzert nach Gefallen fand.
Man darf sich also schon auf das 40-jährige Bühnenjubiläum freuen. Es bleibt jedoch zu befürchten, dass die oben angesprochenen Konzert-Nervensägen auf Grund des fortgeschrittenen Alters dann noch öfters zur Toilette rennen . . Oder zur Bar . . . oder vom Rentnerleben erzählen . . .Oder alles Drei gleichzeitig.