Das Jahr 2010 wird für die Jungs von Eternal Tango sicherlich in Erinnerung bleiben. Mit „Welcome to the Golden City“ konnten sie sich nicht nur in Luxemburg etablieren. Es folgten zwei Tourneen, zahlreiche Festivalauftritte und zwei Support-Engagements bei Bad Religion und Madsen. Am 17. Dezember will sich das Quintett aus Düdelingen bei einer „Season Closing Party“ im Atelier gediegen von seinen Fans in Luxemburg verabschieden. Über Vergangenes und Zukünftiges haben sich Poco, David, Joe, Pit und Tom mit „Young&Smart“ unterhalten.
Es war ein ereignisreiches Jahr für Eternal Tango, angefangen beim Release von „Welcome to the Golden City“ Ende Februar. Seid ihr insgesamt zufrieden mit den Reaktionen auf euer Album?
Tom Gatti: Anfang des Jahres haben wir Prognosen erstellt, was den Verkauf des Albums angeht, und meine waren etwas zu hoch ausgefallen. Im Endeffekt war es aber ein gutes Jahr. Gegenüber des Vorgängers konnten wir uns mit „Golden City“ deutlich steigern. Im Großen und Ganzen sind die Verkaufszahlen ganz okay, für meine Erwartungen aber nicht.
David Schmit: Man soll sich ja immer hohe Ziele stecken ...
Tom: Im Vergleich zu dem, was generell an Alben verkauft wird, liegen wir für unsere Verhältnisse ganz gut.
Eternal Tango hatten sich ja auch was das Ausland angeht, hohe Ziele gesteckt. Konntet ihr euch auf dem internationalen Markt nun weiterentwickeln?
Joe Koener: Auf jeden Fall! Vor allem in Deutschland und in Österreich konnten wir uns einen Namen machen. Auf den Festivals haben wir wirklich gute Slots gespielt, so dass wir für unsere Arbeit belohnt wurden. Was die beiden Tourneen angeht, so verhält es sich ähnlich wie mit den Alben: Teilweise hatten wir uns mehr erwartet, doch wenn man sich umhört, ist es schon so, dass die Konzerte generell nicht mehr so gut laufen, als noch vor zwei Jahren. Weil die Album-Verkäufe stagnieren, touren unglaublich viele Bands und die teilen sich die Besucher untereinander auf. Im Endeffekt waren wir aber bei den Festivals wirklich überrascht über die vielen positiven Reaktionen.
Tom: Wir haben vielen Leuten zeigen können, dass es uns gibt. Bei unserer Tournee im Februar werden wir dann sehen, wie viel das uns gebracht hat. Es geht Schritt für Schritt weiter!
Poco: Es ist ja auch kein Hundertmeterlauf, sondern ein Marathon!
Was war denn rückblickend das Highlight des Jahres für euch?
Joe: Ein Highlight war sicherlich das Rock-a-Field in Roeser, trotz aller Müdigkeit wegen der langen Anreise von Wien. Da sind uns echt die Augen aufgegangen, wie uns die Leute da abgefeiert haben!
David: Toll war auch Bochum Total, ein kostenloses Festival in Bochum. Wir durften uns die größte Bühne vor mehr als 30 000 Leuten mit drei gut befreundeten Bands teilen – Royal Republic, Madsen und Fertig, Los!.
Joe: Weitergebracht haben uns aber auch die Support-Gigs für Madsen und Bad Religion – und das nicht Mal allein in puncto Fans. Wir konnten uns im „Business“ einen Namen machen und neue Fans dazugewinnen. Letzteres aber vielleicht mehr bei Madsen als bei Bad Religion. 38-jährige Punker sind wohl nicht so scharf darauf, Da/Da zu singen.
Tom: Interessant waren die Tourneen aber auch, weil wir zum ersten Mal auf einem richtig professionellen Niveau performen konnten. Wir haben schon in Kellern übernachten müssen, mussten oft auf schlechten Anlagen spielen oder uns vor dem Konzert mit anderen Problemen rumschlagen. Doch bei solch professionellen Produktionen weiß einfach jeder, was er zu tun hat. Und dadurch kann man selbst auch professioneller arbeiten. Das war einfach eine schöne Erfahrung. Außerdem hatten wir enormes Glück, dass wir die Slots angeboten bekamen. Denn normalerweise kauft man sich in eine solche Tournee ein.
Joe: Deine Arbeit als Musiker wird durch ein solches Umfeld enorm vereinfacht. Du musst dir keine Sorgen um andere Sachen machen und kannst dich voll und ganz auf dein Konzert konzentrieren. Du steigst mit einem freien Kopf auf die Bühne und du weißt, dass andere Leute dir den Rücken freihalten.
„Professionell“ ist hier das Stichwort. Ihr habt ja bereits vor einigen Jahren die Entscheidung getroffen, diesen Schritt zu wagen ...
Tom: Als wir 2006 in dieser Zusammensetzung anfingen, war uns das bereits nach kurzer Zeit klar ...
Poco: ... Dass man musikalisch auf einer Linie liegt, ist schon außergewöhnlich. Noch seltener ist aber fünf Leute zu haben, die alle das gleiche Ziel verfolgen. In vielen Bands ist immer der eine oder andere, der dann doch mehr Sicherheit will und diesen Schritt nicht wagen möchte. Eine Vollkaskomentalität, um einen Freund von uns zu zitieren.
Am 17. Dezember steht die große „Season Closing Party“ im Atelier an. Was hat euch dazu gebracht, dieses Konzert zu geben?
David: Wir wollten einfach am Ende eines sehr ereignisreichen Jahres noch ein letztes Konzert für unsere Fans und Freunde in Luxemburg geben. Denn wir werden danach eine Zeit lang nicht mehr in Luxemburg auftreten. Deshalb dieser Rock-Abend mit Bands und coolen DJ's, welche die Leute mit Stil zum Tanzen bringen sollen.
Joe: Uns war es auch wichtig, nach der Weiterentwicklung in diesem Jahr nochmals richtig Abschied zu nehmen. Denn es wird für eine ganze Weile das letzte Konzert in Luxemburg sein.
Tom: Beim nächsten Mal werden wir nämlich mit einem neuen Set antreten. Dies ist das letzte Mal mit den alten Songs, der alten Setliste, aber mit neuen, speziellen Liedern: ein wirklich alter Song von der ersten Split-CD, das eine oder andere Cover, darunter natürlich auch „2 Pond de Kilo“ und „Milk&Honey“ von den Beatsteaks. Wir werden aber kein neues Material zum Besten geben. Wir fühlen uns noch nicht bereit dazu.
Ihr arbeitet gerade an neuen Songs. Was könnt ihr uns über das neue Album sagen?
Tom: Wir haben einen ganz konkreten Plan, was das Album angeht. Drei Songs sind bereits fertig, sieben weitere befinden sich in Arbeit. Bis zum 17. Januar müssen wir noch zwei weitere Songs schreiben. Dann werden zwei bis drei Songs so weit fertig produziert, dass wir sie an mögliche Partner verschicken können. Ende April, Anfang Mai geht es dann ins Studio. Bis dahin müssen dann noch weitere fünf Songs geschrieben werden. Das setzt uns natürlich ganz schön unter Druck, doch wir sind ganz zuversichtlich.
David: Das Material klingt selbstständiger als zuvor. Die Songs sind eigenständig, melancholisch, vielleicht düsterer. Ein Schritt weiter als „Golden City“.
Wenn ihr Eternal Tango von 2010 mit den Eternal Tango von 2009 vergleicht, was wäre in euren Augen der größte Unterschied?
Tom: Es ist natürlich viel passiert in diesem einen Jahr. Doch irgendwie fällt uns das persönlich nicht so auf. Außenstehende sagen uns aber, dass ein enormer Unterschied besteht zwischen dem Release-Konzert von „Golden City“ und heute. Mit Charel haben wir inzwischen einen eigenen Soundtechniker, der uns die Sicherheit gibt, die wir zuvor nicht hatten. Ein großer Schritt in Richtung Professionalität. Auch Joscha, unser Manager, hat seine Rolle gefunden. Viele Bands wünschen sich einen Joscha! Wir haben enormes Glück, dass wir ihn haben. Er hält uns den Rücken frei, so dass wir uns auf unsere Aufnahmen konzentrieren können.
Joe: Joscha und Charel bringen uns mehr als nur einen Schritt weiter: Du weißt beim Auftritt einfach, dass jemand dir draußen den Rücken frei hält. Das ist ein Segen!
Tickets für das Konzert am 17. Dezember im Atelier mit Lumi und Cannibal Koffer unter www.atelier.lu
(INTERVIEW: Eric Hamus)