BENU REUSE bringt gut Erhaltenes, Gebrauchtes direkt nach Hause

Regelmäßig bekommt BENU VILLAGE, eine seit 2017 in Esch-sur-Alzette ansässige asbl mit dem Ziel, Nachhaltigkeit pragmatisch zu fördern und das erste Ökodorf in der Großregion zu errichten, Anfragen von Menschen, die sich von Dingen trennen möchten oder müssen, die noch in sehr gutem Zustand sind. Sie ahnen das Schicksal ihrer Schätze für den Fall, dass sie im naheliegenden "Recycling"-Hof landen.

Tatsächlich ist es doch so, dass wir uns alle etwas besser fühlen, wenn wir unser Zuviel nicht einfach in die schwarze Tonne werfen, sondern extra zum "Recycling"-Hof fahren und dort in den richtigen Container werfen. Danach, so glauben die meisten, wird alles schon irgendwie "recycelt". Aber was bedeutet das im Detail? Nehmen wir als Beispiel Kleider. Von allen gesammelten Kleidern werden 31% verbrannt, nur 1,7% der gesammelten Textilien landen bei bedürftigen Menschen. In Europa entspricht dies einer Menge von 35kg Kleidern, die pro Sekunde, 24 Stunden täglich, 7 Tage die Woche, verbrannt werden. Europa bezeichnet diese Verbrennung, bei der Turbinen angetrieben werden, um Energie zu generieren, als "Recycling". Wenig Aufmerksamkeit wird dabei den Luftfiltern gewidmet, in denen die zahlreichen Chemikalien, die sich in jedem neuen Kleidungsstück befinden, beim Verbrennen zurückgehalten werden. Wieso nur weniger als 2% der gesammelten Kleider an Bedürftige verteilt werden, liegt weniger daran, dass wir, respektive die Verteiler:innen zu hartherzig wären, als vielmehr daran, dass wir schlicht und einfach zuviele Kleider weg geben. In Luxemburg werden jährlich beinahe 10.000 Tonnen Kleider gesammelt (dies entspricht einem vergleichbaren Aufkommen von 41 Millionen T-Shirts. Jedes Jahr), in Deutschland 1,3 Millionen Tonnen, in den USA mehr als 13 Millionen Tonnen.

Anderes Beispiel, Möbel. Alleine in Deutschland landen mehr als 7 Millionen Tonnen Möbel jedes einzelne Jahr auf dem Müll. Oder im "Recycling"-Hof. Das Ergebnis ist dasselbe. In der Tat, und dessen sind sich viele nicht bewusst, entstehen keine neuen Babymöbel, wenn wir unser ungeliebten Neulich-Einkäufe zum "Recycling" bringen. Sie werden vielmehr Opfer eines gänzlichen Zerschlagens, danach Aufladens auf LKWs oder Züge, um danach in einem nationalen oder internationalen Verbrennungsofen zu landen. Das deutsche Umweltbundesamt beziffert die Menge an gesammeltem Altholz, inklusive Möbel, auf 10,5 Millionen Tonnen alleine in Deutschland. Davon werden etwa 10 Millionen Tonnen verbrannt. Die restlichen 500.000 Tonnen werden mit 2 Millionen Tonnen Neuholz gemischt, um als Spanplatten, oft mit der Zugabe von nicht gesundheitszuträglichen Verbindungsmitteln, auf den Markt zurückzukommen.

Ein paar wenige "Recycling"-Höfe in Luxemburg sind sich dieser Situation durchaus bewusst und ermutigen ihre Besucher, gut Erhaltenes nicht direkt in den Container zu werfen, sondern in einer eigens dafür eingerichteten Ecke kostenlos anzubieten. Hier warten die guten Stücke auf dankbare Abnehmer:innen. Leider, und trotz intensiver Bemühungen des Umweltministeriums und seiner Umweltverwaltung, sträuben sich nach wie vor die meisten, gemeindegeführten "Recycling"-Höfe, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Obwohl es doch unser gemeinsames Ziel sein muss, unser zu hohes Abfallaufkommen dringend zu reduzieren.

Die Mitarbeiter:innen im BENU VILLAGE Esch suchten nach einer Lösung. Eine Lösung für alle, die mitmachen möchten. Für alle die, die helfen wollen, gut Erhaltenes zu bewahren und längstmöglich zu nutzen. So entstand die Idee für BENU REUSE. REUSE ist englisch (sprich : "ri-ius") und bedeutet Wiederverwendung. Die André Losch Fondation (www.loschfondation.lu) zeigte sich auf Anhieb interessiert und stellte die Mittel bereit, um sowohl eine Internetplattform (www.benureuse.lu) zu entwickeln als auch zwei neue Mitarbeiter:innen, inklusiv, einzustellen, um künftig all die Schätze bei den Menschen abzuholen, um sie zu den Interessent:innen zu fahren. Hierdurch werden Wege optimiert, weniger Kilometer gefahren als wenn jede:r eine Fahrt unternimmt, um ein Buch, eine Vase oder eine Kommode in Empfang zu nehmen, und dadurch der gesamtökologische Fußabdruck der Tausch-Aktion optimiert.

Auf benureuse.lu kann nun jede:r seine Schätze anbieten. Andere finden ihre künftigen Schätze an derselben Stelle. Vor allem aber gibt die Webseite viele interessante Tipps und Tricks zum Vermeiden von Abfall und zum Erkennen von potentiellen Gefahren für Mensch und Umwelt. Beispiel Kühlschrank. Erst im Jahr 2005 wurde in Europa ein Gesetz aktiv, durch das der Einbau von Schwermetallen und Asbest in Kühlschränken (und Küchengeräten im Allgemeinen) im Sinne des Schutzes von Mensch und Umwelt verboten wurde. Wie Untersuchungen ergaben, sind die meisten älteren Küchengeräte tatsächlich von den genannten Materialien belastet. Aus diesem Grund und mit den erforderlichen Erklärungen lehnt BENU REUSE die Weitergabe derartiger Dinge ab. Das Ziel, so die Verantwortlichen in Esch, ist es nicht nur, Dinge weiter leben zu lassen, sondern gleichzeitig Transparenz zu schaffen, Wissen anschaulich und verständlich zu vermitteln und eine qualitative Auswahl zu treffen. Diese Vorgehensweise soll es allen erleichtern, nachhaltigere Konsumentscheidungen zu treffen.

BENU REUSE präsentiert sich als partizipative Plattform und lädt dazu ein, mit zu diskutieren und die bereits bestehende Wissensbasis weiter auszubauen.

www.benureuse.lu

info@benureuse.lu