Waxweiler. An den Pfingsttagen wallfahrteten wieder die Fußpilger aus den Westeifelorten Prüm und Waxweiler an drei Tagen rund 70 Kilometer zu Fuß in das benachbarte Luxemburg. Ihr Ziel: die zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit gehörende Echternacher Springprozession und das Grab des heiligen Willibrord. Die große Eifelprozession wird von den Brudermeistern organisiert und vorbetend begleitet. Bei ihr kommt der ganze Körper beim Beten und Singen zum Einsatz.
Der Ort Waxweiler gilt der Sage nach als Ursprung der Echternacher Springprozession, weil der heilige Willibrord um 728 auf der Durchreise dort gepredigt und den Frevlern aufgegeben haben soll, zur Buße in Echternach zu springen. So besagt es eine Sandsteintafel an der Pfarrkirche. Nach dem Verbot der Pflichtprozessionen im 18. Jahrhundert erfolgte 1860 die Wiederbelebung ausgehend von Waxweiler. Die Prümer Teilnehmer schlossen sich 1861 an. Seitdem pilgern sie gemeinsam.
Der Empfang der Prümer Teilnehmer am Abend des Pfingstsonntags wird in Waxweiler gebührend begangen. So kommt seit einigen Jahren der Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Kardinal Hollerich, im Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit persönlich in die Eifel. Er geleitet die Pilger zusammen mit Ortspfarrer Georg Josef Müller und Ordensprälat Friedrich Kreutz aus Kyllburg sowie den Springergruppen und dem Musikverein „Lyra“ zur Segensandacht in die Pfarrkirche.
Die Kirche braucht Veränderungen, aber auch konstante Traditionen
In seiner persönlichen Ansprache im Heimatdialekt, dem Viandener Platt, ging der Kardinal auf die sich durch die Digitalisierung rasant verändernde Welt ein. Hollerich, der Mitglied im Kardinalsrat, einem päpstlichen Beratergremium ist, betonte, dass es im Rahmen dieser Veränderungen aber auch Traditionen gebe, die konstant blieben. Dazu gehörten die Echternacher Springprozession, die Fußwallfahrt dorthin und bereits das Springen in Prüm und Waxweiler. Mit Freude in den Augen über die vollbesetzte Pfarrkirche appellierte der Kardinal, man müsse wieder mehr zum Glauben finden und in der Sprache von heute sprechen.
Als Willibrord seinerzeit in die heidnische Eifel kam, habe er es geschafft, den Glauben zu verkünden und wieder zu erwecken. Solch eine „Bewegung Willibrord“ brauche die Welt. Es solle „kein Geflecht mit komischen Sachen“ sein, sondern der Glaube als die Mitte des Lebens. Dieser helfe, das Leben mit Freude zu gestalten. Selbst in Schwierigkeiten, Hollerich erinnerte an das schlimme Hochwasser vor zwei Jahren, sei der Glaube ein vertrauensvoller Anker in der Not.
Es liege an den Menschen selbst, die Botschaft von Christus in die neue Zeit hineinzubringen. In der Kirche seien, so Hollerich, Veränderungen notwendig. Es sei aber auch wichtig, Traditionen zu behalten, zu pflegen und weiterzuentwickeln. Der Kardinal drückte den Pilgern seine Hochachtung dafür aus, dass sie die Fußwallfahrt nicht aus der Gewohnheit heraus, sondern aus dem Herzen heraus treu fortbestehen lassen, und ermutigte sie zum Weitermachen. Es sei spürbar, dass der heilige Willibrord für die Menschen bei Gott sei. So könne die Treue zur Tradition ein Stück von der Erneuerung der Kirche sein, die alle gebrauchen könnten.
Segnung des Pilgerkreuzes und viele Ehrungen im Wahlbachtal
Der Pfingstmontag begann mit einer Pilgermesse und anschließendem Frühstück. Hinter dem Ort Krautscheid auf der Gemarkung Heilbach steht das Pilgerkreuz der Prozession von 1893. Die Brudermeister haben es mit Hilfe beträchtlicher Spenden des Willibrordus-Bauvereins aus Echternach und von Privatpersonen restaurieren lassen. Zudem wurde die Anlage, auf der es steht, vom Eigentümer komplett neugestaltet. Pfarrer Georg Josef Müller aus Waxweiler segnete das 130 Jahre alte Kreuz neu ein. Er dankte allen Akteuren und besonders den Musikvereinen für die musikalische Begleitung der Prozession.
Brudermeisterleiter Alois Engel zeichnete anschließend langjährige Pilger und Wohltäter mit der Willibrordus-Medaille aus. Eine besondere Ehrung erfuhren in diesem Jahr erstmals die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Sie seien der Nachwuchs der Prozession und man wolle ihnen mit einer eigens hergestellten Umhängemedaille aus Holz eine besondere Wertschätzung ausdrücken. Die Pilger schlossen sich dieser Geste mit Beifall an. Weiter ging der Fußweg über die Orte Neuerburg und Mettendorf bis nach Bollendorf an der Sauer.
Das letzte Wegstück bestritten die Pilger am Pfingstdienstag, ein Stück weit in Begleitung des Trierer Bischofs Stephan Ackermann. In Echternacherbrück wurden sie von Kardinal Hollerich, dem Vorstand des Willibrordus-Bauvereins sowie dem örtlichen Dekan, Monsignore Michael Becker, empfangen und in geschlossener Prozession zur Echternacher Basilika geleitet. Nach einem feierlichen Gottesdienst begann die Springprozession in Echternach mit den Betern aus den Regionen Prüm und Waxweiler sowie den Waxweilerer Springergruppen an erster Stelle.
Text und Fotos: Michael Fischer