In den letzten Jahren ist in unseren Gegenden das Jakobs-Kreuzkraut als Giftpflanze und Weideunkraut für Weidetiere bekannt geworden, insbesondere da es sich zunehmend ausbreitet.
Ausgehend von den Wegrändern hat sich die Pflanze zunehmend auf den Weideflächen ausgebreitet. Im Unterschied zu Ambrosia oder dem Riesenbärenklau, ist dass Jakobs-Kreuzkraut jedoch eine einheimische Pflanze. Es gehört zu einer der größten Gattungen mit mehr als tausend Arten; davon etwa 65 in Europa heimisch. Das Jakobs-Kreuzkraut ist in ganz Europa und Kleinasien, Sibirien und Nordafrika verbreitet. In Nord- und Südamerika inzwischen auch als Neophyt eingebürgert. Es bevorzugt kalkhaltigen, mäßig nährstoffreichen, lehmig oder steinigen Boden in sonniger Lage. Gern auch gelegentlich feuchten Untergrund. Zu trockene Standorte werden gemieden. Es ist nicht sehr konkurrenzstark und besiedelt daher bevorzugt offene Böden, z.B. auf schlecht gepflegten Weiden mit Trittschäden. Man findet es auf Trockenwiesen, lichten Wäldern, Fettwiesen, Schuttplätzen und Wegrändern.
Im Tiefland findet man es nur gelegentlich. In Höhenlagen nur selten über 1.000 Meter. Das Jakobs-Kreuzkraut kommt häufig vor und ist nicht im Bestand gefährdet. Es handelt sich um eine zwei oder mehrjährige, kräftige Pflanze mit einer Wuchshöhe von 50 cm bis mehr als 100 cm. Im ersten Jahr entwickeln sich nur die Grundblätter in einer Rosette, aus der im zweiten Jahr der Stängel herauswächst. Der aufrechte, kantig-gerillte, ab der Mitte verzweigte Stängel ist wenig behaart und oftmals rot-bräunlich überlaufen. Die leierförmigen, fiederteiligen (mit großem Endlappen) Grundblätter sind zur Blütezeit meist schon verwelkt. Die wechselständigen, bis nahe an den Mittelnerv fiederspaltigen Stängelblätter sind tief gezähnt und unterseitig wollig behaart. Die schmalen Fiedern stehen fast rechtwinklig ab und sind spitz gezähnt. Die Endfiedern sind deutlich größer, als die Seitenfiedern. Am Blattgrund der mittleren Blätter finden sich kleine, zipfelige Öhrchen. Die oberen Stängelblätter wachsen Stängel umfassend. Zerriebene Blätter verströmen einen unangenehmen Geruch. Jakobs-Kreuzkraut als Giftpflanze Das Jakobs-Kreuzkraut enthält, wie auch alle anderen Vertreter der Gattung, giftige Pyrrolizidinalkaloide, die irreversible Leberschäden verursachen, teratogen (Embryonen schädigend) und genotoxisch (Erbgut verändernd) wirken, sowie Krebs auslösen können. Die giftigen Substanzen finden sich in der gesamten Pflanze, wie auch in Heu und Silage, wo sie sich nicht zersetzen. In den Blüten finden sich die höchsten Giftkonzentrationen. Hauptgiftstoffe sind Jacobin und Senecionin, welche auch in der Milch von Weidevieh gefunden wurden.
Auch Honig aus Jakobs-Kreuzkraut kann Pyrrolizidinalkaloide enthalten! Auch in Getreide (außerhalb Europas ohne Aufsichtsbehörden) wurden schon vereinzelt Samen von Senecio-Arten gefunden bzw. kam es zu großen Vergiftungsfällen. Typische Vergiftungserscheinungen bei Weidevieh sind Magen-Darmbeschwerden, Krämpfe, Gewichtsverlust, Koordinierungsstörungen, Bewußtseinstrübung Photosensibilität, schwere Leberschäden bis hin zum Tod der Tiere. Bei Pferden, welche besonders empfindlich auf die Giftstoffe reagieren, wird die Vergiftung auch „Schweinsberger Krankheit“ genannt. Vergiftungen beim Menschen sind selten. Als Beispiel seien hier verunreinigte Teemischungen im Dauerkonsum genannt. Anfängliche Symptome der Vergiftung sind unspezifisch wie Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Haarausfall etc.
Zudem kann der Kontakt mit Kreuzkraut-Arten zu starken Kontaktallergien führen. Das Jakobs-Kreuzkraut wird vom Weidevieh gemieden, daher treten Viehvergiftungen meist nur nach verunreinigter Heuverfütterung auf, wobei Wiederkäuer weniger stark betroffen sind. Diese Problematik wird dadurch verschärft, dass die Giftstoffe im Körper der Tiere akkumulieren bis die tödliche Dosis erreicht ist.
Bei 1% Verunreinigung im Heu wäre bei Pferden nach etwa 3 Monaten die tödliche Dosis erreicht. Daher sollten Weiden mit höherem Anteil an Jakobs-Kreuzkraut nicht mehr beweidet werden, sondern bedürfen der aufwendigen Sanierung. Das Weidevieh kann die Pflanzen anhand ihrer Bitterstoffe und ihres unangenehmen Geruches erkennen.
In jungen Pflanzen finden sich jedoch bereits sehr hohe Konzentrationen von Pyrrolizidinalkaloiden, aber nur wenig Bitterstoffe, so dass junge unerfahrene Weidetiere die schon giftigen Jungpflanzen fressen. Im Heu fehlen auch diese Bitter- und Geruchsstoffe, welche sonst die Tiere davon abhalten das Jakobs-Kreuzkraut zu fressen. Daher sollte das Jakobs-Kreuzkraut in der Nähe von Weideflächen bekämpft werden. Idealerweise sollten die Pflanzen mechanisch vor der Blüte und mit dem Wurzelstock entfernt werden. Als wichtigste Maßnahme gilt es bestehende Pflanzen am Blühen zu hindern. Ein reines Mähen führt zu einem verstärkten Nachwachsen des Jakobs-Kreuzkrautes und einem massiven Anstieg des Pyrrolizidinalkaloid Gehaltes; zudem muss das Mähgut vernichtet und nicht verfüttert werden. Chemische Verfahren sollten immer nur letztes Mittel sein. Vorbeugend sollten die Weiden gut gepflegt sein und möglichst keine offenen Bodenstellen aufweisen, auf denen sich das Jakobs-Kreuzkraut ausbreiten könnte. Neue Austreibungen vom Jakobs-Kreuzkraut sollten sofort ausgestochen werden. Hauptkonkurrenzpflanzen des Jakobs-Kreuzkrautes sind Gräser, die entsprechend gesät werden müssen.