Zum Weltbienentag am 20. Mai 2024:

-Über den Stellenwert der Imkerei in der Gesellschaft

Seit der Antike galt die Bienenzucht in ihrer jeweiligen Form als mystischer und hoch angesehener Beruf. Im Mittelalter galten Zeidler als privilegierte Zunft. Sie brachten in Klöster, Kirchen, Burgen und Schlösser Licht, in Form von edlen Wachskerzen. Honig war in vielen Gegenden nicht nur das einzige begehrte Süßungsmittel: man konnte damit mittels Vergärung alkoholische Getränke vom Feinsten herstellen. Einzig Honigbienen lieferten diese begehrten Rohstoffe.
Heute gewinnt man zunehmend den Eindruck, dass man sich rechtfertigen muss, um Honig, Wachs und weitere Bienenprodukte zu ernten. Heute gelten Imker in manchen Köpfen scheinbar als negativ wirkende, störende Naturausbeuter, dies angeblich auf Kosten von Artenvielfalt im Insektenspektrum in Feld und Flur. Eindeutige Beweise für derartige subjektiv erhobene Behauptungen gibt es nicht. Geht man den Verordnungen in etlichen Naturschutz-Zonen nach, merkt man sehr schnell, dass dem tatsächlichen biologischen Sammelverhalten von Honigbienen wenig Rechnung getragen wird.
Honigbienen hält man nicht einfach mal so. Wie bei allen Tieren wird hier viel Fachwissen abverlangt. Man trägt Verantwortung für seine Tiere! Ohne fachliche Ausbildung einfach mal zwei Völker in den Garten stellen ist aus Tierschutzsicht ein schlechter Rat.

Wo Honigbienen aber in guter fachlicher Praxis geführt werden, erhöht sich flächendeckend auf vielen Quadratkilometern die Pflanzenvielfalt. Dies wiederum ist die Voraussetzung, dass sich andere Bestäuberinsekten ansiedeln können. Die Bestäubungsleistung der Honigbiene auf einige wenige Kulturpflanzen zu reduzieren, kommt mit Sicherheit zu kurz. In guter fachlicher Praxis von Imkerhand betreute Bienenvölker zerstören in der Natur nichts. Die Nektarabsonderung der Blüten wird durch Honigbienenbesuch bis zu deren vollkommener Bestäubung sogar angeregt, dies kommt auch allen Wildbienenarten zugute.

Ja, als Imker sind wir Naturschützer der ersten Stunde! Der Imker wirkt als Bioindikator direkt am Puls des Geschehens. So waren es Imker, die als erste die für die gesamte Insektenwelt schädlichen Einflüsse von Neonicotinoiden anprangerten.

Imker sind aber nicht nur Naturschützer, sondern genauso Lebensmittelproduzenten. Echter, naturbelassener Honig wird auf dem weltweiten Markt immer seltener, trotzdem stagniert der Markt für echte einheimische Honige. Importiert wird nämlich massenweise zweifelhafte Ware aus vielen Ländern in die EU. Nach Ultrafiltration, Erhitzung und diversen Vermischungen ist die Herkunft kaum noch belegbar. Selbst Enzyme und HMF-abbauende Zusätze werden dem Honig zugegeben, dies um mögliche Analysen zu schönen. Die neuen „Frühstücksrichtlinien“ der EU-Kommision lösen das Problem nur in kleinsten Ansätzen.

Die bisher verkannten Abhängigkeiten unserer Gesellschaft in den Bereichen Energie und Medikamente führen uns vor Augen: Unabhängigkeit, ganz besonders im Bereich Ernährung, ist gewiss kein Luxus! Honig als wertvolles und gesundheitsförderndes Lebensmittel zu erzeugen, und in seiner vollen Qualität den Konsumenten zukommen zu lassen, ist eine edle Arbeit, die zudem niemandem schadet.

Wie sagt ein chinesisches Sprichwort:
„Es ist genauso ehrenwert einen Acker zu bestellen, wie ein Gedicht zu schreiben.“

Paul Jungels, BRANDENBOURG
paul@apisjungels.lu