EIN KLEINOD INMITTEN UNBERÜHRTER NATUR
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Am Freitag (1. April) fand in der ehemaligen „Stéekaul Schoofsboesch“ in Bettendorf in Anwesenheit der beiden Nordabgeordneten André Bauler und Claude Haagen, dem Direktor der Natur- und Forstverwaltung Jean-Jacques Erasmy sowie Gemeindevertreter, Mitarbeiter der Verwaltungen und mitwirkenden Arbeitern die feierliche Eröffnung des renovierten und somit vor dem Verfall geretteten ehemaligen Verwaltungs- und Bürogebäudes der Bettendorfer Steingrube statt. Dieses, in Zusammenarbeit der Mitarbeiter der Natur- und Forstverwaltung um Revierförster Jo André sowie den Bettendorfer Gemeindearbeitern mit echtem „Gilsdorfer Stein“ wieder aufgebaute Gebäude wird so zu einem Treffpunkt inmitten eines Flora- und Faunareichen Naturschutzgebietes, das seinesgleichen sucht.
HISTORISCHER RÜCKBLICK
Die Ausbeutung der Steingruben in der Gemeinde Bettendorf begann etwa in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Beidseitig des Sauertals entstanden Steinbrüche, wo der Gilsdorfer Stein, - ein dolomitischer Sandstein, der sich stellenweise im oberen Muschelkalk zwischen Ettelbruck und Reisdorf findet – abgebaut wurde. Im Jahr 1918 schloss sich der damalige Besitzer der Steingrube in Bettendorf mit drei weiteren Grubenbesitzern zu einem Verband zusammen, den „Carrières Réunies de Gilsdorf“. In den 1920.er Jahren wurden in der Gemeinde jährlich durschnittlich 1000 Kubikmeter Hausteine und über eine Million Pflastersteine hergestellt. Anfang dieses Jahrhunderts arbeiteten in den Steingruben von Gilsdorf und Bettendorf rund 200 Arbeiter und Steinhauer, darunter sehr viele Fremdarbeiter aus Italien. Im Laufe der Jahre wurden die Steinbrüche unrentabel und mussten, einer nach dem anderen, den Betrieb einstellen. Die Ausbeutung der „Carrière Schoofsboesch“ wurde 1965 eingestellt. Nach der Stilllegung entwickelte sich schon bald ein reiches Tier- und Pflanzenleben in der Grube, so dass sie als eine der größten in die Liste der Naturschutzgebiete der Luxemburger Regierung aufgenommen wurde.
Erwähnenswert noch, dass zahlreiche Bauwerke in Luxemburg mit Gilsdorfer-Stein errichtet wurden, so u.a. die Adolphbrücke, das hauptstädtische „Cercle“, das Stadthaus von Esch/Alzette sowie die Säulen der Basilika in Echternach.
OFFEN FÜR ALLE
In seinem kurzen Ausblick, was an diesem Standort in Zukunft passieren sollte, betonte Jean-Pierre Arend der Natur- und Forstverwaltung in Diekirch, dass vor allem der Jugend die Möglichkeit gegeben werden soll, die Natur draußen, vor Ort näher zu bringen und dadurch besser kennen zu lernen, Dazu würde sich diese stillgelegte Steingrube mitsamt seiner Umgebung hervorragend eignen, läge sie doch inmitten eines Naturschutzgebietes voller Fauna und Flora.
Doch gehe es nicht bloss um die Jugend, sondern, man möchte auch den Erwachsenen die Möglichkeit weiterbildender Aktivitäten an diesem Ort ermöglichen, dies in Form u.a. von „Ateliers“, Kunstausstellungen, Fortbildungskursen und dergleichen. „De Site soll mat Liewen erfëllt gin“, so Jean-Pierre Arend, von daher würde man u.a. Kontakte mit Schulen und "Maison relais", Elternvereinigungen, Jugendvereinen zu knüpfen versuchen. Ein „Motorsägekursus“ organisiert vom Förster des „Triage Tandel“ Jo André mit zahlreichen Teilnehmern fand bereits vor kurzem im Naturhaus „Schoofsboesch“ statt.
Sowohl Revierförster Jo André wie auch der Bettendorfer Bürgermeister Albert Back bedankten sich sehr herzlich bei allen, die an diesem Umbau mitgearbeitet haben, für ihre hervorragende Arbeit, allen voran den Arbeitern der Verwaltung und der Gemeinde sowie denjenigen, die im Rahmen einer „Mise au travail“ mitgearbeitet haben sowie allen Handwerksbetrieben. Besonders erfreut zeigte man sich über die tatkräftige Mitarbeit einiger ehemaliger Mitarbeiter der Steingrube.
Bei einem Rundgang durch das Gebäude, das aus zwei kleineren Räumen in der unteren Etage (Umkleideraum und Büro) und zwei größeren Räumen auf den Stockwerken (Schulungssaal und Multimediaraum), zu denen man über eine außen angebrachte Stahltreppe gelangt, besteht, konnten alle Interessierten sich ein Bild über die hervorragend geleistete Arbeit machen. Neben dem Gebäude, an dem übrigens der "Sentier Adrien Ries" sowie der "Autopédestre " vorbeiführt, wurde zudem ein überdeckter Grill sowie ein Abstellraum errichtet. Auf dem Gelände, auf dem noch zahlreiche Zeitzeugen des Steinbruchs vorhanden sind, rieselt in näherer Umgebung ein Quellbächlein über die Felsen in die Grube, wo sich das Wasser zu einem Tümpel sammelt, was sowohl den landschaftlichen Reiz als auch die biologische Vielfalt des Gebietes erhöht.
Die Kosten der Umbauarbeiten in Höhe von 156 000 Euro werden von der Gemeinde Bettendorf getragen, subventioniert werden sie mit 45 Prozent vom „Fonds pour la Protection de l’Environnement“.
Kontakt/Info: Revierförster Jo André
Telefon: 80 28 27
Email: jo.andre@anf.etat.lu
Text und Fotos: ARMAND WAGNER