Wo noch Anfang 2005 das „Sacré Coeur“-Krankenhaus gestanden hatte, ist in den vergangenen Jahren ein modernes Altersheim entstanden – mit allen Annehmlichkeiten, von einem Wellnessbereich über Internetverbindung in allen Zimmern bis hin zu einer Fernsicht über die Dächer der Stadt. Am 16. März werden die 60 ersten Bewohner das neue Altersheim in Luxemburg-Belair beziehen.
Es handelt sich dabei um Personen, die vom Pflegeheim in der einstigen „Clinique St-François“ am Fischmarkt zur Avenue Gaston Diderich umziehen werden. „Sie werden noch am Fischmarkt frühstücken und mittags schon hier in Belair essen“, so Lucien Koerner, als „Directeur technique“ verantwortlich für die Bauten der Kongregation der Franziskanerinnen, die als Besitzerin und Bauherrin fungiert. Der Betrieb wurde der Vereinigung „Homes pour personnes âgées“ (HPPA) übertragen.
„Im neuen HPPA wird auch eine kleine Gemeinschaft von Franziskanerinnen leben“, erklärt Sr. Paule, Generaloberin der Franziskanerinnen. „Sie werden die seelsorgerischen Dienste übernehmen, präsent sein und mithelfen, dass die älteren Menschen hier noch einmal eine Heimat finden. Denn hier ist das Leben nicht abgeschlossen, es geht weiter!“, so Sr. Paule. Der Generaloberin zufolge sehen die Schwestern ihre Arbeit als Brückenbauer: „Eine Brücke von der Gegenwart in die Zukunft, von dem alten ins neue Haus, von einem zum andern, von der Dunkelheit ins Licht, von der Traurigkeit in die Hoffnung, von der Zeit ins ewige Leben.“
Der Mensch stehe im Mittelpunkt – für die Direktion genauso wie für das Personal und die Schwestern, so Sr. Paule weiter. Der ganze Mensch bedürfe der Pflege und Zuwendung: „Er bedarf der Begegnung in Respekt und Wertschätzung. Für alle ist es wichtig, die christlichen Werte in den beruflichen Alltag einfließen zu lassen.“ Das wichtigste Ziel der Betreuung bestehe darin, dass der Bewohner sich zu Hause fühle und sein bisheriges Leben und seine Gewohnheiten weitmöglichst beibehalten könne.
Insgesamt bietet das neue Cipa (Centre intégré pour personnes âgées) Platz für 122 Bewohner. „Die Plätze sind bereits alle ausgebucht“, sagt Direktor Marc Kayser. „Wir hatten rund 1 400 Anfragen, wobei allerdings ein Teil der Personen sich rein präventiv einen Platz im Altersheim sichern wollten.“ Die weiteren Bewohner sollen bis September einziehen – „in Etappen von zehn Personen pro Monat, damit wir uns um alle Bewohner persönlich und in Ruhe kümmern können“, so Marc Kayser.
40 der 60 ersten Bewohner sind pflegebedürftig, was aber bei den späteren Bewohnern überwiegend nicht der Fall sein soll. „Wir haben auch Bewohner, die hier praktisch wie in einem Hotel wohnen werden“, so Marc Kayser. Als Cipa bietet das neue Gebäude den Bewohnern im Bedarfsfall alle Dienstleistungen eines Pflegeheims. Mit durchschnittlich etwa 2 200 Euro pro Monat liege der Preis im Durchschnitt der hauptstädtischen Altersheime, so Marc Kayser. Wie in allen Altersheimen kann der „Fonds national de solidarité“ einen Teil der Kosten übernehmen, falls der Bewohner nicht über die erforderlichen Finanzmittel verfügt. Bei der Inbetriebnahme werden etwa 85 Personen im neuen Altersheim arbeiten.
Die meisten Zimmer bieten eine Fläche von 31,8 Quadratmetern und sind ausgestattet mit Einbauschränken, einem Kühlschrank, einem Safe und Internetanschluss. Angeboten werden aber auch einige Zimmer von 35, 37 und 40 Quadratmetern sowie sechs Doppelzimmer für Paare. Die Badezimmer sind behindertengerecht und die Fenster der Zimmer niedrig angebracht, um Personen im Rollstuhl einen freien Blick zu ermöglichen – über die Stadt und auf den schönen Park des angrenzenden Mutterhauses der Franziskanerinnen, der von Schwester Marta und ihren Mitarbeitern unterhalten wird.
Eine schöne Aussicht bietet auch die Terrasse auf der fünften Etage. Gleich daneben befindet sich ein Wintergarten namens „Belle-Vue“ – nicht ohne Grund: „An schönen Tagen sieht man bis nach Cessingen“, sagt Sr. Paule. Hier können sich die Bewohner dank einer Überdachung nicht nur bei gutem Wetter treffen. Die Gemeinschaftsräume mit kleiner Küche auf jeder Etage sollen jeweils eine spezifische Funktion haben – z. B. wird in einem Raum Karten gespielt, während in anderen ein Kochstudio, Handarbeiten oder Gedächtnistraining angeboten werden.
Laut Architekt Dave Lefèvre ist das Altersheim außen und innen durch ein Wechselspiel von konvex-konkaven Flächen geprägt: „Dies verleiht dem Gebäude seine Identität und reduziert optisch die Länge des Gebäudes“, so Dave Lefèvre. Die Länge entspricht ungefähr der des 1956 errichteten Vorgängerbaus. Denn anfangs war das Projekt in der Wettbewerbsphase als Umbau ausgeschrieben worden. Wegen statischer Probleme entschied man sich jedoch für einen Neubau, der nicht nur günstiger war, sondern auch ein optimiertes Programm erlaubte. Durch die vorgegebene Ost-West-Ausrichtung sind die Zimmer hell und lichtdurchflutet. „Die Fassade wird bestimmt durch helle Terracotta-Elemente, die sich harmonisch in die Umgebung einfügen“, so der Architekt. „Das innere Ambiente resultiert aus dem Zusammenspiel warmer und zeitgenössischer Eichenholzoberflächen in Verbindung mit hellen Wandflächen.“
Eine eigene Atmosphäre hat die im nördlichen Teil des ersten und zweiten Stockwerks gelegene Abteilung für Demenzkranke. „Ein an diese Krankheit angepasstes Konzept der psychobiografischen Pflege ermöglicht den Betroffenen, einen sinngebenden Tagesablauf zu erleben“, so Marc Kayser. Dazu trägt das Ambiente bei: Der Bodenbelag im Flur weist klassische Verzierungen auf, und die Lampen an den Wänden sind dem Jugendstil nachempfunden. Eine therapeutische Rampe, die dem Bewegungsdrang der Bewohner ein Ventil verschafft, verbindet beide Etagen miteinander. An der Westseite auf der ersten Etage ist dem Aufenthaltsraum mit Küche und Essraum, eine Außenterrasse angegliedert. Auf der anderen Seite des Flures ist sogar eine „gute Stube“ zu finden – alles im Stil der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.
Im vierten Stockwerk befindet sich die abgetrennte Abteilung „GIB“ (gerontologische Intensivbetreuung). „Die darin untergebrachten Bewohner haben einen erhöhten Pflegebedarf und werden deshalb ständig intensiv und in Gruppen betreut“, erklärt Marc Kayser. Zu dieser Abteilung gehört auch ein Snoezelen-Raum, in dem die Bewohner dank Licht- und Toneffekten entspannen können, und in dem ihre Sinne stimuliert werden.
Im Erdgeschoss sind der Festsaal, das Restaurant, die Cafeteria und ein Frisörsalon zu finden. Dass es an Freizeitaktivitäten, interessanten Ausflügen und Kurzreisen nicht fehlen wird, dafür sorgt ein eigenes Mitarbeiter-Team. Allen Bewohnern steht zudem der Wellnessbereich mit Sauna und Whirlpool im Untergeschoss zur Verfügung. Mit diesem für Altersheime noch ungewohnten Angebot ist das neue Gebäude gut gerüstet, um den gestiegenen Erwartungen der Bewohner gerecht zu werden. (raz)