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Fotos aus Metropolis

Symbiose zweier Künstler: Die hauptstädtische Galerie Schortgen ließ den Maler Philippe Vermeulen, alias Fifax, und den Künstler Stéphane Halleux aufeinanderprallen. Herausgekommen bei dieser Kernschmelze ist eine Science-Fiction-Welt, die nur beim ersten Hinschauen drollige Entdeckergeister

in visionäre Landschaften aus dem fernen Metropolis integriert.

Im Einzelnen gehen die Künstler eigentlich sehr unterschiedliche Wege. Halleux schafft überzeichnete Figuren, deren Körper von Schaltern, Anzeigetafeln und offensichtlich zahlreichen technischen Erweiterungen übersät sind und wie eine Zukunftsvision aus den 20er-Jahren wirken. Diese Charaktere scheinen einer Comic-Welt entsprungen zu sein.

Stéphane Halleux schafft es aber über den Reichtum an Facetten und den bis ins kleinste Detail stimmigen Einsatz von unterschiedlichen Materialien, diesen „Puppen“ Leben einzuhauchen und sie ihre Geschichte erzählen zu lassen. Erfinder und Alltagsmenschen, Soldaten und Rennfahrer, die ihren menschlichen, begrenzten Körpern mit zahlreichen Modifikationen zu verändern suchen, um ihn noch leistungsfähiger zu machen. Ein tragikomisches und zugleich symbolhaftes Spiegelbild auf den Menschen und seinen Fortschrittsglauben – puppenspielerisch und als Kunstwelt inszeniert und doch auf vielen Ebenen eine Parabel zum wirklichen Leben.

Neben diesen Skulpturen setzt die Galerie auf Philippe Vermeulen, alias Fifax, und seine farbkräftige Szenen aus Landschaften aller Art. Der Maler überzeichnet subtil Stadtbilder und Naturszenen, entreißt sie ihrem Kontext und nimmt die Position des Beobachters aus der Vogelperspektive ein. Dabei sucht er kontrastierende Perspektiv-Ebenen und setzt punktuelle Akzente aus lichten Farben zu den intensiv erarbeiteten Schattenwürfen urbaner Strukturen. Dabei er auch natürliche und rationell konzipierte Räume. Die Sicht auf dieses Spiel mit dem Realismus führt auf eine träumerische, sehnsuchtsvolle Reise, die Nuancen und Eigensichten kräftiger betont, als Fotografien es je könnten.

Begegnung und Dialog
Was so separiert im künstlerischen Arbeiten wirkt, bekommt aber in der derzeitigen Ausstellung eine besondere Komponente. In der Galerie gelingt eine Verschmelzung zu einem Paralleluniversum, in dem man wie in einem Science-Fiction-Roman experimentiert.

Fifax und Halleux, die sich über die Galerie zum ersten Mal vor Jahren begegneten und Freundschaft schlossen, ergänzen sich. Halleux insperiert Fifax, aus seinem profunden Kreativschatz neue Landschaftsansichten Visionen aus Realismus und Fiktion zu entwickeln. Alte Strukturen stehen gegen neue, unwirkliche. Überschwemmte Landschaften, in denen die alten Gebäude längst untergegeangen sind, müssen neue Lebensräume und Infrastrukturen entwickeln. Die Figuren von Halleux dagegen werden zu Akteuren im Bild, die mit ihren Maschinen die Landschaften erobern. In diesem maßgeschneiderten Raum bekommen sie so eine komplementäre Hintergrundebene und Spielfläche, die den Betrachter in diesen Kosmos ganz unwillkürlich hineinzieht.

von Daniel Conrad
Foto: Anouk Antony

Noch bis zum 9. Dezember in der hauptstädtischen Galerie Schortgen, 24, rue Beaumont. Geöffnet dienstags bis samstags von 10.30 bis 12.30 Uhr und von 13.30 Uhr bis 18 Uhr.