Mit jemandem teilen wie „d'Pissenger mat de Kueben“ ist eine altbekannte luxemburgische Redensart. Sie basiert auf einem Gedicht von Marcel Reuland über die Geschichte von drei Pissinger Jungen, die ein Rabennest ausheben wollten. Auf Initiative des langjährigen Lokalpolitikers Léon Wies hat der Reckinger Gemeinderat beschlossen, die „Pissenger Kueben“ in einem Monument zu verewigen. Dieses wurde jüngst eingeweiht.
Nur einer von ihnen war fähig, auf den Baum zu klettern. Beim Teilen der drei Eier beanspruchte er für sich selbst ein normales Drittel der Beute, einen weiteren Teil als Kletterlohn und nochmals einen Teil als Finderlohn, so dass die beiden anderen leer ausgingen.
Ob der luxemburgische Schriftsteller dabei an eine bestimmte lokale Anekdote dachte, ist nicht überliefert. René Schroeder, Jahrgang 1926 und gebürtiger Pissinger, erinnert sich nicht, dass die Geschichte der „Pissenger Kueben“ auf einer wahren Begebenheit beruhen soll.
Fest steht nur, dass in der Vergangenheit viele Raben die kleine Ortschaft zum Brüten aufsuchten. Für die Dorfjugend war das stets eine willkommene Gelegenheit, die Nester auszuheben, die Eier auszublasen und zu Ketten aufzuziehen.
Nachdem der Gemeinderat beschlossen hatte, die „Raben-Geschichte“ in Form eines Monumentes zu verewigen, wurde die in der Eisenschmiedekunst international anerkannte Künstlerin Solange Wozniak beauftragt, eine Skulptur herzustellen. Sie sollte einen Baum mit drei Raben darstellen.
In einer feierlichen Zeremonie wurde das Kunstwerk am 17.April im Eingang der Ortschaft – aus Richtung Ehlingen kommend – aufgestellt. Bürgermeister Raymond Sinnen hob hervor, dass die Pissinger Einwohner seit jeher als „Kueben“ betitelt würden und der Rabenbaum eine wesentliche Aufwertung des Gemeindekulturguts darstelle. Léon Wies bezeichnete die Einweihung als „schönsten Tag seiner politischen Laufbahn“. Sophie Proost trug das Festprogramm vor, das von der „Reckenger Musek“ und der Chorale Ste-Cécile aus Ehlingen verschönert wurde. Liedermacher Andreas Sittmann trug Marcel Reulands Gedicht in einer von ihm selbst vertonten Fassung vor. Die Reckinger Schulkinder ihrerseits machten sich eine Ehre daraus, „Déi Pissenger an d’Kueben“ fehlerfrei zu rezitieren. Es sei noch darauf hingewiesen, dass außer dem Rabenbaum als Kunstobjekt ein Gedenkstein mit dem Originaltext von Marcel Reuland aufgestellt wurde als zusätzliche Hommage an den Dichter und Schriftsteller. (LuWo)