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Zwei Lyzeen, ein Gebäude - Lycée Ermesinde und das LTPES eingeweiht (Fotostrecke)

Gleich zwei Lyzeen wurden am 3. Februar in Mersch eingeweiht. Dabei sticht nicht nur hervor, dass sowohl das Lycée Ermesinde (das frühere Neie Lycée) und das „Lycée technique pour professions de santé“ sich beide endlich über feste Strukturen freuen können, sondern es ist auch eine Premiere, dass zwei Lyzeen mit solch grundverschiedenen Konzepten in ein und demselben Gebäudekomplex untergebracht werden. Außerdem handelt es sich um das erste Projekt, das im Rahmen eines „Public Private Partnership“ verwirklicht wurde.

Wohl manch einer wird in Zukunft in Mersch entweder nach dem Lycée Ermesinde (LEM) oder nach dem „Lycée technique pour professions éducatives et sociales“ (LTPES) ein wenig suchen müssen. Nicht etwa, weil diese schwierig zu finden sind, sondern, weil beide in dem gleichen Gebäudekomplex untergebracht wurden.

Als „unwahrscheinlich“ hatte auch Bildungsministerin Mady Delvaux-Stehres diese Assoziation gestern in ihrer Rede bezeichnet. Und während der offiziellen Reden war zwischen den Zeilen zu verstehen, dass manch einer an solch einer Gemeinschaft am Anfang seine Zweifel gehabt haben soll. Schließlich werden im LTPES Schüler zu „Educateurs“ ausgebildet, während das Lyzeum Ermesinde, mit seinen neuen pädagogischen Methoden, eine Ganztagsschule ist, in der auch auf außerschulisches Engagement sehr viel Wert gelegt wird. Übrigens werden dieses Jahr die ersten Schüler aus dem Lycée Ermesinde sich ans Première-Examen wagen (die Struktur, damals noch Neie Lycée genannt, hat 2005 ihre Türen geöffnet).

Doch Mady Delvaux-Stehres konnte Entwarnung geben, schon nach einer Woche hätten beide Direktoren sich bei der Bildungsministerin gemeldet und erkannt: „Es funktioniert!“ Beide Lyzeen haben zwar ihren eigenen Gebäudeblock, doch sind sie durch die Vorhalle verbunden und teilen sich verschiedene Säle wie zum Beispiel das Schulrestaurant oder auch das Internat mit 90 Betten. Umgezogen wurde während der Weihnachtsferien, unterrichtet wird seit Januar.

Eine neue Unterführung unter den Gleisen

Da beide Strukturen Schüler aus dem ganzen Land empfangen und das Gelände in Mersch nicht nur zentral liegt, sondern auch sehr gut an den öffentlichen Transport angebunden ist, lag die Lösung auf der Hand, erklärte seinerseits Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler. So wurde, auch in Zusammenarbeit mit der CFL, der Bahnübergang vor dem Agrarzentrum aufgehoben. Im Gegenzug, wurde eine Unterführung gebaut. Diese ist ganze sieben Meter breit „Nicht, weil ich aus Mersch bin“, betonte CFL-Generaldirektor Alex Kremer, sondern, damit Fußgänger und Fahrradfahrer sie gleichzeitig benutzen können. Für die Arbeiten waren 1,28 Millionen Euro nötig. Doch damit wurde ein Gefahrenpunkt aus Mersch entfernt, erklärte Bürgermeister Albert Henkel, weil sie oft geschlossen war, über mehrere Gleise führte und manch ein Fußgänger nicht immer wartete, bis sie wieder aufging.

Doch zurück zu den Lyzeen. Deren Kosten beliefen sich auf 104,6 Millionen Euro, erklärte Claude Wiseler. Doch der Staat muss diesmal die Rechnung nicht sofort bezahlen. Der Schulkomplex ist nämlich das erste Projekt, das im Rahmen einer „Public Private Partnership“ (PPP) gebaut wurde. Die Firmen Félix Giorgetti und A+P Kieffer haben sich zusammengetan, das Projekt finanziert und ausgeführt.

Der Staat muss nun während den nächsten 25 Jahren, zwölf Millionen Euro jährlich an die Firmen zahlen für den Bau, aber auch für den Unterhalt, für den die privaten Firmen weiter zuständig sind. „Das Gebäude muss nicht nur wenigstes 25 Jahre stehen, sondern wir müssen es dann auch noch in einem guten Zustand an den Staat übergeben“, fasste Paul Giorgetti mit Humor zusammen, während Pierre Emile Kieffer auf technische Details einging. So erklärte er, dass das Gebäude, das für 1 600 Schüler gebaut wurde (700 für den LEM und 900 für den LTPES), nur 200 000 Euro pro Jahr für seine Energiekosten ausgeben werde. Die Heizung wird zu 70 Prozent mit Holz, zu 15 Prozent aus Geothermie, zu drei Prozent von den Sonnenkollektoren und nur zu zwölf Prozent durch fossile Energien angetrieben. Deshalb würde jeder Schüler, der weiter als 4,7 Kilometer vom Campus wohnt, mehr CO2 durch seine Anfahrt ausstoßen als durch seinen Aufenthalt im Lyzeum.

Claude Wiseler schien jedenfalls Gefallen am PPP gefunden zu haben. Er unterstrich, dass die Arbeiten innerhalb von fünf Jahren fertiggestellt werden konnten, während beim Staat für solch einen Bau mit zwischen sechs und zehn Jahren gerechnet werden müsse.

(Text: Nicolas Anen / Fotos: Gerry Huberty)