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Aufbruch nach Amsterdam zum Pilgerweg des Vertrauens


Am 30. Dezember 2011 startete ich morgens mit einer kleinen Gruppe von Weiswampach aus in Richtung Rotterdam. Pünktlich zum Mittagsgebet trafen wir mit Luxemburger Jugendlichen zusammen, die mit der Diözese Brüssel-Mecheln bzw. Metz am Treffen vom 27.12.2010 bis zum 2.01.2011 teilnahmen.
Die Jugendlichen, die zum ersten Mal an einem solchen europäischen Taizétreffen teilnahmen, waren erstaunt und fragten: "Gehn die auch alle mit nach Madrid zu den Weltjugendtagen?" Die älteren Jugendlichen antworteten sofort: "An diesem Taizétreffen sind sämtliche christliche Kirchen vertreten, sogar muslimische Familien haben Gäste aufgenommen(Etwa die Hälfte der 600.00 Einwohner Rotterdams sind Muslime). Auch der Bürgermeister - Ahmed Aboutaleb - ist praktizierender Muslim mit familiären Wurzeln aus Marokko. ." So hatte sich der Wunsch des Bürgermeisters von Rotterdam erfüllt: "Dieses Ereignis wird nicht im Lärm auf der Strasse enden, sondern auf bescheidene Weise einen Raum schaffen, in dem man tieferen Fragen nachgehen kann. Genau das brauchen wir."
Unsere älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Luxemburg, die das komplette Programm auch in den Kirchengemeinden mitmachten, erzählten begeistert von ihren Gastfamilien und bestätigten, dass alle Jugendlichen des Treffens in Familien aufgenommen worden seien. Gastfreundlich war auch der Empfang der ehrenamtlichen Jugendlichen, die beim Accueil und bei der Essensausgabe halfen und beim Gebet für Stille sorgten.
Nach dem Mittagsgebet fuhren wir mit Tausenden von Jugendlichen mit der U-Bahn in Richtung der Zentralstation in Rotterdam. In der U-Bahn war eine fröhliche Stimmung. Wir mischten uns in die bunte Menschenmenge aus Polen, Italien , Slowenien, Portugal, Deutschland, Niederlanden etc.. Es wurde gesungen, man kam in Kontakt. Als wir ausstiegen, waren wir alle erstaunt von dieser modernen Stadt. Wir begaben uns zu einem der wenigen Gebäude, das nicht im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, der Laurentiuskirche. Diese evangelische Hauptkirche von Rotterdam zeigte sich als besonders gastfreundlich. Direkt an der Tür wurden wir von Leuten begrüsst, die uns eine Führung anboten. Im hinteren Teil der Kirche wurden Kaffee, Tee und Kaltgetränke in einer eigens eingerichteten Cafeteria angeboten, wo rund 50 Personen Platz finden konnten. Auffallend für mich als Theologe war die Tatsache, dass in einer reformierten Kirche extra eine NIsche mit Heiligenfiguren eingerichtet war. Daneben gab es in einer weiteren Nische eine Kerzenwand. Eine andere diente als Bibliothek. Im Chorraum waren Schautafeln zu sämtlichen christlichen Kirchen und anderen Religionen aufgestellt, die verschiedenen Feste erklärten, wie z. B. Weihnachten, Pfingsten, Ostern, arabisches Opferfest, jüdisches Chanukka etc. Eine moderne Krippe aus lebensgrossen Graffitti-Figuren war aufgestellt. In den Seitenschiffen waren Ausstellungen zum Kirchenbauwerk u. ä zu sehen. Rund um den Altar gab es Diskussionsgruppen. De Seitenkappellen boten sich an, um einfach Stille halten zu können. Besonders beeindruckend war die moderne Darstellung der 7 Werke der Barmherzigkeit, die auch ohne Erklärung oder Übersetzung jedem sofort einleuchteten.
In unserem weiteren Gang durch die Stadt erlebten wir die multikulturelle Vielfalt von Rotterdam, die wir auch gegen 19h30 im Abendgebet in der überfüllten "Ahoi-Sporarena" erfahren durften. Die Sporthalle war durch Teelichter, Tücher und Banner umfunktioniert in eine Gebetshalle. In der Mitte sassen die Brüder von Taizé, daneben Verantwortliche der verschiedenen christlichen Kirchen, Kinder und behinderte Menschen, Vertreter aus den Religionen und aus der Politik. Die Teilnehmer waren aus unterschiedlichen Altersschichten und Gruppen.
Alles in allem war es grossartig zu erleben, wie so viele Jugendliche sich trotz aller Terrorwarnungen friedlich zusammensetzten und sich über Fragen des Lebens und des Glaubens austauschten. Ich bin gespannt auf das nächste europäische Taizétreffen in Berlin vom 28.12.2011-2.01.2012.