Im vergangenen Jahr begann das Projekt der ökologischen Hubschrauberspritzung in Luxemburg.
Ein allererstes Fazit blieb damals aus. Das Wetter war einfach zu gut. Pilzkrankheiten wie Peronospora und Oidium, die sich in den Weinlagen flugs verbreiten, traten nur in wenigen Ausnahmefällen auf. Im Jahr 2012 sind die Rahmenbedingungen ganz anders.
Peronospora und Oidium sind nicht gerade die „Freunde“ von Winzern und Weinliebhabern. Beim Auftreten dieser Pilzkrankheiten droht Ertragsverlust und die Qualität der Trauben für den Wein nimmt spürbar ab. Eine epidemische Ausbreitung, die nicht zu kontrollieren ist, droht außerdem.
Seit Frühjahr 2011 gehen die Wormeldinger Helikopterspritzgenossenschaft und das Weinbau-Institut (IVV) in einer Testreihe mit ökologischen Substanzen gegen diese Pilzkrankheiten vor. Während die Genossenschaft bis Ende Juni zunächst mit biologischen Mitteln (Netzschwefel, Algenextrakte auf Basis von Phosphonaten und Kupfer) gegen die Erreger vorgeht, setzt das IVV auf ausgewählten Parzellen ausschließlich auf Ökoprodukte.
Im vergangenen Jahr spielte das Wetter mit dem warmen und trockenen Frühling, bzw. Frühsommer den Winzern in solch großem Maße in die Hände, dass Peronospora und Oidium kaum auftraten. „Wir hätten 2011 komplett mit biologischen Mitteln vorgehen können“, blickt Fernand Pundel, Präsident der Helikopterspritzgenossenschaft von Wormeldingen, zurück. Aus Sicherheitsgründen bevorzugte die Genossenschaft Ende Juni dann doch den Wechsel auf konventionelle Substanzen, die für Menschen in zugelassenen Mengen nicht schädlich sind. „Das Risiko wollten wir damals nicht eingehen. Die Winzer müssen schließlich an das Wohl ihrer Betriebe denken und wir hatten im vorigen Jahr noch nicht so viele Erfahrungen wie heute“, sagt Pundel. Das IVV machte indes weiter, weil die Versuchsparzellen klein und Verluste beim Weinbau-Institut nicht so schwerwiegend sind.
Trockenes Frühjahr 2011, nasses Frühjahr 2012
Auch in diesem Jahr zieht die Wormeldinger Helikopterspritzgenossenschaft zur selben Jahreszeit die Reißleine. Nach fünf Helikopterspritzungen mit Ökoprodukten verwendet die Genossenschaft auf den insgesamt 14 Hektar wieder konventionelle Mittel. Anno 2012 sind die Voraussetzungen allerdings ganz anders. „Im Juni 2012 gab es mehr als doppelt so viel Niederschlag wie im Juni 2011“, erklärt Pundel. Darüber hinaus herrschten und herrschen sehr häufig eine hohe Luftfeuchtigkeit und außergewöhnliche Temperaturschwankungen. Dies sind optimale Bedingungen für die Ausbreitung von Pilzkrankheiten. Die weitere Nutzung von Ökoprodukten bedeute eine nicht einzuschätzende Gefahr für die teilnehmenden Winzer. „Das Risiko gehen wir nicht ein“, sagt der Vorsitzende.
„Dennoch können wir von einem idealen Versuchsjahr sprechen“, betont Robert Mannes vom IVV. Nach dem überdurchschnittlich trockenen Frühjahr von 2011 waren die Monate Mai und Juni im Jahr 2012 viel zu nass. Auch wenn es heute noch zu früh sei, eine fundierte Aussage zu machen, könne man durchaus von zwei extremen Jahren sprechen, fügt Mannes dazu. So sammle man durch die mehrjährige Versuchsreihe viele Erfahrungen. Mannes ergänzt, dass zurzeit die Versuchsparzelle auf dem Gelände des IVV „sich gut entwickelt und erste positive Resultate der Ökoprodukte zu sehen sind“.
Für die Genossenschaft ist es von großer Bedeutung, dass die Spritzungen per Hubschrauber weiter durchgeführt werden. Helikopterspritzungen stellen die schnellste Methode dar, auf Unwetter und Hagelschauer zu reagieren. Der Einsatz mit dem Helikopter bedeutet auch, dass der Boden nicht verdichtet wird wie mit einem Traktor und Erosion somit kein Thema ist. Der Hubschrauber-Einsatz ist außerdem eine große Entlastung für die Winzer, meint Pundel. Allerdings versuche die EU-Kommission den Hubschraubereinsatz aus umwelttechnischen und Lärmgründen einzuschränken.
Schließlich wird die Versuchsreihe auch durchgeführt, weil die Anfrage nach Bio-Wein generell ständig zunimmt. Daher nehmen Privatwinzer, Genossenschaftswinzer und Winzer aus dem Weinhandel an diesem Versuch teil.
(Text/Fotos: Jeroen van der Hoef)