Der Journalist Aldem Bourscheit aus Brasilia, einer der besten Kenner der Amazonasregion, Pulitzer Preisträger und seit einigen Jahren Inhaber eines Luxemburger Passes, berichtete im Centro Camõoes über die brasilianisch-luxemburgischen Beziehungen und wie er zu einem der besten Kenner der Amazonasregion wurde.
Eingeladen von dem Verein ACLUX, der im Großherzogtum die Interessen der Luxemburger aus Brasilien vertritt, und dem Centro Camões berichtete der berühmte brasilianische Journalist Aldem Bourscheit in Luxemburg über die neuesten Entwicklungen in Amazonien. Etwa 20 Luxemburger aus Brasilien hörten seinen Ausführungen mit großem Interesse zu, weil es auch ein Teil ihrer Geschichte war, über die Aldem sprach. Die Vorfahren des Referenten hatten Vianden 1874 gen Brasilien verlassen, sie gehörten zu den letzten Auswanderern nach Brasilien, sie folgten Verwandten um die Gruppe von Gregor Colling, die bereits 1853 Vianden als Mitglieder einer Jesuiten Sodalität verlassen hatten. In Brasilien siedelte sich die Familie Bourscheid in Linha Francesa in Rio Grande do Sul, der Wiege der deutschsprachigen Einwanderung, an. Dort kümmerten sich deutsche und auch Luxemburger Jesuiten als erste um die Auswanderer.
An der von ihnen gegründeten Universität von São Leopoldo (Unisinos), die heute als eine der besten Brasiliens gilt, hatte Aldem um die Jahrhundertwende Journalismus studiert, und damals auch den Luxemburger Jesuiten Johann Philipp Bettendorff (1625-1698), den ersten Luxemburger in Brasilien und am Amazonas entdeckt. Er weckte sein Interesse am Amazonas, sodass er sich nach dem Abschluss seines Studiums in Brasilia,l der Hauptstadt Brasiliens, in der Nähe von Amazonien niederließ. Aldem Bourscheit wurde zu einem der besten brasilianischen Amazonaskenner, 2019 erhielt er hierfür den Pulitzer Preis und anschließend Forschungs- und Investigativaufträge aus vielen Ländern. Seine Schwerpunkte sind Umwelt, Gesellschaft und Menschenrechte in Brasilien. Hierzu ist er mit verschiedenen Interessengruppen weltweit vernetzt und betreibt mehrere eigene Blogs.
Seinen Powerpoint Vortrag, der mit dem Wirken von P. Bettendorff begann, untermauerte er mit vielen Statistiken und ging immer wieder auf die großen Gefahren der Abholzung nicht nur des Amazonasregenwaldes, sondern auch des Atlantikurwaldes und des Araukarierwaldes in Südbrasilien ein. Allein in den vier Jahren der Amtszeit von Präsident Bolsonara ist eine Fläche von der Größe Belgiens in Brasilien abgeholzt worden. Fast genauso viel Land sei indigenen Völkern von Landräubern und Boden- und Rohstoffspekulanten geraubt worden. Erst Präsident Lula habe diese Gesetzlosigkeit vor zwei Jahren wieder gestoppt.
P. Bettendorff ist auch heute noch aktuell in Brasilien
Allerdings habe Brasilien zu wenig eigene Mittel, um alles wieder rückgängig zu machen und vor allem das verfassungsmäßig verbriefte Recht der Landrückgabe an die Indigenen weiter durchzusetzen und zu schützen. Oft seien es deshalb symbolische Gesten, die jedoch eine wichtige Botschaft aussenden, die jetzt im Zentrum stehen. So wurde im letzten Jahr erstmals die brasilianische Verfassung auch in eine indigene Sprache, Nheengatu, übersetzt. Viele andere der heute noch über 200 indigenen Völker Brasiliens lernen seit einigen Jahren wieder Nheengatu. In dieser Sprache hatte schon P. Bettendorff einen Katechismus und eine Grammatik geschrieben, die geholfen haben, die Sprache und Kultur dieses Volkes zu erhalten. Das ist nur ein Beispiel, dass das Werk dieses großen und weitsichtigen Luxemburgers, der vor 400 Jahren geboren wurde, der u.a. auch die heute zweitgrößte Amazonasmetropole Santarém gegründet hat, auch heute noch hoch aktuell ist in Brasilien, so Aldem Bourscheit. Viele der heute schon 30.000 Luxemburger Paßinhaber in Brasilien, von denen viele vor einigen Jahren noch glaubten, sie seien deutscher Herkunft, hätten in dem ersten Luxemburger in Brasilien eine Identifikationsfigur gefunden, der sie stolz macht, Luxemburger in Brasilien zu sein.
Bodo Bost