Am Freitagnachmittag, 7. April 2017, klingelt das Telefon bei mir. Herr Nico Betzen ist am Apparat und fragt, ob ich am Samstag. 8. April an Flug mit Heißluftballon teilnehmen kann. Da erinnere ich mich: Zu meinem Geburtstag am 27. Oktober 2016 haben mir mein Sohn und Schwiegertochter einen Gutschein für eine Luftreise geschenkt als Dank dafür, dass ich so oft einspringe, um ihren Nachwuchs, Lea und Vic, bei der Erpeldinger Gundschule abzuholen oder abends Babysitterdienst übernehmen, damit die berufstätigen Eltern auch mal Einladungen bei Freunden oder sonstigen Anlässen nachkommen können.
Da hat mich Herr Betzen, Chef eines bekannten Metalllverarbeitungsbetriebes in Fouhren und nebenbei begeisterter und erfolgreicher „Aeronautiker“, dessen Begeisterung sein Sohn Christophe seinen Sohn Christophe seit Jahren teilt, kalt erwischt. Eigentlich ist der Samstagabend schon verplant. Für Mitte April hatte ich die Einladung nicht auf der Rechnung . Aber die Meteo für Samstag versprach angenehme 20 Grad und günstige Windbedingungen. Somit gab ich meine Zusage.
Gegen halb sechs stelle ich meine BMW C 65o GT in Fouhren im Hof des Betriebes von Hernn Betzen an der Dikkrecherstroos s ab, verstaue Motorradbekleidung und hänge Tasche mit Jacke, Fotoapparat und eine Flasche Wasser über die Schulter. Kurz darauf fahren einige Personenwagen in den Hof. Auf Nachfrage bestätige ich, dass hier Treffpunkt ist für einen Start im Heißluftballon. Da erscheint auch schon Herr Betzen und bittet um einige Minuten Geduld. Da erscheint auch schon ein Minibus mit Anhänger. Da ist alles drin, sorgfältig bis in die letzte Ecke verstaut.
Der Start soll auf einer angrenzenden Wiese erfolgen. Noch ist das Gras nicht zu hoch, sonst gibt’s Ärger mit dem Bauern. Dann beginnen die aufwendigen Vorbereitungen. Der schwere Korb mit Gasflaschen wird unter Mithilfe der Fluggäste in Stellung gebracht. Dann wird die Ballonhülle, auf einem mit keinen Rädern ausgestattenen Gestell vom Korb weg auf der leicht ansteigenden Wies ausgerollt. Mit Draht seilen wird die Hülle am Korb befestigt. Ein riesiger Propeller mit Benzinmotor wird in Stellung gebracht. Unter den Fahrgästen macht sich leichte Nervosität breit, da es nach der langen Winterpause der erste Flug ist, den sie gebucht haben. Wird alles klappen?
Der Ventilator wird gestartet und pustet Unmengen Luft in die Hülle, die immerhin ein beeindruckendes Fassungsvermögen von mehr als 5000 Kubikmetern aufweist. Dan wird der Gashabn aufgedreht und heiße Luft hineingeblasen. Jetzt geht’s schnell. Bald richtet sich das Ganze auf . der Korb steht aufrecht und alle nehmen Platz im Korb, allen voran Christophe, der Juniorpilot, sein Vater Nico, der ihm beratend zur Seite steht. Jetzt werden alle Geräte aktiviert, Höhenmesser, GPS mit Nachweisen der Flugroute, Windgeschwindigkeitsmesser, Computer und Funkgerät zur Kontaktaufnahme mit dem am Boden bleibenden Gespannes mit Tom Boes als Fahrer. Unterwegs erfahre ich so nebenbei, der genau wie ich, mit seinen Eltern in Erpeldingen an der Sauer wohnt, an der Ackerbauschule in Ettelbrück Forstwirtschaft studiert hat und in einer Theatergruppe aktiv ist.
Leider sind die Voraussetzungen für ein herrliches Flugerlebnis nicht günstig. Praktisch Windstille, keine klare Sicht, was kaum schöne Fotos zulässt . Lediglich das Viandener Schloss sowie das Gebäude in der Viandener „rue de Huy“, wo meine sympathische Putzfrau Malgorzata wohnt, werden abgelichtet. So schweben wir mal höher, mal niedriger über Bettel , Vianden, um gegen halb 9 in einer großen Wiese bei Körperich bei gezogener Reißleine etwas unsanft mit ein paar Hopsern endgültig zu landen. Dem geschickten Piloten wird spontan Applaus gespendet. Dann heißt es aussteigen, dem eingespielten Team beim Einpackablauf zuzuschauen, wobei auch die kräftige Mithilfe der Fluggäste benötigt wird. Nachdem alles verstaut ist, erscheint mit etwas schadenfroher Mine Herr Nico Betzen mit zwei altehrwürdigen kleinen Holzkörben auf . Der Vorwitz der Fluggäste wird sofort gestillt. Herr Betzen wird jetzt zur traditionellen Flugtaufe der Gäste schreiten. Das ist eine regelrechte Zeremonie, die wie vier über uns ergehen lassen müssen.
Es heißt, vor dem Zeremonienmeister im Gras niederzuknien. Ein Grasbüschel wird ihm auf den Kopf gelegt als Zeichen für gelungene Landung, mit einem Feuerzeug ein Haarschopf angesengt für das Feuer, das unverzichtbar ist für einen Ballonflug, dann eine echte Taufe, nicht mit Weihwasser, sondern mit Crémant , das Ganze belohnt mit einem Glas Taufwasser. In fröhlicher Runde wird mit dem Glas angestoßen. Schaulustige habe sich eingefunden, um das überraschende Spektakel aus nächster Nähe zu verfolgen. Warme Jacken tragen jetzt ausnahmslos alle, denn aus den 20 Grad Hitze beim Start sind jetzt knapp kühle 10 Grad übriggeblieben. Fast dunkel ist es auch schon, als die Zugmaschine, ein Minibus bestiegen wird und die Rückfahrt nach Fouhren erfolgt, wo unsere Fahrzeuge zum Heimreisen abgestellt sind.