Fernab von den industriellen Ballungsgebieten liegt das landwirtschaftliche Gut mit integrierter Käserei der Familie Feyder, direkt hinter der Kirche im Ortskern von Fentingen. Der Hof ist seit dem 17. Jahrhundert in Familienbesitz, die Käseproduktion ist in den renovierten ehemaligen Stallungen untergebracht. Bei der Käserei, der „Fromagerie de Luxembourg“, handelt es sich um einen überschaubaren Familienbetrieb mit 14 Angestellten – nichts erinnert hier an industrielle Großproduktion.
Und dennoch ist die „Fromagerie de Luxembourg“, in der die italienischen Weichkäsesorten Mozzarella und Ricotta, der Halbweichkäse Scamorza sowie der portugiesische Frischkäse „Bola de neige“ hergestellt werden, die einzige Käserei ihrer Art in Luxemburg und den angrenzenden Großregionen.
1974 übernahm Robert Feyder den elterlichen Hof, der wirtschaftlich rentabler gestaltet und vergrößert werden sollte, und erhielt einige Jahre später Unterstützung von seinem Bruder Carlo, als dieser von einer zwölfmonatigen Weltreise ins heimische Fentingen zurückkehrte. Bisher funktionierte der Hof als rein landwirtschaftlicher Betrieb mit Milchvieh und keiner der beiden Brüder hegte zu der Zeit einen Gedanken an einen zusätzlichen Gewerbezweig. Die Idee zur Herstellung der südländischen Käsespezialitäten reiste mit Käsemeister Giancinto Marinelli aus Italien ein ...
„O sole mio“ statt Kuhfladen
in den ehemaligen Stallungen
Als Immigrant aus dem süditalienischen Bari ließ sich Marinelli als Gastarbeiter in Luxemburg nieder, war bei einer Luxemburger Molkerei eingestellt und wohnte in einem Nachbarort von Fentingen. In seiner Freizeit stellte der Käsemeister aus Italien Käse für den alltäglichen Eigenbedarf her – woraus sich die Idee ergab, die Feierabendbeschäftigung zum beruflichen Erwerb zu machen. Mit dieser Vorstellung trat Marinelli an die Gebrüder Feyder heran, die die Idee des Käsemeisters aufgriffen und mit ihm zusammen in die Tat umsetzten. So entstand die „Fromagerie de Luxembourg“.
Während Robert Feyder weiterhin für den Landwirtschaftsbetrieb zuständig war, übernahm sein Bruder Carlo Feyder die Geschäftsleitung der „Fromagerie“, mit Giancinto Marinelli als Produktionsleiter. Das Kleinunternehmen wurde in den ehemaligen Stallungen des elterlichen Bauernhofs installiert, startete als Zwei-Mann-Betrieb mit der Herstellung von bis zu 40 Kilo Mozzarella täglich – die Produktion lief vollständig in Handarbeit. Hauptabnehmer waren in der Anfangsphase gastronomische Betriebe mit Schwerpunkt auf italienischen Restaurants und Pizzerien. Nur wenige Jahre später kamen auch etliche Supermärkte dazu.
Nach und nach wurde der Personalstab um eine Handvoll Mitarbeiter aufgestockt. 1988 wurden die Räumlichkeiten für die Produktion erweitert und eine industrielle Maschine angeschafft. Auch das Produktionssortiment wurde im Laufe der Zeit um die Käsesorten Ricotta, Scamorza und „Bola de neige“ erweitert. Im Jahr 2003 wurde die Käserei schließlich vollständig modernisiert und auf den heutigen Stand einer modernen Anlage gebracht. Zurzeit werden in der „Fromagerie de Luxembourg“ täglich 1 700 bis 1 800 Kilo Käse hergestellt. Heute wie früher wird der größte Teil der Produktion per Handarbeit erledigt. So wird beispielsweise jeder einzelne Mozzarella-„Knoten“ von Hand geknüpft.
Rund 15 000 Liter Milch werden täglich in der Käserei verarbeitet, 90 Prozent davon entfallen auf die Mozzarella-Produktion. Für die Herstellung von einem Kilo Mozzarella werden neun Liter Milch benötigt. Die Produktion sämtlicher in der „Fromagerie“ hergestellten Käsesorten verläuft auf Basis von nicht pasteurisierter Frischmilch. Bei der Verarbeitung wird die Milch auf 80 bis 90 Grad erhitzt, so dass der Pasteurisierungsvorgang automatisch während des Herstellungsverfahrens vollzogen wird. Produziert wird täglich, die Haltbarkeit der Käsesorten liegt bei zehn Tagen.
Neben dem heimischen Landwirtschaftsbetrieb als Milchlieferant bezieht die „Fromagerie de Luxemburg“ zusätzlich Rohmilch von Bauernbetrieben aus den benachbarten Ortschaften Liwingen, Alzingen und Canach sowie bei Bedarf von der Genossenschaftsmolkerei Luxlait.
„Das Motto ,Frësch vum Bauerenhaff' bestimmt die Betriebsphilosophie“, erklärt Carlo Feyder, der weiter auf die bezeichnende Mischung und Zusammenführung von zwei Mentalitäten verweist, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die dennoch, oder gerade deshalb, für den Erfolg des kleinen Familienbetriebs verantwortlich seien, denn „in unserem Unternehmen kommen das stabile, jedoch etwas konservative Denken der Luxemburger Landwirte und der kreative italienische Unternehmensgeist zusammen. Die Kombination dieser beiden Faktoren schreibt die Erfolgsgeschichte der ,Fromagerie de Luxembourg'“, so Carlo Feyder.
Mit Cactus in den
kulinarischen Frühling starten
Zwei Drittel der Käseproduktion aus der „Fromagerie de Luxembourg“ geht in die Gastronomie, ein Drittel wird an Lebensmittelgeschäfte und Supermärkte geliefert. Hauptabnehmer bei den Supermärkten ist die Cactus-Gruppe. Seit Mitte der 80er-Jahre werden in den Cactus-Filialen Mozzarella, Ricotta, Scarmoza und „Bola de neige“ aus der Fentinger Käserei verkauft – mit durchschlagendem Erfolg, so die Geschäftsleitung.
Im Rahmen der Kampagne „Aus der Regioun, fir d'Regioun“ werden die Käseprodukte der „Fromagerie de Luxemburg“ während der ganzen nächsten Woche in den Cactus-Geschäften vorgestellt. Info-Zettel und Rezeptvorschläge geben Tipps zur Zubereitung der südländischen Käsespezialitäten. Sei es als knusprig herzhafter Belag auf der Pizza, zum Gratinieren von Fleisch- oder Gemüsegerichten, als Einlage in Salaten oder zum Verfeinern von Desserts, Mozzarella, Ricotta und Co. sind in der Küche vielseitig einsetzbar und verleihen den Gerichten eine mediterrane Note – so kommt die Sonne auf den Tisch.