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10. „Terres Rouges“-Festival

Quer durch den Garten der populären Un terhaltungsmusik
Lokalmatadoren setzten Ausrufezeichen / 5 000 Musikfans ließen Open-Air-Saison ausklingen


Mit dem „Terres Rouges“-Festival ging gestern in Esch/Alzette der Open-Air-Sommer zu Ende. Ein Grund mehr für die zahlreichen Fans, der Musik ein letztes Mal unter freiem Himmel zu frönen – und das bei herrlichem Spätsommerwetter. Auf dem Escher Galgenberg hatten sich deshalb „Angel at my Table“, „Superheroes in ties“, Martha, „Eternal Tango“, Jennifer Rostock, Die Atzen, „The Parlotones“, „Stanfour“, Gabriella Cilmi und „The Rasmus“ angeschickt, die Luxemburger Musikjünger gebührend in die

Indoor-Saison zu verabschieden.

Dass Veranstalter Cynart beim „Terres Rouges“-Festival eine mitunter ungewöhnliche Booking-Politik verfolgt, ist sicherlich nicht neu. Bereits in den letzten Jahren warteten Rom Bernard und Co. stets mit einem ebenso heterogenen wie abwechslungsreichen Line-up auf. Und auch gestern wurde mit dieser Tradition nicht gebrochen. So barg das Galgenberg-Aufgebot etwas für jeden Geschmack, sei es der Postcore-Rock von „Eternal Tango“, der südafrikanische Indie-Rock der „Parlotones“, Pop-Punk seitens „Angel at my Table“ oder der nicht gerade fordernde Gröhl-Pop der Atzen.

Fans

von deftigen Rockklängen
Bedauerlich aus Sicht der Fans von deftigen Rockklängen war die Entscheidung der Veranstalter, sowohl „Angel at my Table“ als auch Jennifer Rostock und „Eternal Tango“ noch am frühen Nachmittag auftreten zu lassen. Mussten AAMT die undankbare Aufgabe übernehmen, das Festival um 12.30 Uhr lediglich vor ein paar hundert hartgesottenen Musikfans zu eröffnen, hatten sich nur zwei Stunden später schon etwas mehr Menschen vor der Bühne eingefunden, als die Düdelinger Postcore-Kombo „Eternal Tango“ den Galgenberg erzittern ließ.

Nur drei Stunden nach ihrer Rückkehr aus Berlin, wo „Eternal Tango“ am Samstagabend mit den beiden anderen Szenen-Größen „Babyoil“ und „Inborn“ feinste Luxemburger Rockmusik zum Besten gegeben hatten, gaben die fünf Düdelinger auf der Bühne wieder Vollgas – von Müdigkeit keine Spur. Schade war nur die Uhrzeit (14.45 Uhr), zu der die Kombo auftreten musste, hätten sie nach den umjubelten Auftritten bei Rockafield, „Fête de la musique“ oder gar dem österreichischen Frequency-Festival einen späteren Slot mehr als verdient gehabt. Allerdings zeigten auch „Eternal Tango“ zu früher Nachmittagsstunde, dass die Luxemburger Rockmusik sich nicht vor solch renommierten Namen wie die Atzen oder „Stanfour“ zu verstecken braucht.

Erstmals in Luxemburg zu Gast waren am Sonntag Jennifer Rostock aus Berlin. Die Band um die gleichnamige Frontfrau hinterließ dabei gleich einen bleibenden Eindruck und bewies, dass die deutsche Indie-Musik durchaus auch in Luxemburg Anklang findet. Es folgte ein Kulturschock im wahrsten Sinne des Wortes: Dem treibenden Indie-Rock aus Berlin ließen die beiden „Special Guests“ Frauenarzt und Manny Marc, besser noch bekannt unter dem Namen Atzen, eine Gröhl-Tirade mit anspruchslosen Beats und seichten Texten folgen. Dennoch erreichte die Stimmung auf dem Galgenberg bei ihrem größten (und einzigen) „Hit“, „Das geht ab“, zum ersten Mal ihren Siedepunkt.

Auftritt für die
jüngere Generation
Gediegener ging es dann wieder bei den „Parlotones“ aus Südafrika zu, deren Song „Come Back As Heroes“ vielen Fußballfans von der jüngsten WM noch in bester Erinnerung sein dürfte. Dass die Indie-Rocker aber weitaus mehr drauf haben als WM-Erkennungsmelodien, quittierten die rund 3 000 anwesenden Fans mit einem wohlverdienten Applaus. Es folgte ein Auftritt für die jüngere Generation: „Stanfour“ aus Deutschland, deren Album „Rise & Fall“ gerade erst Gold-Status feierte und die sich mit Songs wie „For all lovers“, „In your arms“ oder „Wouldn't Change a Thing“ in die Herzen der „High School Musical“-Fraktion singen konnten.

Premiere in Luxemburg feierte gestern auch Gabriella Cilmi, deren Mega-Hit „Sweet about me“, sich weltweit über zwei Millionen Mal verkaufte, in 16 Ländern in die Top-10 ging und über 20 Millionen Mal auf YouTube angeklickt wurde. Die einzigartige Mischung aus eingängigem Pop-Sound und künstlerischer Integrität, präsentiert von einer so jungen Sängerin, wusste auch auf dem Galgenberg zu überzeugen. Für viele Anwesenden stand die Überraschung des Festivals somit fest.

Einen wenig überraschenden, dafür aber grundsoliden Gig lieferten die Finnen von „The Rasmus“ ab, die sich 2003 mit ihrem Hit „In the Shadows“ europaweit einen Namen machen konnten. Speziell zur Jubiläumsausgabe des „Terres Rouges“ präsentierte „The Rasmus“ denn auch eine einmalige „Best of“-Show, die den rund 5 000 anwesenden Fans am späten Abend zu gefallen schien.

Was bleibt, ist die Erinnerung an eine durchaus gelungene Jubiläumsausgabe des „Terres Rouges“, die dem Festival-Sommer trotz einiger Fehlgriffe bei herrlichstem Spätsommerwetter zu einem schönen Ende verhalf. Nun freuen wir uns auf die Indoor-Saison ...
VON ERIC HAMUS (TEXT)UND DANIEL CLARENS (FOTOS)