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Das Ensemble „Café Zimmermann“ in der Peter & Paul-Kirche

Das „Café von Gottfried Zimmermann“ war ein Gasthaus, wo das von Telemann gegründete Collegium Musicum regelmäßig zusammen kam, um das Leipziger Studentenpublikum mit „neuer Musik“ zu konfrontieren. Die Atmosphäre wird mit Sicherheit unbeschwert gewesen sein und kaum vergleichbar mit dem todernsten Zeremoniell heutiger Musikpflege. Am Habitus des ebenso künstlerischen wie geselligen Beisammenseins wird sich wohl kaum etwas geändert haben, als ab 1729 der Kantor Johann-Sebastian Bach die musikalische Leitung dieser profanen Musiziersitzungen übernommen hatte.

Damit ist das Aufführungskonzept des Ensembles „Café Zimmermann“ klar umrissen: Angepeilt werden „offene und freundschaftliche musikalische Begegnungen“ (Programmheft). Was an diesem Sonntagabend im für dieses Repertoire akustisch idealen Rahmen der Peter & Paul-Kirche zu hören war, entsprach exakt dieser „historischen“ Ausgangsidee. Da wurde höchst konzentriert, aber entspannt musiziert. Die Präzision in Sachen Intonation, Phrasierung und Artikulation stimmte. Das Klanggeschehen lief ungetrübt durchhörbar in einer optimalen Beweglichkeit ab. Darüber hinaus erschien der Vortragsstil völlig im Einklang mit den Regeln der „alten“ Figuren- und Affektenlehre des 18. Jahrhunderts. In anderen Worten, wir durften teilnehmen an jungfrischen, lockeren Bach-Realisationen, wo die Detailwerte rhetorisch sinnvoll gegliedert waren, deutlich markiert in den animierten Teilen und stilgerecht phrasiert in den Legatopassagen.

Gleich beim Start in das Brandenburgische Konzert Nr. 5 D-Dur BWV 1050 waren wir fixiert: Das Solistentrio Violine, Flöte und Cembalo war Teil des Ganzen und die Musik pulsierte nur so von spritziger Spielfreude. Der Ablauf des ersten Satzes hörte sich an wie eine lange Vorbereitungsphase auf die so geniale Cembalo-Kadenz, die Dirk Boerner mit viel expressivem Drängen ausspielte. Die Klangbalance – das Cembalo mit voll geöffnetem Deckel, so dass sich der Klang voll in Richtung Publikum entfalten konnte – blieb sowohl in den solistischen als in den Tutti-Passagen bewahrt. Ein denkbar gelungener Einstieg in den Abend!

Vitale und kultivierte Vortragsweise
Mit der gleichen instrumentaltechnischen Versiertheit sang danach der Solist Pablo Valetti den melodischen Schmelz des Violinkonzerts a-Moll BWV 1041 aus, vor allem im Andante-Satz. Wie der Solist hier die „liegenden“ Töne ohne jedes Vibrato anging, um dann beim Ende der Phrase mit einem leichtem Vibrato-Ansatz das Timbre wechselte, bestätigte sein sicheres Stilbewusstsein. Flott und unbeschwert kam die ganze barocke Spielfantasie der Ecksätze zum Tragen.

Das durch und durch kammermusikalische Grundkonzept des Ensembles kam natürlich der Interpretation der Triosonate für Flöte, Violine und Basso continuo in G-Dur BVW 1038 zugute. Die warme Tongebung der historischen Holzflöte, die variantenreiche Geschmeidigkeit der Violine und die sonore Grundierung der B.C.-Gruppe garantierten eine fast schwerelose Bach-Interpretation.

Als würdigen Abschluss hatten sich die „Café Zimmermann“-Musiker für die bekannte Suite für Flöte, Streicher und B.C. in h-Moll BWV 1067 entschieden. Hier durfte sich die leider anonyme Flötistin mit einer vitalen und kultivierten Vortragsweise noch einmal vorteilhaft in Szene setzen. In jedem Moment blieb sie in völliger klanglicher Übereinstimmung mit dem Gesamtensemble. Erneut führten die sieben Musiker eine Spielfreude und eine instrumentale Autorität bester Schule vor.

Für den verdienten lauten und langen Applaus bedankte sich das Ensemble mit dem Allegro-Teil der Ouvertüre und dem unumgänglichen Air aus der D-Dur-Suite.
(Loll Weber / Foto: Willy De Jong )