Vor einiger Zeit hatte der neue Erzbischof Jean-Claude Hollerich, den Wunsch geäußert, einen Gottesdienst in seiner Heimatgemeinde Differdingen zu feiern. Am dritten Adventswochenende war es soweit: Der Oberhirte wurde nach der offiziellen Begrüßung von Bürgermeister Claude Meisch, Schöffe Roberto Traversini und mehreren Ratsvertretern sowie den beiden Pfarrern Denis Wellisch und Jean-Marie Kapata unter den Orgelklängen von Patrick De Rond feierlich in die voll besetzte Fousbanner Kirche geleitet.
Bevor der Erzbischof der Messfeier vorstand, hielt er darauf, seine Familie herzlich zu umarmen und die Gläubigen zu segnen.
Im Namen des Pfarrverbandes hieß Jean Mambourg den hohen Gast willkommen in der Kirche, in der er getauft wurde und an dem Ort, an dem er die ersten Lebensjahre verbracht hatte. Pfarrer Denis Wellisch schloss sich diesen Worten an und freute sich, den Erzbischof in seiner Heimatpfarrei zu begrüßen, mit der ihn sicherlich viele Erinnerungen verbinden würden. Der dritte Adventssonntag werde treffend auch als „Dimanche de la joie“ bezeichnet. Nachdem die vereinigten Chöre unter der Leitung von Adriana Dragan „Bonne Nouvelle“ gesungen hatten, traten die Kinder vor, um den Leitspruch des Erzbischofs „Annuntiate“ in verschiedenen Sprachen vorzutragen.
In seiner Predigt wandte sich Jean-Claude Hollerich als erstes in einfachen und scherzhaften Worten an die Kinder, die sich nun auf die Weihnachtsbescherung freuen würden. Das Schönste an einem Geschenk sei die Liebe, die sich darin ausdrücke. Gott habe uns das größte Geschenk gemacht, denn er sei Mensch geworden, um unter uns zu sein und er sei gestorben wie wir alle, um unsere Erfahrung zu teilen. Ein großes Fest gelte es vorzubereiten, und im Advent würden wir auf das Weihnachtsfest und Christus warten. „Gott, op dee mer waarden, ass schonn do, iwwerall do, wou ee Léift gesäit”, so der Erzbischof. Dies sei der Fall beim Besuch im Krankenhaus, im Pflegeheim, in der menschlichen Annahme von Flüchtlingen. Gott sei in unserer Mitte, doch viele Menschen seien mit Blindheit geschlagen und würden die Präsenz Gottes nicht merken. Zugang zu anderen finde man über die Sprache. Um mit Gott zu sprechen, müsse man die Sprache Gottes, die Sprache der Liebe lernen und sie im Alltag gebrauchen. Diese drücke sich auch in unserem Engagement für Kranke und Arme aus. Dann würden auch die Menschen in die Kirche zurückkommen, der nachgesagt werde, sie sei alt und müde und am Ende, so der Redner. Der Erzbischof bedankte sich bei allen für ihre Einsatzbereitschaft und wünschte, dass Weihnachten zum Geschenk Gottes werde.
Vor dem Abschlusssegen überreichten die „Fénkelcher“ von der katholischen Kinderorganisation dem Erzbischof den Erlös von 1 500 Euro aus ihrem Kartenverkauf zugunsten eines Waisenhauses in Fukushima. Im Namen der Pfarrei schloss sich Pfarrer Wellisch mit einer Spende von 3 000 Euro an. Der Gast bedankte sich herzlich und wies auf die ärmlichen Verhältnisse dieses Waisenhauses hin, das nach dem Tsunami fast die zehnfache Zahl an Kindern aufnehmen musste. Beim anschließenden Empfang durch die Gemeindeverwaltung, dankte Bürgermeister Claude Meisch, umgeben von Schöffe Roberto Traversini und mehreren Ratsmitgliedern, dem Erzbischof dafür, dass er die große Verantwortung seines Amtes übernommen habe und überreichte ihm einen Erinnerungsband an die Stadt Differdingen sowie eine Spende von 1 000 Euro.
„Et gëtt gesot: Suë maachen net glécklech, mee si hëllefen, vill Leit glécklech ze maachen“, kommentierte der Erzbischof die großzügigen Spenden. (AgKra)