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Ab 2013 im neuen Erlebnisbad „Aquasud“

Fast dreieinhalb Stunden dauerte die Diskussion um das neue, in Oberkorn geplante Sport- und Freizeitbad mit großem Wellness- und Fitnessbereich in der jüngsten Sitzung des Differdinger Gemeinderats. Zur Abstimmung stand die Konvention über Bau und Bewirtschaftung des zukünftigen Erlebnisbades, das in Form eines „Public-Private-Partnership“ (PPP) umgesetzt werden wird. CSV- und LSAP-Opposition, die sich bis dato mit diesem Verfahren einverstanden erklärt hatten, meldeten nun Bedenken an.

Woran man sich auf den Bänken der Minderheit hauptsächlich stieß, war die Tatsache, dass in diesem Fall nicht – wie bei einem PPP eigentlich üblich – der private Partner für die Vorfinanzierung verantwortlich zeichnen soll, sondern die Gemeinde. Bürgermeister Claude Meisch (DP) begründete dies mit der Tatsache, dass eine Gemeinde zu günstigeren Bedingungen eine Kreditlinie aufnehmen könne. CSV und LSAP stritten nicht ab, zu Beginn die Idee eines PPP mitgetragen zu haben, allerdings seien im Laufe der zweieinhalbjährigen Vorbereitungen des endgültigen Vertragsentwurfs immer mehr Ungereimtheiten in dem Papier aufgetaucht, die nun Kopfzerbrechen bereiten würden. Man hätte ein klassisches „Public-Private-Partnership“ bevorzugt, hieß es von den beiden Oppositionsparteien.

Moderate Eintrittspreise
Nach seiner Fertigstellung im Jahr 2013 soll das Erlebnisbad dann von einem privaten französischen Unternehmen mit Namen „Vert-Marin“ gemanagt werden. Dieses Unternehmen verfüge über das nötige Know-how, habe in Frankreich bereits über 70 Bäder dieser Art verwirklicht, so der Gemeindevorsitzende. Die Konvention, über die es abzustimmen galt, hat eine Gültigkeit von 25 Jahren. Die Eintrittspreise für das neue Bad mit Namen „Aquasud“ stehen ebenfalls schon fest und wurden bewusst moderat gehalten. Der Besuch des Schwimmbads wird mit fünf Euro berechnet, die Nutzung von Schwimmbad und Wellness soll neun Euro kosten, derweil eine Monatskarte für das Gesamtangebot mit 39 Euro veranschlagt wurde. Diese Preise könnten vom Betreiber ohne Zustimmung der Gemeinde auch nicht erhöht werden, hieß es von der Majorität.

Die Baukosten für das neue Bad im zukünftigen „Parc des Sports“ in Oberkorn belaufen sich auf 39 Millionen Euro. Mit dem „Enregistrement“ wurden sich die Gemeindeverantwortlichen einig, dass die gesamte Mehrwertsteuer in Höhe von 6 Millionen Euro erstattet wird. Zuzüglich der errechneten staatlichen Bezuschussung von 4 Millionen Euro bleiben etwa 29 Millionen Euro zulasten der Gemeinde Differdingen.

Am Unterhalt der neuen Infrastruktur wird sich die Gemeinde jährlich mit 1,5 Millionen Euro beteiligen, alle anderen Folgekosten trage der Betreiber. Im Vergleich zu den jetzigen Unterhaltskosten für die veralteten Schwimmbäder in Oberkorn und Niederkorn, die bei 1,8 Millionen Euro im Jahr liegen, stelle das eine Einsparung von 300 000 Euro dar und das bei einem besseren Angebot und modernsten Einrichtungen. Claude Meisch sprach vom ersten kommunalen PPP in dieser Form in Luxemburg. Er sieht in der Errichtung dieses Freizeitbads eine Aufwertung nicht nur für Differdingen, sondern für die gesamte Region.

Die bestehenden gedeckten Schwimminfrastrukturen in der Gemeinde bezeichnete der Vorsitzende als veraltet, zu klein und nicht mehr normkonform. So ist denn auch vorgesehen nach der Eröffnung von „Aquasud“ die Bäder in Oberkorn und Niederkorn abzureißen. Das Freibad in Oberkorn wird in das Projekt integriert. Eingangs erinnerte Claude Meisch auch daran, dass die Opposition sowohl im Juli 2008 einstimmig bejaht hatte, den Weg eines PPP einzuschlagen, als auch im März 2009 Grünes Licht für den Masterplan des zukünftigen „Parc des Sports“ gegeben hatte. Das neue Schwimmbad stellt bekanntlich das erste konkrete Projekt von besagtem Sportpark dar, wo des Weiteren noch ein Parkhaus sowie ein Fußballstadion mit 1 800 Sitzplätzen entstehen sollen. Weiter sprach Meisch von einer transparenten Vorgehensweise des Schöffenrats, der die Ratsmitglieder stets über alle Schritte informiert und auch zu den Sitzungen mit den beratenden Unternehmen eingeladen hatte.

CSV und LSAP schossen scharf
Das sahen CSV und LSAP allerdings anders und schossen entsprechend scharf. Tom Ulveling (CSV) sprach davon, dass hier Äpfel mit Birnen vermischt würden. Er verlangte nach einer Kostenaufstellung, die zeige, dass eine Bewirtschaftung der Anlage durch ein Privatunternehmen tatsächlich von Vorteil für die Gemeinde sei. „Uns wird vorgerechnet, dass Hunderttausende von Euros im Jahr eingespart werden können. Diese Vergleiche beziehen sich aber auf die alten Infrastrukturen. Was es die Gemeinde tatsächlich kosten würde, das neue Bad in Eigenregie zu betreiben, wurde nicht vorgelegt“, meinte er. Zudem sah der CSV-Sprecher es mit einer gewissen Skepsis, dass die Gemeinde sich via Konvention für 25 Jahre an den Betreiber binden werde. Auch die Rechnung von Claude Meisch, dass die Kommune in diesen 25 Jahren mehr als 10 Millionen Euro sparen könne, rang Tom Ulveling nicht mehr als ein Stirnrunzeln ab. Pierrette Schambourg (CSV) sah die Opposition hinters Licht geführt, da „es sich hierbei nicht mehr um einen richtigen PPP handelt“, sondern um eine abgewandelte Form eines solchen Vertrags, den die Majorität nach ihren Vorstellungen ausgelegt habe.

Erni Muller (LSAP) bemängelte, dass die Opposition nicht genügend in die Planungen eingebunden worden sei und ihr bewusst Informationen vorenthalten wurden. Die Sozialisten befürchten zudem den Abbau von Arbeitsplätzen und Dumpinglöhne für die Angestellten, die ja dann aus den Reihen der Belegschaft der Betreiberfirma kommen. Von den kommunalen Beschäftigten müsse niemand um seine Arbeitsstelle fürchten, meinte Claude Meisch daraufhin. Das Blut der Majoritätsvertreter so richtig in Wallung brachte Erni Muller aber mit seinem Einwand, der Wellness- und Fitnessbereich des Schwimmbads sei völlig überdimensioniert und entspreche nicht dem Bevölkerungsprofil der Differdinger Einwohner.

Georges Liesch (Déi Gréng) erklärte daraufhin, seine Partei wolle sich ausdrücklich von dieser Aussage distanzieren. „Wer so argumentiert, sagt, dass die Differdinger Einwohner, von denen viele aus der Arbeiterschicht kommen, ein solches Angebot weder verdienen, noch zu schätzen wissen“, ärgerte er sich. „Ech schloe gläich de Kopplabunz“, echauffierte sich auch Bürgermeister Claude Meisch angesichts all dieser Kritiken. An die Adresse der LSAP meinte er, dass die Sozialisten wie ein Mann hinter ihren zwei Meinungen stehen würde, zudem wehrte er sich vehement gegen das ihm vorgeworfene, geplante Outsourcing. Bei der Abstimmung zeigte sich die Opposition jedoch standhaft und verweigerte der Konvention ihre Zustimmung, die schließlich nur mehrheitlich mit den Stimmen von DP und Grünen verabschiedet werden konnte.

Nathalie Rovatti

Foto:
Der neue Schwimm- und Wellnesstempel, der in Oberkorn verwirklicht wird, ist nicht nach jedermanns Geschmack. Das bestehende Freibad wird integriert, wie diese Illustration zeigt.

Illustration: M3 Architectes