Die Gemeinde Wintger blättert erneut im Geschichtsbuch ihrer Dörfer und schlägt dabei das Kapitel Boxhorn auf (Text von John Lamberty)
Wintger. Buscore, Boklesshorn, Bockschoren, Buchshorn,… Im Laufe der Jahrhunderte hat die Ortschaft Boxhorn ihren Namen in Akten und Annalen in mehr als einer Variante hinterlassen. Könnte dessen Herkunft auch ganz einfach auf eine „buckelähnliche Anhöhe“ zurückzuführen sein, so lässt man sich vor Ort von solch banalen Erklärungen doch nicht gleich ins Bockshorn jagen …
Ein Dorf mit sprichwörtlichem Stolz
Immerhin war gerade dieses „Bockshorn“ in manchen Gefilden einst auch als Bezeichnung für die Osterfeuer geläufig, durch die angeblich auch schon mal junge Burschen oder Mädchen hindurchgejagt wurden. Eine Interpretation, die doch schon deutlich spannender klingt – und so eigentlich auch viel besser zu den zahlreichen Sagen und Erzählungen passt, die sich seit jeher um das Dörfchen ranken.
Wer sich auf eine lehrreiche Reise durch die Fakten und Fiktionen der Lokalgeschichte entführen lassen will, der ist nun am Sonntag, dem 3. Juli 2022 um 15 Uhr im Kulturzentrum goldrichtig, wo die kommunale Commission pour la conservation du patrimoine et du souvenir erneut durch alte Zeiten streift und diesmal in einer historischen Filmdoku eben Halt in Boxhorn macht. Und an manch mythenumwobener Stelle in der direkten Umgebung. So wie etwa am Ort genannt a Béischend am uralten Weg zwischen Boxhorn und Clerf, der im Laufe der Zeit ebenso als Lieblingsplatz des Teufels wie als Siedlungsstätte mittelalterlicher Tempelritter Geltung erlangt hat …
Jenseits solch leidenschaftlicher Legenden liest sich die Geschichte Boxhorns aber über die Jahrhunderte wie jene so vieler kleiner Dörfer im Ösling. Ein Landleben, geprägt von harter bäuerlicher Arbeit, vom Alltagsrythmus zwischen Acker und Altar und von Zeiten der Armut und der Auswanderung.
Apropos Auswanderung: Als 1828 rund 100 Luxemburger ihr ganzes Hab und Gut verkauft hatten, um nach Südamerika auszuwandern, in Bremen allerdings ohne Aussicht auf eine Schiffspassage wieder umkehren mussten, siedelte man die völlig verarmten Rückkehrer nicht nur an jenem als Nei Brasilien und später als Grevels bekannt gewordenen Ort an. Nein, eine kleine Gruppe ließ sich auch um Béicherich bei Boxhorn nieder, wo sie sich spärliche Blech- und Holzhütten mit zugewanderten Arbeitern aus ganz Europa teilten, die hier als Tagelöhner beim Bau des Maas-Mosel-Kanals bei Hoffelt ihr Brot verdienen wollten.
Doch auch die Boxhorner selbst legten bisweilen schon mal Hand ans Rad der Weltgeschichte. So etwa 1798, als man sich aktiv am Klëppelkréich-Aufstand gegen die Franzosen beteiligte.
Auf ewig gelandet im Kollektiven Gedächtnis
Und unvergessen sind vor Ort natürlich auch all jene, die nicht aus Boxhorn stammen, ihr Leben aber dennoch für die Freiheit des ganzen Landes opfern mussten. Darunter auch die sechs getöteten Besatzungsmitglieder jenes britischen Kriegsflugzeugs, das am 21. März 1945 bei Boxhorn im Wald zerschellte und dort bis heute als mahnende Erinnerung liegt. Dies, umgeben von Grab- und Gedenktafeln – und für immer gelandet im kollektivem Gedächtnis.
Sonntagskino in Wintger
Die Dokumentation über Boxhorn wird am Sonntag, den 3. Juli 2022 um 15 Uhr, im Kulturzentrum in Wintger auf Großleinwand gezeigt. Der Film durchstreift mit Bildern von gestern und heute alle Epochen der Lokalgeschichte. Jedermann ist herzlich willkommen; der Eintritt ist frei.