Mehrmals totgeschlagen, aber nicht kaputt!
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Nach 1945 war es das stadtbekannte Geschäft Schoeman in der Luxemburger Bahnhofstrasse. Daran erinnere ich mich so gut, da meine Familie, die Schumacher, an fast jedem Sonntag abend an dem Geschäft Schoeman vorbeiging, zum nahen Ciné Victory, wo wieder ein so schöner deutscher Heimatfilm gespielt wurde. Dabei bewunderten wir immer wieder die herrliche Leuchtfassade des Schoeman Geschäftes. Die erste Leuchtfassade an dem unteren Teil der Bahnhofstrasse, nach 1945.
Zu dem Geschäft Schoeman hatte mein Vater Louis Schumacher-Pleiser, Coiffeurmeister im Grund, eine besondere Beziehung, da Herr Schoeman unser Lieferant für Parfüm edelster Klasse und Haarwasser (schnell wieder Haare. auf dem Glatze) war.
Als ich endlich zwölf Jahre alt wurde, durfte ich jeden Freitag, zwischen 12.00 und 14.00 Uhr zum Schoeman Geschäft zum Einkaufen gehen. Und wenn dieser nette Herr Schoeman gut gelaunt war, bekam ich sogar 20% Rabatt anstatt meckrige 10%.
Unangenehm war nur, dass ich unterwegs zwei Kerle aus dem Grund begegnete. Beide Bärenstark und so auch das Aussehen. Unten Muskel, auf dem Bauch Muskel und im Kopf geringe Muskel. Immerhin hatten sie es im Grund bis zur 4. Klasse Grundschule geschafft, und jetzt besuchten sie mit 16 Jahren einmal in der Woche eine Sonderschule im Bahnhofsviertel. Besuchen ist eigentlich zu viel geschrieben, denn gesehen wurden sie nur wenig in der Schule.
Und wenn beide Kerle nicht in der Schule waren, benötigten sie eine Entschuldigung, unterschrieben durch Vater oder Mutter. Nur dass Vater und Mutter nichts von ihrer Abwesenheit in der Schule wissen durften, denn sonst gab es fürchterliche Schläge. Und schreiben, das konnten die beiden Grennesch nicht.
Ergo warteten beide Kaliber aus dem Grund auf mich, und schrien: Laui (von meinem Vater mit dem Vornamen Louis), wenn du uns keine Entschuldigen schreibst, schlagen wir dich tot!
Und ich nahm die beiden"Hochschulstudenten" aus unserer Unterstadt Grund sehr ernst.
Was ich schrieb, waren Briefe voller Poesie. Wie Geehrter Herr "Lährer", ich freue mich, Ihnen wieder einmal schreiben zu dürfen. Mein Sohn Jang würde so gerne die Schule besuchen. Da wir aber 10 Kinder zu Hause haben, die unsere Baracke fast schon abgerissen haben, wird unser Jungli dringend zu Hause benötigt. Ja, der Jang ist herzensgut. Und er wird bestimmt das nächste Mal wieder in der Schule sein. Bei seinem guten Lehrer, der ihm so sehr ans Herz gewachsen ist.
Als der Lehrer bei Sicht der Entschuldigung bemerkte, wieso die Mutter einigermassen gut Deutsch schreibe, anwortete der Jangli: Ja, es geht schon, aber wissen sie Herr "Lährer", bei uns zu Hause sprechen wir nur Französisch!