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Die Andy- Schleck-Show

Luxemburger siegt zum zweiten Mal nach 2008 bei der Gala Tour de France

Andy Schleck heißt der Sieger der diesjährigen Auflage der Gala Tour de France. Zwei Runden vor Schluss setzte der diesjährige Zweite der Tour de France zur Attacke an und fuhr im Alleingang unter riesengroßem Jubel der Ziellinie entgegen. Zweiter wurde der Belgier Philippe Gilbert vor dem Iren Nicolas Roche. Den Sprintwettbewerb gewann der Weltmeister von 2008, Alessandro Ballan aus Italien.

Die 14. Auflage der vom ACC Contern organisierte Gala Tour de France hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Trotz der eher schlechten Wettervorhersagen hatten sich fast 60 000 Zuschauer im Bahnhofsviertel eingefunden, um ihre Idole anzufeuern. Und sie wurden trotz einstündiger Verspätung nicht enttäuscht – auch weil der Regen ausblieb. Bereits Stunden vor dem Start hatten sich unzählige Fans in der Avenue de la Liberté eingefunden und wurden auf der Suche nach den besten Plätzen fündig. Mit Tröten und Vuvuzuelas, wie man es eigentlich nur vom Fußball gewöhnt ist, stimmten sich die Leute ein und die Fanclubs der Luxemburger Fahrer ließen sich von der musikalischen Unterhaltung inspirieren.

Gestern Abend ging es in erster Linie darum, die Gebrüder Schleck, Andy und Fränk hautnah zu erleben, doch auch die beiden anderen Luxemburger Profis, Laurent Didier und Ben Gastauer, genossen große Beliebtheit unter den Zuschauern. Dessen konnte man sich auch überzeugen, als sich die vier Profis vor dem Rennen auf einem gelben Doppeldeckerbus präsentierten.

„Es ist eine hervorragende Stimmung hier und es macht einen schon stolz, vor eigenem Publikum fahren zu dürfen“, meinte Didier, dessen Aufgabe es gestern – wie eigentlich die gesamte Saison über – war, seine beiden Leader bei ihrer Triumphfahrt zu unterstützen.

Überhaupt zeigten sich die Fahrer beeindruckt von der Kulisse. „Es ist unglaublich, was sich hier abspielt. Was zwei Brüder in einem Land alles bewegen können“, meinte Stefano Garzelli. Auch der belgische Meister Stijn Devolder, der die Nationalfarben seines Landes auf seinem Rad verewigt hat, staunte nicht schlecht: „Ich hätte nicht mit so vielen Leuten gerechnet. Dies motiviert uns noch mehr, eine große Show zu liefern.“

Jeder, der anwesend war, hoffte natürlich auf einen Doppelsieg der Gebrüder Schleck. In welcher Reihenfolge, war den meisten egal, auch wenn Andy wohl die meisten Anfeuerungen auf sich zog. Auch die Konkurrenz wusste ganz genau, wie der Ausgang des Rennens zu lauten hatte. „Natürlich will ich hier Spaß haben, doch ich will mir ganz gewiss keine Feinde machen. Dies hier ist das Schleck-Territorium“, konnte sich Fabian Wegmann ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Für Fränk Schleck, der zum ersten Mal nach seinem Sturz auf der dritten Etappe bei der Tour de France ein Rennen fuhr, war es eine große Ehre, sich gestern den Zuschauern zu präsentieren. „Wir werden hervorragend unterstützt und auf diesem Weg können wir den Leute Danke sagen.“ Er schickte gleich eine Kampfansage an seinen Bruder hinterher: „Ich will dieses Rennen gewinnen.“

Sein jüngerer Bruder, der natürlich sein weißes Trikot des besten Jungprofis der Tour trug, hatte die Ansage zur Kenntnis genommen. „Soll er es ruhig probieren, mal sehen, ob er am Ende mithalten kann. Ich will diese Gala zum zweiten Mal gewinnen. Dafür werde ich alles tun.“ Am Ende sollte der 25-Jährige auch Recht behalten und die Zuschauer kamen auf ihre Kosten.
VON MARC SCARPELLINI (TEXT) UND FERNAND KONNEN (FOTOS)